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Ursula Weber: Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n. Chr.
Shabuhr_Sakenkoenig_Sohn_Hormezd-I Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Šābuhr, Sakenkönig, König von Hind(estān), Sagestān

© Dr. Ursula Weber - 06.07.2024 C Seite 1/8

Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister

Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches

NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion

ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.

ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen



Šābuhr, Sakenkönig, König von Hind(estān), Sagestān
und Tūrān bis zur Küste des Meeres,
Sohn Hormezds I. [ŠPs I-II]




Titelblatt der Prosopographie:
Felsrelief von Naqš-i Raǰab I: Šābuhr I. und sein Hofstaat.
Foto: Prof. J. Wiesehöfer, Kiel




Inhaltsverzeichnis:

I. Quellen (B) ...................................................................................................................................... 2
II. Prosopographie (P) "Šābuhr, Sakenkönig, König von Hind(estān), Sagestān" .............................. 3
III. Literatur (L) ...................................................................................................................................... 8
IV. Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................................... 8
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Šābuhr, Sakenkönig, König von Hind(estān), Sagestān

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I. Quellen (B)

ŠPs-I (mp.):
E.F.Schmidt, Persepolis. Bd 1-3. Chicago 1953. →hier Bd I. Structures, Reliefs, Inscriptions (1953)
Pl.157.
H.S.Nyberg, A Manual of Pahlavi. Part I. Texts. Wiesbaden 1964 [S. XXIII: Bibliographie zu den Pers-
epolis-Inschriften.] - Part II. Idiograms, Glossary, Grammatical Survey. Wiesbaden 1974.
R.N.Frye, The Persepolis Middle Persian Inscriptions from the Time of Shapur II. In: Acta Orientalia
30(1966) 83-93.

M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (SSI). Leiden, Téhéran-Liège (1978) 492-494.(Acta
Iranica.18.) (Textes et Mémoires.VIII.)
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YBLWN W PWN ZNḤ r's-y ZY MDM sthr-y BYN ʻL skstn ʻZLWN W PWN krpkyh-y L-TNḤ ʻL ststwn-y
Y'TWN 'P-š LHM' BYN L-ZNḤ BYT' ʻŠTḤ 'P-š wrhr'n ZY nhw-'whrmzd-y skstn hndrcpt (= W) nrsh-
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'pryn-y krt-y 'P-š
NPŠḤ rwb'n 'pryn-y krt-y 'P-š ʻLḤ-c 'pryn-y krt-y MNW ZNḤ m'n-y krt-y (= yzdt-y?) y'd.

Übers.: "Im Monat Spandārmad, im zweiten Jahr unter der Regierung Seiner Zoroastrischen Majestät
Šāpūr, des Königs der Könige von Ērān und Anērān, dessen Herkunft von den Göttern ist.
Zu jener Zeit, als Šāpūr, der Sakenkönig, König von Hindustān, Sakien und Tūrān bis zur Küste
des Meeres, er, der Sohn Seiner Zoroastrischen Majestät Hormizd, des Königs der Könige von
Ērān und Anērān, dessen Herkunft von den Göttern ist, vom Hofe dieser Ihrer Majestät (Pl.!) seinen
Abschied erhalten hatte, und auf dieser Straße, auf der von Istaxr nach Sakien, reiste, und huldvoll
hierher nach Persepolis kam, da aß er Brot in diesem Gebäude, und mit ihm zusammen waren: Wa-
rehrān 'Naxwe-Hormizd', der Handarzebed ('Rat') von Sakien, und Narseh, der Magier, aus dem
Hause Warāzān, und Wēn, aus dem Hause Rēw-Mihrān, der Satrap von Zarangien, und Narseh,
der Sekretär ('Schreiber'), und andere persische und sakische Adlige, sowie Zarangier und Abge-
sandte aus den Provinzen und Häuptlinge. Und er veranstaltete eine große Lustbarkeit, und er ließ
Götter-Kulte durchführen, und er betete für seinen Vater und seine Vorfahren, und er betete für Šāpūr,
den König der Könige, und er betete für seine eigene Seele, und er betete auch für diesen, der dieses
Gebäude hatte erbauen lassen. ..? ..? ..".


ŠPs-II (mp.)
M.Back Die sassanidischen Staatsinschriften (SSI). Leiden, Téhéran-Liège (1978) 495-497.(Acta
Iranica.18.) (Textes et Mémoires.VIII.)
BYRH tyr MDM ŠNT XVIII YWM 'whrmzd-y 'MT 'NḤ slwk-y ZY y'wyt-šhpwhr-y W k'wr-y d'twbr ʻL
ststwn-y Y'TWN HWḤ-m 'P-m HN' n'mk-y MḤ MN MDM npšt-y YKʻYMWN MḤ šhpwhr-y ZY sk'n MLK'
prm't npštn-y 'P-m prm't-y ptpwrsyt 'P-m 'pryn-y krt-y 'YK šhpwhr-y ZY MLK'-n MLK' GBR'-n p'rswm-y
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yzd'n W šhpwhr-y ZY MLK'-n MLK' hwp-y MDMḤ-t W 'NḤ-c ʻBD-k HN' krt-y ʻBYDWN-n MḤ yzd'n W
ʻLḤ-šn ʻLHY'-n šhpwhr-y ZY MLK'-n MLK' krpk-y MDMḤ-t W MN TNḤ drwdst pr'c ʻL BB' ZY ʻLḤ-šn
ʻLHY'-n YHMTWN-n W ʻLḤ ʻLHY' šhpwhr-y ZY MLK'-n MLK' PWN krpkyh-y (= W) drwdst HZYTN-n W
TWB PWN krpkyh-y drwdst ʻL k'wr Y'TWN-n.

Übers.: "Im Monat Tīr, im 18. Jahr (der Regierung), am Hormizd-Tag (war es), als ich Seleukos,
Richter von Yāwēd-Šāpūr und Kāwar, nach Persepolis kam. Und jene Inschrift, die oberhalb hiervon
geschrieben steht, sie, die Šāpūr, der Sakenkönig, schreiben ließ, die befahl ich vorzulesen. Und ich
betete darum, daß Šāpūr, der König der Könige, der beste der Menschen unsterblich sei und in ewiger
Herrschaft, und daß Šāpūr, der Sakenkönig, lang lebe und immer Taten vollbringe, die den Göttern
und Šāpūr, dem König der Könige, gut erscheinen mögen. Und daß auch ich, (sein) Diener, solche
Taten vollbringe, die den Göttern und dieser Ihrer Majestät (= Pl.!) Šāpūr, dem König der Könige,
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Šābuhr, Sakenkönig, König von Hind(estān), Sagestān

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fromm erscheinen mögen, und daß ich von hier sicher hin zum Hofe dieser Ihrer Majestät (= Pl.!) ge-
lange und ihn, Seine Majestät (Sg.!) Šāpūr, den König der Könige, huldvoll und gesund sehe. Auch
daß ich wiederum in Huld und gesund nach Kāwar zurückkehren möge".

II. Prosopographie (P) "Šābuhr, Sakenkönig, König von Hind(estān), Sa-
gestān und Tūrān bis zur Küste des Meeres"
Zwei mittelpersische Inschriften aus Persepolis, ŠPs I-II, die sich am südlichen
Eingang zum Thronsaal des Königs Dareios befinden, gewähren ungewohnte Einbli-
cke in den Alltag und die religiöse Gedankenwelt von Mitgliedern sāsānidischer Ge-
sandtschaften an den Königshof.
In der Inschrift [ŠPs-I] berichtet Šābuhr, der Sakenkönig, König von Hindustān,
Sagestān und Tūrān bis zur Küste des Meeres [ŠPs-I], der Sohn Seiner Zoroastri-
schen Majestät Hormezds, des Königs der Könige von Ērān und Anērān, dass er im
zweiten Jahr der Regierung Šābuhrs II. (309-379) auf seiner Rückreise von Iṣṭaḫr
nach Sagestān einen Kurzaufenthalt in Persepolis (311) eingelegt habe. Dort habe er
mit vier hohen namentlich genannten Würdenträgern, ferner mit persischen und saki-
schen Adligen, sowie Zarangiern und Abgesandten aus den Provinzen und Häuptlin-
gen ein großes Fest gefeiert und Götterkulte durchgeführt. An diesem Ort habe er für
seinen Vater, seine Vorfahren, für den šāhān šāh Šābuhr II., für seine eigene Seele
und für den Erbauer dieses Hauses gebetet.
In der zweiten Inschrift [ŠPs-II] erwähnt der Richter Seleukos von Yāwēḏ-Šāpūr
und von Kāwar, dass er im 18. Jahr der Regierung Šābuhrs [II.] auf dem Wege zum
Königshof (327) einen Halt in Persepolis eingelegt habe. Dort entdeckte er die oben
erwähnte Inschrift [ŠPs-I] Šābuhrs, des Sagān šāh, und bat sie vorzulesen. Ebenso
wie der Initiator der ersten Inschrift versäumt es der Richter Seleukos nicht, für
Šābuhr II. zu beten und ihm, dem Besten der Menschen, Unsterblichkeit und ewige
Herrschaft zu wünschen. Gleichzeitig erbittet er für den Sakenkönig Šābuhr ein lan-
ges Leben und gute Taten, die den Göttern und dem Großkönig wohl gefällig er-
scheinen möchten. Letzteres erbittet er auch für sich selbst. Seleukos erhofft sich
abschließend eine von Wohlwollen geprägte Audienz beim Großkönig und eine si-
chere Heimreise nach Kāwar.
Zunächst soll auf die erste Persepolis-Inschrift eingegangen werden, die einen
hohen Würdenträger, den Sakenkönig Šābuhr, den Sohn seiner Zoroastrischen Ma-
jestät Hormezd und Vorsteher einer Gesandtschaft1 an den sāsānidischen Königshof,
vorstellt. Name und Persönlichkeit des Sakenkönigs Šābuhr2 sind der Nachwelt allein
durch diese zwei Persepolis-Inschriften [ŠPs 1-2]3 bekannt. Über seine Lebensdaten,
den Beginn und das Ende seines politischen Werdegangs und auch über seine Stel-
lung innerhalb der königlichen Familie, finden sich keine weiteren Nachrichten. Nur

1 Zu den Würdenträgern der Gesandtschaft im Gefolge des Sakenkönigs Šābuhr [ŠPs-I] gehörten,
streng nach protokollarischem Rang angeordnet, Warehrān, Sohn des Naxwe-Hormizd', handarzbed
(Rat) der Provinz Sagestān, ferner Narseh, Magier (mowbed) aus dem adligen Hause der Wārāz,
dann Wēn, Sohn von Rēw-Mihrān, der šasab (Satrap) von Zarangien ein, und als letzter an vierter
Stelle keinen dibīrbed, Hauptschreiber, sondern den nachgeordneten dibīr, den Schreiber Narseh.
2 Zum Namen: Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes (1972) 34a; 64a. -
M.Back, SSI (1978) 260, Nr. 325a. - Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse épigra-
phique (1986) 161, Nr. 858. - Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 5f.
3 ŠPs I-II (mp.): M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (SSI). Leiden, Téhéran-Liège (1978)
492-494; 495-497.(Acta Iranica.18.) (Textes et Mémoires.VIII.) - H.S.Nyberg, A Manual of Pahlavi.
Part I. Texts. Wiesbaden 1964 [S. XXIII: Bibliographie zu den Persepolis-Inschriften.] - Part II. Idio-
grams, Glossary, Grammatical Survey. Wiesbaden 1974. - R.N.Frye, The Persepolis Middle Persian
Inscriptions from the Time of Shapur II. In: Acta Orientalia 30(1966) 83-93.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Šābuhr, Sakenkönig, König von Hind(estān), Sagestān

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zwei, aber entscheidende Hinweise zu seiner Person liegen vor: Šābuhr trägt erstens
den Titel eines Königs der Saken und verwaltete im Jahre 311 das flächenmäßig
sehr große Vizekönigtum von Sagestān, Hind(estān) und Tūrān bis zur Meeresküste.
Der zweite Hinweis betrifft seine Abstammung von einem Großkönig mit Namen
Hormezd.
Wer von den zwei für das 3. bis 4. Jahrhundert bekannten Königen mit Namen
Hormezd könnte der Vater dieses Sakenkönigs sein, Hormezd II. (302-309) oder e-
her →Hormezd I. (270/72-273)? Bislang hatte die opinio communis diesen Sakenkö-
nig für einen Sohn Hormezds II. und Bruder Šābuhrs II. gehalten4. Ob diese Zuwei-
sung an Hormezd II. gerechtfertigt ist, bleibt umstritten5.
M.Azarnoush6, der sich gründlich mit den Familienverhältnissen Šābuhrs II. be-
schäftigt hatte, war zu dem Ergebnis gekommen, dass dieser Vizekönig Šābuhr von
Sagestān, Hind(estān), Tūrān bis zur Küste des Meeres, weder Sohn Hormezds II.
noch (Halb-) Bruder Šābuhrs II. sein könnte. Azarnoushs These lässt sich durch die
exakte Datierung der Gesandtschaft König Šābuhrs von Sagestān in das Jahr 311
n.Chr. begründen: Danach habe sein Besuch in Persepolis im zweiten Regierungs-
jahr Šābuhrs II., im Jahre 311, stattgefunden [ŠPs-I].
Zu diesem Zeitpunkt war Šābuhr II. aber noch ein Kleinkind von 2 Jahren7, sein
vermeintlicher Bruder Šābuhr von Sagestān dagegen ein Erwachsener und als Vize-
könig einer flächenmäßig sehr großen Provinz eingesetzt. Die stellvertretende Regie-
rung Šābuhrs II. setzte alles daran, die Stellung des noch unmündigen Regenten zu
stärken und die drei älteren, wohl für die Thronfolge befähigten Brüder8, auszuschal-
ten. Aus innenpolitischen und dynastischen Gründen hätte sich der Sakenkönig
Šābuhr, falls er wirklich ein Sohn Hormezds II. gewesen wäre, in großer Gefahr be-
funden: Die Verfolgung der älteren Brüder Šābuhrs II. ging so weit, dass Ādur-
Narseh abgesetzt und ein anonymer Bruder geblendet wurde. Dem verhafteten Bru-
der Hormisdas gelang die Flucht ins Römische Reich9. Man darf mit Sicherheit an-

4 E.Herzfeld, Paikuli 1(1924) p. 121 [Text und Übers.]; 44: "The inscription Persepolis [II!] I, dated 311
A.D., year 2 of Sháhpuhr II, is written by Sháhpuhr Sakánsháh who was certainly a Sasanian prince-
governor, and apparently a son of Hormizd II King of kings of Iran and non-Iran". →50: "Therefore,
Sháhpuhr Sakánsháh seems to have been an elder brother of Sháhpuhr II, for this king was certainly
a posthumous son of Hormizd II, crowned before his birth, as a Sasanian Porphyrogennetos". -
E.F.Schmidt, Persepolis I(1953) 223 note 11. -
R.N.Frye, The Persepolis Middle Persian Inscriptions from the Time of Shapur II. In: Acta Orientalia
30(1966) 87: "In line 3 the existence of a son of Ohrmazd II, Shapur king of the Sakas, is known only
from this inscription". -
V.G.Lukonin, Kul'tura Sasanidskogo Irana p. 128-129. Lukonin identifiziert den Sakenkönig als Sohn
Hormezds II. s. S. 129: "Dem Sohn Hormizd II., Šapur, dem Herrscher von Sakastan, begegnen wir
auch in der Inschrift Pers. II". -
M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (1978) 492-494 (ŠPs-I); 495-497(ŠPs-II); 518 Anm.
360-362; 362: "Šāpur, der Sakenkönig ist demnach ein Bruder (wohl von einer Nebenfrau des Hor-
mizd) des regierenden Herrschers, der zu diesem Zeitpunkt noch ein Kind und erst am Anfang seiner
siebzigjährigen Regierungszeit stand". -
W.Felix, Antike literarische Quellen zur Außenpolitik des Sāsānidenstaates 1(1985) 128: "(Im Übrigen
sind als weitere Söhne von Hormizd II. bekannt: Šāpūr der Sakenkönig - nicht mit dem späteren
Šāpūr II. zu verwechseln -, durch zwei Inschriften aus Persepolis belegt und in der Inschrift Persepolis
I Z.1.3 als Sohn Hormizds bezeichnet; ...". -
Dagegen: M.Azarnoush, Šâpûr II, Ardašîr II, and Šâpûr III: another Perspective. In: AMI n. F. 19(1986)
219-247; hier 224.
5 M.Back, SSI(1978) 492 →Seite 157: Inschrift des Sakenkönigs Šābuhr in Persepolis [ŠPs-I].
6 M.Azarnoush, ibid. (1986) 223-225.
7 Zu den Thronstreitigkeiten nach dem Tode Hormezd II. und der Thronbesteigung Šābuhrs II.
→U.Weber, Hormezd II., König der Könige von Ērān und Anērān. In: IrAnt 51(2016) 313-360.
8 Zu den acht Söhnen und einer Tochter Hormezds II. s. U.Weber, ibid. (2016); hier 340-348.
9 So wurde ein namenlos gebliebener Prinz geblendet, um ihn von der Thronfolge auszuschließen.
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nehmen, dass auch Šābuhr von Sagestān dieses Schicksal gedroht hätte. Auch die
Tatsache, dass zwei Brüder einer regierenden Königsfamilie denselben Namen ge-
tragen hätten, veranlassten E.Herzfeld und M.Azarnoush10, den Sakenkönig nicht für
einen Sohn Hormezds II. und Bruder Šābuhrs II. zu halten.
N.Schindel, R.Gyselen und C.Jullien11 schlossen sich der wohl begründeten Mei-
nung M.Azarnoushs an, der im Sakenkönig Šābuhr eher einen Sohn Hormezds I.
(270/72-273) erkannte. Aus dieser Schlussfolgerung ergibt sich, dass Hormezd I.
neben dem schon durch die Šābuhr-Inschrift bekannt gewordenen Sohn Hormezdag
[ŠKZ I 21]12 noch einen zweiten männlichen Nachkommen hinterlassen hat, den Sa-
kenkönig Šābuhr. Vermutlich wurde er aber erst nach Fertigstellung (262) der
Šābuhr-Inschrift geboren13.
Während der ältere Bruder Hormezdag [ŠKZ I 21] bei der Thronfolge nach dem
Tode seines Vaters Hormezd I. nicht zum Zuge kam und auch später in den Quellen
nicht mehr auftaucht, erlebte sein jüngerer Bruder, der Sakenkönig Šābuhr [ŠPs I-II]
als König von Hindustān, Sakien und Tūrān bis zur Küste des Meeres einen steilen
Aufstieg zum Vizekönig. In welchem Jahr und von welchem Großkönig Šābuhr von
Sagestān mit dieser Aufgabe beauftragt wurde, lässt sich wohl nicht mehr ermitteln.

Überraschenderweise tauchte der Name dieser sehr großen Provinz zum ersten
Mal knapp fünfzig Jahre früher, im Jahre 262, auf: Die Šābuhr-Inschrift (262) bestä-
tigt Narseh als Vizekönig dieser umfangreichen Provinz: Sagestān, Hind(estān) und
Tūrān bis zur Küste des Meeres14; zu welchem Zeitpunkt er seine Tätigkeit dort auf-
gab und dann als König von Armenien eingesetzt wurde, kann nicht eindeutig festge-
legt werden: Wahrscheinlich ernannte Wahrām I. (273-276) Narseh zum König von
Armenien, um ihn für die Nichterfüllung seines Anspruchs auf den sāsānidischen Kö-
nigsthron zu entschädigen. Dagegen nehmen P.O.Skjaervø und M.-L.Chaumont an,
dass bereits Hormezd I. Narseh zu seinem Nachfolger berufen habe15.
Rückblickend ist in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass eine lückenlose
Chronologie der Vizekönige und territoriale Gebietsverluste dieser Provinz in der
Zeitspanne von 262 bis 311 wegen mangelnder Quellen nicht erstellt werden kön-
nen. Desungeachtet sollen gesicherte historischen Fakten den Hintergrund der Er-
eignisse als Grundlage vorstellen.
Fest steht, dass Wahrām II. (276-293) in den achtziger Jahren des 3. Jahrhunderts
den Aufstand des Rebellen Ormies im Osten des Reiches nach ca. zehnjährigem
Kampf niedergeschlagen und danach seinen Sohn Wahrām [III.] zum Sakenkönig
ernannt habe [NPi II b 1]. Es bleibt aber ungewiss, ob der neue Sakenkönig der
ehemals großen Provinz Sagestān, Hind(estān), und Tūrān bis zur Meeresküste vor-

10 E.Herzfeld, Paikuli (1923) 49: ..."and since it is highly improbable that two brothers should have
bourne the same name". - M.Azarnoush, ibid. (1986) 224.
11 N.Schindel, Shapur II. Historisches. In: SNS III/1(2004) 240, der sich auf eine Untersuchung von
Azarnoush bezieht. - R.Gyselen/C.Jullien, Le Sakastān sous Husraw Ier. Approches croisées. In: Ca-
hier de Studia Iranica 53(2015) 85-113. - M.Azarnoush, ibid. (1986) 219-247; hier 223-225; 229.
12 Die Šābuhr-Inschrift (262) kennzeichnet Hormezdag [ŠKZ I 21] als Sohn des Königs von Armenien,
Ohrmezd-Ardašīr, des späteren Hormezds I.
13 Andererseits ist es aber auch nicht ausgeschlossen, dass der Sakenkönig Šābuhr, falls er der ältere
der beiden Brüder sein sollte, wegen einer eventuellen niedrigen Abstammung seiner Mutter nicht in
die Šābuhr-Inschrift aufgenommen wurde.
14 Ph.Huyse, ŠKZ 1(1999) 47, § 34: 24.
15 H.Humbach/P.O.Skjaervø, NPi 3.2(1983) 11: "On his accession [Hormezd I.] the title was obviously
passed on and in 293 Narseh held the title. Possibly he received it from Ohrmazd I". - →M.-L. Chau-
mont, Recherches sur l'histoire d'Arménie de l'avènement des Sassanides à la conversion du
royaume (1969) 91.

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stand oder ob er nach den kriegerischen Auseinandersetzungen territoriale Verluste
hinnehmen musste.
In den folgenden Thronstreitigkeiten nach dem Tod Wahrāms II. (293) besiegte
Vizekönig Narseh von Armenien den unrechtmäßig an die Macht gekommenen
Wahrām III., den ehemaligen Sakenkönig Wahrām. Wer in der folgenden Zeitspanne,
angefangen von Narsehs Thronerhebung von 293 bis nach seinem Tod (302) und
daraufhin unter Narsehs Sohn Hormezd II. bis 309 und unter Šābuhr II. bis 311 Sa-
gestān mit oder ohne die weiteren Teilgebiete verwaltete, bleibt im Ungewissen.
Man darf vorzugsweise annehmen, dass Großkönig Narseh als ehemaliger Vize-
könig dieser großen Provinz den Sakenkönig Šābuhr, den Sohnes Hormezds I. zum
Vizekönig von Sagestān ernannt habe. Wenn diese Schlussfolgerung der Realität
entspreche, dann hätte Großkönig Narseh dem Sohn seines älteren Bruders,
Hormezds I., die Provinz zukommen lassen.




Abb. 1: Ohrmezd-Ardašīr [der spätere Hormezd I.] als Kronprinz
mit Thronfolgersymbol an der kolāh
Felsrelief von Naqš-i Raǰab I: Šābuhr I. und sein Hofstaat. Foto: J. Wiesehöfer, Kiel

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Abb. 2: Ohrmezd-Ardašīr [der spätere Hormezd I.] als Kronprinz
mit Thronfolgersymbol an der kolāh. Ausschnitt.
Foto: J.Wiesehöfer





Abb. 3: Genealogie der Sāsāniden im 3. Jahrhundert n.Chr.

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III. Literatur (L)
Quellen:
ŠPs I-II (mp.):
M.Back, Die sasanidischen Staatsinschriften. Leiden, Téhéran-Liège (1978) 492-494; 495-497.(Acta
Iranica.18.)(Textes et Mémoires.VIII.) - E.Herzfeld, Paikuli. Monument and Inscription of the Early
History of the Sasanian Empire. Bd 1-2. Berlin1924. - hier: Bd. 1(1924) 121-122; Bd 2(1924) Pl. 212.
- E.F.Schmidt, Persepolis I: Structures, Reliefs, Inscriptions. Chicago (1953) 223 Anm. 11, Pl. 157. -
R.N.Nyberg, A Manual of Pahlavi. Part I. Texts. Wiesbaden (1964) [S. XXIII: Bibliographie zu den
Persepolis-Inschriften.] - Part II. Idiograms, Glossary, Grammatical Survey. Wiesbaden 1974. -
R.N.Frye, The Persepolis Middle Persian Inscriptions from the Time of Shapur II. In: Acta Orientalia
30(1966) 83-93.

Name:
Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes. London (1972) 34a: šḥpwḥry; 64a:
šḥypwḥr.(Corpus Inscriptionum Iranicarum. Supplementary Series.I.) - M.Back, Die sasanidischen
Staatsinschriften. Leiden, Téhéran-Liège (1978) 260, Nr. 325a.(Acta Iranica.18.)(Textes et Mé-
moires.VIII.) - Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse épigraphique. Wien (1986)
161, Nr. 858.(Iranisches Personennamenbuch. II,2.)

Geschichte:
M.-L.Chaumont, Recherches sur l'histoire d'Arménie de l'avènement des Sassanides à la conversion
du royaume. Paris 1969. - V.G.Lukonin, Kul'tura Sasanidskogo Irana. Iran v III - V vv. Očerki po
istorii kul'tury. Moskva (1969) 128-129. - W.Felix, Antike literarische Quellen zur Außenpolitik des
Sāsānidenstaates. Bd I. (224-309). Wien (1985) 128.(Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften, phil.-hist. Kl.456.)(Veröffentlichugen der Iranischen Kommission.18.) -
M.Azarnoush, Šâpûr II, Ardašîr II, and Šâpûr III: Another Perspective. In: Archäologische Mitteilungen
aus Iran N.F. 19(1986) 219-247. - A.Nikitin, Notes on the Chronology of the Kushano-Sasanian
Kingdom. In: Coins, Art, and Chronology. Essays on the pre-Islamic History of the Indo-Iranian Border-
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IV. Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Ohrmezd-Ardašīr [der spätere Hormezd I.] als Kronprinz mit Thronfolgersymbol an der
kolāh Felsrelief von Naqš-i Raǰab I: Šābuhr I. und sein Hofstaat. Foto: J. Wiesehöfer, Kiel ................. 6
Abb. 2: Ohrmezd-Ardašīr [der spätere Hormezd I.] als Kronprinz mit Thronfolgersymbol an der
kolāh. Ausschnitt. Foto: J.Wiesehöfer .................................................................................................. 7
Abb. 3: Genealogie der Sāsāniden im 3. Jahrhundert n.Chr. ........................................................... 7