Bitte nutzen Sie zum Drucken den Knopf rechts in der Symbolleiste direkt oberhalb des Dokuments. Die Druckfunktion Ihres Browsers liefert ansonsten leider keinen korrekten Ausdruck.
Ursula Weber: Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n. Chr.
Sasan_Sohn_des_Orsig 1
Vorwort
Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister

Griechisches Wörterverzeichnis
Karte des Sāsānidenreiches

ŠKZ I: Genealogie
ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.

ŠKZ IV: Hofstaat Š
ābuhrs I. ŠKZ V: Frauen



Sāsān, Sohn des *Orsig [ŠKZ II 1]

B:
ŠKZ: mpI 28: s<s<n ZY <wlsyk<n = Sāsān ī *Orsigān; paI 22: s<sn <wrnwkn = Sāsān *Orsigān; grI
54: ???????? ???? ????????? - Übers.: mp. (für) Sāsān, den Sohn des *Orsig; pa. Sāsān, der Sohn
des *Orsig; gr. (an) Sāsān, den (Sohn) des *Orsig.
P:
S
āsān, Sohn des *Orsig, stand an der Spitze von acht Würdenträgern im Hofstaat
König P
ābags [ŠKZ I 6] von Staxr. Dieser recht kleine Hofstaat entsprach der gerin-
gen Bedeutung eines Königs der Persis. Die Mitglieder dieses Hofstaates sind durch
die Šābuhr-Inschrift namentlich bekannt. Sie werden auf Anweisung des Großkönigs
durch ein tägliches Opfer geehrt. Ein Vergleich der Größenverhältnisse ist aufschluß-
reich: Im Gegensatz zu König P
ābag umgab sich Ardašīr I. [ŠKZ I 8] in seinem Hof-
staat mit 31 Würdenträgern, Š
ābuhr I. aber bereitsmit 67 Würdenträgern.
Die Aufnahme von König P
ābags Hofstaat in die Šābuhr-Inschrift ist in zweierlei Hin-
sicht bemerkenswert: Š
ābuhr I. hat offenbar den ersten König seiner Dynastie ehren
und auch sein Andenken einer weiteren Öffentlichkeit erhalten wollen.
Die Eroberung der Stadt Staxr durch Pābag um 205/06 n.Chr.1 war ein Meilenstein
beim Aufstieg der S
āsānidenherrschaft. Hier ließen sich Pābag, Šābuhr, Sohn
P
ābags [ŠKZ I 7], und Ardašīr zu Königen krönen. Staxr entwickelte sich im Laufe
der Zeit zu einem "politisch-administrativen, religiös-kultischen und ideologisch wich-
tigen Platz"
2 im Sās
ānidenreich. Dies war der Ort, an dem Sāsān [ŠKZ I 5], der Grün-
der der S
āsānidendynastie nach der iranischen Tradition als Oberpriester am Heilig-
tum der Göttin An
āhitā gewirkt hatte.
Neben S
āsān, Sohn des *Orsig, gehörten noch folgende Würdenträger zum Hofstaat
König P
ābags auf den Rängen zwei bis acht: Farrag, Sohn des Farrag [ŠKZ II 2],
*Wahr
āmbād, Sohn des *HŌrag [ŠKZ II 3], AspŌ
rag, Sohn des AspŌrag [ŠKZ II 4],
Puhrag
, Sohn des Mardēn [ŠKZ II 5], *Zīg, der Zeremonienmeister [ŠKZ II 6],
Š
ābuhr, Sohn des Wēzān [ŠKZ II 7] und Šābuhr, Sohn des MihrŌzān [ŠKZ II 8]. Ver-
gleicht man die Namen dieser Würdenträger, so fällt auf, daß nur einer von ihnen
einen Titel trägt, die anderen sieben dagegen nur durch ein Patronymikon hervorge-
hoben sind. Wie schon M.-L.Chaumont3 erkannte, wird Pābag bei seiner Erhebung
gegen den König
Ğūzihr von Staxr militärische Unterstützung nicht nur von von den


1 R.Altheim-Stiehl, Das früheste Datum der sasanidischen Geschichte, vermittelt durch die Zeitan-
gabe der mittelpersisch-parthischen Inschrift aus Bīšāpūr. In: AMI N.F. 11(1978) 113-16. - ead., Die
Zeitangaben der mittelpersischen Dipinti in der einstigen Synagoge zu Dura-Europos. In: Boreas
5(1982) 152-59. - Kl.Schippmann, Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches (1990) 12f.
- W.Sundermann, Shapur's Coronation. The Evidence of the Cologne Mani Codex reconsidered and
compared with other texts. In: BAI n.s. 4(1990) 295-99. - L.Richter-Bernburg, Mani's Dodecads and
Sasanian chronology. In: ZPE 95(1993) 71-80. 2 J.Wiesehöfer, Istachr. In: Der Neue Pauly 5(1998) 1146.
3 M.-L.Chaumont, Pāpak, roi de Staxr, et sa cour. In: JA 247(1959) 175-191.
2
eigenen Angehörigen, sondern auch von den vornehmsten Familien der Persis erfah-
ren haben.
Die Ämterstruktur war unter König P
ābag noch nicht so ausgewiesen, wie dies unter
den späteren Großkönigen der Fall war. Das Ansehen der einzelnen Würdenträger
im Hofstaate König P
ābags kam noch nicht durch Adelsprädikate oder Titel, sondern
allein durch ein Patronymikon zum Ausdruck, das als Beweis der Zugehörigkeit zu
einer im militärischen Kampf bewährten Familie gelten konnte.
Nach den chronologischen
4 Angaben der Bīšābuhr-Inschrift des Schreibers →Afsā
[ŠVŠ] fällt die Lebenszeit der Würdenträger im Hofstaat König P
ābags in die Jahr-
zehnte des ausgehenden zweiten und beginnenden dritten Jahrhunderts n.Chr.
Weder zur Person des S
āsān, Sohn des *Orsig, noch zu seinem Vater finden sich in
den Quellen irgendwelche Anhaltspunkte. Ebenso sind die Gründe für S
āsāns her-
ausragenden ersten Rang im Hofstaat König P
ābags unbekannt.
Es sei angemerkt, daß der Name S
āsān5 in frühsāsānidischer Zeit weit verbreitet ist
und vor allem durch den Dynastiegründer der S
āsāniden Berühmtheit erlangt hat.

L:
Quellen:
ŠKZ: M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften. Leiden, Téhéran 1978. (AcIr.18.) - Ph.Huyse,
Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Ka
>ba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 1-2. London 1999.(CII P.III,
1,1, 1-2.)


Name:

F.Justi, Iranisches Namenbuch. Marburg (1895) 291. - Repr. Hildesheim 1963. - M.Back, SSI (1978)
256, Nr. 300a. - Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse épigraphique. Wien (1986)
156f., Nr. 827. (IPNB II,2.) - Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 115.

Staxr:

M.-L.Chaumont, Le Culte d'Anāhitā à Staxr et les premiers Sassanides. In: RHR 153(1958) 154-175.
- ead., Pāpak, roi de Staxr, et sa cour. In: JA 247(1959) 175-191. - ead., Où les rois sassanides
étaient-ils couronnés? In: JA 252(1964) 58-75. - ead., Le culte de la déesse Anāhitā (Anahit) dans la
religion des monarques d'Iran et d'Arménie au I
er siècle de notre ère. In: JA 253(1965) 167-181. - Chr.
Brunner, Geographical and administrative Divisions: settlements and economy. In: CHI 3.2(1983)
751. - M.-L.Chaumont, Anāhīd. III. The Cult and its diffusion. In: EncIr I(1985) 1006-1009. -
R.Gyselen, La géographie administrative de l'empire sassanide. Les témoignages sigillographiques.
Paris (1989) 59 Nr. 39. (Res Orientales.I.) - J.Wiesehöfer, Die 'dunklen Jahrhunderte' der Persis.
Untersuchungen zu Geschichte und Kultur von Fārs in frühhellenistischer Zeit (330-140 v.Chr.). Mün-
chen (1994) 64 et passim. - M.Streck/[-G.C.Miles], I§'akh
r. In: EI2 IV(1997) 219-222. -
A.D.H.Bivar/M.Boyce, E§'aÂr. I. History and archaeology. II. As a Zoroastrian religious center. In:
EncIr VIII(1998) 643-646. - J.Wiesehöfer, Istachr. In: Der Neue Pauly 5(1998) 1145-1146.

Chronologie:

R.Altheim-Stiehl, Das früheste Datum der sasanidischen Geschichte, vermittelt durch die Zeitangabe
der mittelpersisch-parthischen Inschrift aus Bīšāpūr. In: AMI N.F. 11(1978) 113-116. - ead., Die Zeit-
angaben der mittelpersischen Dipinti in der einstigen Synagoge zu Dura-Europos. In: Boreas 5(1982)
152-159. - Kl.Schippmann, Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt
(1990) 12f. - W.Sundermann, Shapur's Coronation. The Evidence of the Cologne Mani Codex recon-
sidered and compared with other texts. In: BAI n.s. 4(1990) 295-299. - L.Richter-Bernburg, Mani's
Dodecads and Sasanian chronology. In: ZPE 95(1993) 71-80.


4 s. Anm. 1. 5 Zur wissenschaftlichen Diskussion des Namens Sāsān s. F.Justi, Iranisches Namenbuch (1895)
291. - M.Back, SSI (1978) 256, Nr. 300a. - Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse
épigraphique (1986) 156, Nr. 827. - Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 115.