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Ursula Weber: Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n. Chr.
Sagbus_Jagdmeister Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Sagbus, Jagdmeister [naxčīrbed]

© Dr. Ursula Weber - 09.05.2024 C Seite 1/9

Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister

Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches

NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion

ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.

ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen


Sagbus, Jagdmeister [naxčīrbed]
[ŠKZ III 29]



B:
ŠKZ: M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften [SSI]. Leiden, Téhéran 1978. (Acta Iranica.18.) -
Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 1-2. London
1999.(Corpus Inscriptionum Iranicarum. P. III, 1,1, 1-2.)
ŠKZ: mpI 30: sgpwsy ZY nhcyrpt = Sagbus ī naxčīrbed; paI 24: skpws nhšyrpty = Sagbus naxčīrbed;
grI 59: A     - Übers.: Sagbus, den Jagdmeister.

Xenophon:
Anabasis. Übers., Einleitung und Anmerkungen von H.Vretska. Stuttgart (1965) 16: I 2,7: "Hier besaß
Kyros ein Schloss und einen großen Park voll wilder Tiere, die er vom Pferde aus zu jagen pflegte,
sooft er sich und seine Rosse üben wollte".

Ammianus Marcellinus: Römische Geschichte. Lateinisch und Deutsch und mit einem Kommentar
versehen von W.Seyfarth. Teil 3, Buch 22-25. 3. unveränderte Aufl. Berlin 1986. - hier Buch 24,5,2;
24,6,3.
24,5,2: erat etiam in hac eadem regione extentum spatium et rotundum loricae ambitu circumclausum
destinatas regiis uoluptatibus continens feras, ceruicibus iubatis leones armisque hispidos apros et
ursos, ut sunt Persici, ultra omnem rabiem saeuientes et alia lecta immania corpora bestiarum. quas
omnes diffractis portarum obicibus equites nostri uenatoriis lanceis et missilium multitudine con-
foderunt.
24,6,3: utque lassitudine succederet quies opportuna, in agro consedimus opulento arbustis et uitibus
et cupressorum uiriditate laetissimo, cuius in medio diuersiorum opacum est et amoenum gentiles
picturas per omnes aedium partes ostendens regis bestias uenatione multiplici trucidantis; nec enim
apud eos pingitur uel fingitur aliud praeter uarias caedes et bella.

Übers.: Römische Geschichte. Ed. W.Seyfarth. T. III (1970) 24,5,2: "In dieser Gegend [bei Seleukeia-
Ktesiphon] befand sich ein ausgedehntes kreisförmiges Gelände, das mit einem festen Gatter umge-
ben war und für das Jagdvergnügen des Königs bestimmte wilde Tiere enthielt: Mähnen-Löwen, Eber
mit borstigen Flanken, Bären, die, wie in Persien üblich, in übermäßiger Wildheit wüten, und andere
ausgesuchte wilde Tiere. Sie alle schossen unsere Reiter, nachdem die Riegel der Tore erbrochen
waren, mit Jagdspeeren und vielen Geschossen zusammen". -
24,6,3: "Jetzt sollte auf die ermüdende Anstrengung zunächst eine willkommene Ruhepause folgen,
und so lagerten wir uns in einem reichen Gelände, das mit seinen Gehölzen, Weingärten und grünen
Zypressen einen freundlichen Anblick bot. Mitten in diesem Gelände lag ein schattiges und liebliches
Lustschloss, das in allen Räumen Gemälde im einheimischen Stil aufwies. Sie zeigten den König, wie
er in vielen Jagdarten wilde Tiere erlegte..."

Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Sagbus, Jagdmeister [naxčīrbed]

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Turfantext M31 (mp.): Text in Transliteration nach M.Boyce, A Reader in Manichaean Middle Persian
and Parthian. Texts with Notes. Leiden, Téhéran (1975) 44f.(Acta Iranica.9.)(Textes et Mémoires.II.)
Dt. Übers.: Die Gnosis. Dritter Band: Der Manichäismus. Unter Mitwirkung von J.P.Asmussen, eingel.,
übers. und erläutert von A.Böhlig. Zürich, München (1980) 95-96.
95: Die Schicksalsstunde Manis vor dem König der Könige Bahram I., nach dem mittelpersi-
schen Text M3: ---- [Mani] --- kam, als wir, ich Nūḥzādag der Dolmetscher, der Schreiber (?) Kuschtai
und der Perser Abzaḥyā, von ihm [zusammengerufen] worden waren. Und der König war beim Mahl
und hatte noch nicht die Hände gewaschen. Und die Gefolgsmänner kamen herbei und sagten: "Mani
ist gekommen, und er steht an der Tür". Und der König sandte dem Herrn eine Botschaft: "Warte eine
Weile, bis ich selbst zu dir kommen kann". Und der Herr setzte sich wieder auf der einen Seite der
Wache (?) (des Fensters ?), bis der König die Hände gewaschen hatte, weil er 96 gerade im Begriff
war, auf die Jagd zu gehen. Und er stand von dem Bankette auf und legte eine Hand auf die Königin
der Saken und die andere auf Kardēr, den Sohn Ardawans, und kam zum Herrn heran. Und als An-
fang seiner Worte an den Herrn sprach er so: "Du bist nicht willkommen!" [Und der Her]r antwortete:
"Aus welchem Grund? Habe ich etwas Böses getan?" Und der König sagte: "Ich habe einen Eid ge-
schworen, dich nicht in dieses Land kommen zu lassen". Und im Zorn sprach er so zum Herrn: "Ah,
wozu hat man euch nötig, da ihr weder in den Krieg zieht noch die Jagd treibt? Aber vielleicht
seid ihr für dieses Doktern und dieses Arzneibringen nötig? Und nicht einmal dieses tut ihr!"
Und der Herr antwortete in dieser Weise: "Ich habe Euch gar nichts Böses getan. Im Gegenteil habe
ich immer Euch und Eurer Familie Wohltaten erwiesen. Und viele und zahlreich sind Eure Diener, aus
denen ich Dämonen und Teufelinnen heraus[getrieben] habe. Und viele sind es gewesen, die ich von
ihrer Krankheit habe aufstehen lassen. Und viele sind es gewesen, von denen ich allerlei Arten von
Fieber und Frösteln abgewandt habe. Und viele sind es gewesen, die zum Tode gekommen sind, und
die ich [zum Leben zurückgerufen] habe".

Karnamag ī Ardaxšēr ī Pābagān:
La geste d'Ardashir fils de Pâbag. Kārnāmag ī Ardaxšēr ī Pābagān. Traduit du pehlevi par F.Grenet
(2003) 103: ch. XI, 5-6: [XI,1: Un jour Ardashir alla à la chasse...]; XI, 5-6: Les généraux, les grands,
les nobles, les courtisans, quand ils virent cela, demeurèrent interdits, et tous allèrent trouver le Mage
des Mages...; XI,6: Le Mage des Mages, le général en chef de l'Iran, le chef des gardes, le chef des
scribes, le grand conseiller des courtisans, allèrent devant Ardashir, tombèrent face contre terre, ...
Auch wenn diese Quelle spätsāsānidische Züge trägt, so darf man davon ausgehen, dass die
Jagdsitten zur Zeit Ardašīrs I. auch maßgeblich blieben für die Könige der folgenden Jahrhunderte:
Die Hofgesellschaft und die höchsten Würdenträger des Reiches begleiteten den Großkönig auf der
Jagd.



P:
Sagbus [ŠKZ III 29]2, Jagdmeister unter →Ardašīr I. [ŠKZ I 8], nimmt im Hofstaat
des Großkönigs unter 31 Würdenträgern den drittletzten Rang ein. Diese niedrige
Platzierung täuscht auf den ersten Blick, denn Sagbus war als Jagdmeister am
sāsānidischen Königshof mit der Berufsbezeichnung naxčīrbed3 wohl für das gesam-

1 W.B.Henning, Mani's Last Journey. In: BSOAS 10(1942) 949-950. - Wiederabgedr. In: Selected
Papers. Band II. Leiden, Téhéran (1977) 81-93. (Acta Iranica.15.)(Hommages et Opera Minora.VI.) -
Engl. Übers. in J.P.Asmussen, Manichaean Literature. Delmar, New York (1975) 54.(Persian Heritage
Series.22.)
2 Zur Diskussion des Namens Sagbus s. Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes
(1972) 33a; 63a. - M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften [SSI] (1978) 256, (301). -
Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse épigraphique (1986) 155, Nr. 821. -
Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 2. (1999) 148: wo-
bei die Ableitung des Namens von altiran. *spaka- 'Hund' oder altiran. *Saka- 'Saker' erörtert wird.
Ph.Huyse bevorzugte die erste Version. - R.Schmitt, Personennamen in parthischen epigraphischen
Quellen (2016) 191, Nr. 438.
3 Zu Sagbus' Berufsbezeichnung 'naxčīrbed' s. M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften [SSI].
Leiden, Téhéran (1978) SSI (1978) 236, Nr. (222). - D.Harnack, Parthische Titel, vornehmlich in den
Inschriften aus Hatra. In: F.Altheim/R.Stiehl, Geschichte Mittelasiens im Altertum. Berlin (1970) 545. -
Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 148f.
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Sagbus, Jagdmeister [naxčīrbed]

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te sāsānidische Jagdwesen, für einen sehr wichtigen Lebensbereich des Großkönigs,
verantwortlich. Da die Jagd schon in achaimenidischer Zeit ein Privileg des Adels
war, dürfte die Stellung des Sagbus als Jagdmeister besonders herausgehoben ge-
wesen sein; von daher ist es unabweislich, dass Sagbus selbst ein Angehöriger des
sāsānidischen Adels war. Die Aufgaben und die Bedeutung eines Jagdmeisters las-
sen sich anhand der Quellen wie Xenophons Kyropaideia und Anabasis wie auch
durch mittelpersische Quellen wie das Kārnāmag und andere bildliche Zeugnisse
erschließen.
Weitere Nachrichten zur Person des Sagbus, der nur durch die Šābuhr-Inschrift be-
kannt ist, finden sich in anderen Quellen nicht.
Nach diesen Quellen spielte die Jagd im Leben der Könige eine herausragende
Rolle, diente der Repräsentation und war "Ausdruck königlicher Macht und Stärke"4.
Mit welch großem Aufwand eine Jagd veranstaltet wurde, schildert das Kārnāmag5
und das Šāhnāme6. Danach begab sich der König im Kreise der Mitglieder seines
Hofstaates und der ersten Würdenträger seines Reiches in prächtiger Ausstattung
auf die Jagd7, an der auch Frauen8 der Hofgesellschaft und auch als Musikantinnen
teilnahmen. Es handelte sich bei diesen Anlässen wohl nicht um eine alltägliche
Jagd, sondern wegen ihrer außergewöhnlichen Prachtentfaltung um königliche Jagd-
veranstaltungen.
Neben der königlichen Repräsentation dienten die Jagden aber auch der körperli-
chen Ertüchtigung und waren eine gute Vorbereitung für das Kriegshandwerk9. Trai-
niert wurden die Reitkunst, der Umgang mit den Waffen und die Unerschrockenheit
gegenüber wilden Tieren. Nach der Jagd versammelte sich die Jagdgesellschaft in
dem mit seltenen Pflanzen und Bäumen bestandenen A bei einem ausge-
dehnten Mahl, das von Musik begleitet wurde. Das mittelpersische Turfanfragment
M310 berichtet, wie →Wahrām I.11 bei einem solchen Festgelage nach einer Jagd von
→Mānī gestört wird, ihn warten lässt und später den Religionsstifter im Beisein der
Königin der Saken und des Würdenträgers →Kerdīr, Sohn des Ardawān [ŠKZ IV 61],
vorwurfsvoll fragt, zu welchem Nutzen bist du da? Du ziehst weder in den Krieg noch
gehst du auf die Jagd... und wies ihn als einen Störenfried ab mit dem Hintergedan-
ken, dass er zu Nichts von Nutzen sei.

4 M.Alram, Die Kunst im Sasanidenstaat. In: 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Ira-
nischen Nationalmuseum in Teheran (2000) 272.
5 Kārnāmag →B: Quellentexte. - →auch N.G.Garsoïan, Prolegomena to a Study of the Iranian As-
pects in Arsacid Armenia (1976) 184.
6 Nach W.Knauth/S.Nadjmabadi, Das altiranische Fürstenideal von Xenophon bis Ferdousi (1975) 115
Anm. 19: Ferdowsis Schahnameh. A Revision of Vuller's Edition by Said Naficy, Teheran Beroukhim
1934 (1313 H.) - 1936 (1315 H.): IX (43) S. 2869 v. 3438ff.
7 Dabei ist festzustellen, dass die Tradition der Jagdsitten große Kontinuität bewies: K.Erdmann [Die
sasanidischen Jagdschalen. In: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen 57(1936) 196 Anm. 1]
macht "auf einen Bericht des Megasthenes vom Hof von Pāṭaliputra (Fragment 27, überliefert durch
Strabo, Buch XV)" [→FHG. Ed. C.Müller. T. II (1848) 423] aufmerksam, der stark an die beiden Jagd-
darstellungen an den Seitenwänden des Ṭāq-i Bustān erinnert.
8 A.Sh.Shahbazi, Hunting in Iran i. In the Pre-Islamic Period. In: EncIr XII,6(2004) 577-580: "Sasanian
hunting parties spectacular occasions (Šāh-nāma [Moscow], VII, pp. 340f.; IX, pp. 211f.). Interestingly
women of the noble class were allowed to participate in the hunt (Nāma-ye Tansar, p. 23), and they
are indeed shown accompanying Ḫosrov Parvēz in the hunting panels of Ṭāq-e Bostān".
9 Xenophon, Kyropaideia I 2,10.
10 →Kerdīr, Sohn des Ardawān [ŠKZ IV 61]: →S. 4 Anm. 19.
11 Nach der überzeugenden Argumentation des Koptologen I.Gardener handelt es sich hier nicht um
Wahrām I., sondern um König Narseh, jüngster Sohn Šābuhrs I., als er noch Vizekönig von Sagestān
war →I.Gardner, Mani at the Court of the Persian Kings. Leiden, Boston (2015) 177ff.: Excursus on
the Middle Persian Text M3.(Nag Hammadi and Manichaean Studies.87).
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Sagbus, Jagdmeister [naxčīrbed]

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Die Jagden fanden nach altorientalischem Vorbild nicht in der freien Natur12, son-
dern in großen naturbelassenen 13 statt, die entweder durch Mauern oder
durch Zäune eingefriedet waren. Gejagt wurde auf Löwen14 (Abb. 4), Bären, Leopar-
den, Eber15, Hirsche (Abb. 3), Büffel, Stiere, Wildesel und Bergziegen.
Die Verbreitung des Jagdmotivs hat in vielen Sparten der orientalischen Kunst ih-
ren Niederschlag gefunden und spiegelt die Vielfalt jagdlicher Kultur wider. Für die
sāsānidische Zeit sind vor allem die silbernen Jagdschalen16 und die gut erhaltenen
Jagdszenen am Ṭāq-i Bustān17 zu nennen. Nach den bildlichen Darstellungen auf
den sāsānidischen Silberschalen zu urteilen gehörten neben dem Eber auch Löwen,
Leoparden, Bären, Hirsche, Bergziegen, Büffel, Stiere und Wildesel zum bevorzugten
Wild.
Die früheste Darstellung eines Sāsānidenkönigs auf der Jagd, im Kampf mit zwei
Löwen, zeigt →Wahrām II. in Begleitung der Königin, des Kronprinzen und des mow-
bed →Kerdīr [ŠKZ IV 51], auf dem Relief von Sar Mašhad (Abb. 4). Das Relief zeigt
einen dominierend groß dargestellten König im Kampf mit einem Löwen, während ein
zweiter schon niedergestreckt zu seinen Füßen liegt. An seiner charakteristischen mit
Flügeln geschmückten Krone ist die Deutung des Königs als Wahrām II. zweifelsfrei
geklärt. Die Dramatik des Geschehens zeigt sich vor allem in der Geste des Königs.
Es ist der Moment festgehalten, in dem Wahrām II. sich schützend vor eine weibliche
Person, die Königin, stellt, wobei er mit der linken Hand ihren rechten Unterarm um-
fasst. H. von Gall18 glaubte im Löwenkampf Wahrāms II. nicht eine "wirkliche histori-
sche Jagd", sondern eher eine "allegorische Jagddarstellung" zu sehen, wie schon
vor ihm A.D.H.Bivar19 diese Szene gedeutet hatte. A.D.H.Bivar geht noch weiter, er
vergleicht den Kampf gegen die beiden Löwen mit den zwei politischen Gegnern, die
das Königtum Wahrāms II. bedrohten: Einerseits der römische Kaiser Carus durch
seinen gefährlichen Kriegszug und die Eroberung Ktēsiphōns, andererseits der Re-

12 Xenophon, Anabasis I 5,2-3 (Ed. P.Masqueray [51970]). - Eine Ausnahme ist hier die lebhafte
Schilderung einer Jagd in freier Wildbahn, da sie während eines Kriegszuges stattfindet.
13 Das griechische Wort paradeisos ist ein Lehnwort aus dem Persischen, mp. *pardēz, und bezeich-
net 'umzäuntes Gehege': s. W.Fauth, Der königliche Gärtner und Jäger im Paradeisos (1979) 5; 7-8;
15. - Xenophon, Anabasis I 2,7: Übers., Einleitung und Anmerkungen von H.Vretska. Stuttgart (1965)
16: I 2,7. - Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte. Ed. W.Seyfarth. T. III (1970) Buch 24,5,2;
24,6,3. - Ph.Gignoux, La chasse dans l'Iran sasanide (1983) [104] - [107]. - M.A.Dandamayev, Royal
paradeisoi in Babylonia. In: Orientalia J.Duchesne-Guillemin emerito oblata (1984) 113-117. -
H.D.Galter, Paradeisos. In: Der Neue Pauly IX(2000) 306.
14 L.Trümpelmann, Das sasanidische Felsrelief von Sar Mašhad. In: Iranische Denkmäler, Lfg. 5, Rei-
he II: Iranische Felsreliefs A (1975) 1-12; Taf. 1-7. - M.Abkaʻi-Khavari, Das Bild des Königs in der
Sasanidenzeit (2000) 35 Anm. 116; Abb. 22. - Zur Interpretation der Personen s. u.a. die Rezensio-
nen von Ph.Gignoux, StIr 4(1975) 273-274. - H. von Gall, ZA 67(1977) 149-152. - R.Göbl, OLZ
73(1978) 379-383. - W.Fauth, Der königliche Gärtner und Jäger im Paradeisos. Beobachtungen zur
Rolle des Herrschers in der vorderasiatischen Hortikultur. In: Persika 8(1979) 1-32. - D.Thompson,
BiOr 38(1981) 717-719.
15 K.Erdmann, Eberdarstellung und Ebersymbolik in Iran (1942) 345-382. - id., Die Kunst Irans zur
Zeit der Sasaniden (21969) Taf. 29, 31-32. - W.G.Lukonin, Persien II (1967) Abb. 130: Zeichnung des
Felsreliefs im Taq-e Bostan von Sir Robert Ker Porter. - S.Fukai/K.Horiuchi, Taq-i Bustan. Bd 1-4.
1969-1984. - L.Vanden Berghe, Reliefs rupestres de l'Irān ancien (1984) 147-149: Catalogue Nr. 94-
101; 163f.; 206f.: Pl. 38-39. - id., L'Héritage parthe dans l'art sasanide (1987) 249f.
16 K.Erdmann, Die sasanidischen Jagdschalen (1936) 193-231; 21 Abb. - P.O.Harper, The Royal
Hunter. Art of the Sasanian Empire. Catalogue of an Exhibition Shown in Asia House Gallery in the
Winter of 1978 [1978].
17 →Anm. 15.
18 H. von Gall, Rez. zu L.Trümpelmann, [Das sasanidische Felsrelief von Sar Mašhad. Berlin 1975.
(Iranische Denkmäler. Lfg. 5, Reihe II: Iranische Felsreliefs A.)] in ZA 67(1977) 149-152.
19 A.D.H.Bivar, Cavalry Equipment and Tactics on the Euphrates Frontier. In: DOP 26(1972) 273-291.
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bell Ormies, Bruder Wahrāms II., wegen seines langjährigen Aufstandes, vermutlich
mit Aussicht auf die Krone des Reiches.
In der persischen Literatur stehen die Jagdabenteuer Wahrāms V. Gōr beispielhaft
für die Jagdleidenschaft der persischen Großkönige und des Adels20. Die Darstellung
des Königs als Jäger diente der "monarchischen Repräsentation" und war "Ausdruck
königlicher Macht und Stärke"21.
Mit welch großem Aufwand diese Jagden veranstaltet wurden, veranschaulichen
die beiden großen Wandreliefs einer Eber- und einer Hirschjagd an den Seitenwän-
den des kleinen Iwān von Ṭāq-i Bustān (Abb. 2, Abb. 3). Der Ort Ṭāq-i Bustān (Abb.
1) lag zur Zeit der Sāsāniden in einem A22, einem weiträumigen Jagdbezirk
entlang der Seidenstraße; der Ort gehört zur Provinz Kermānšāh im Nordwesten
Irans, nur fünf km nordöstlich der modernen Stadt Kermānšāh.
Das Eberjagdrelief misst 6 Meter in der Breite, 4,24 Meter in der Höhe und ist in
die Regierungszeit Ḫusrōs II. (590-628) zu datieren. Auch wenn dieses Relief aus der
Spätzeit der Sāsāniden stammt, darf eine Übernahme der hier gezeigten Jagdsitten
aus der früheren Zeit vorausgesetzt werden. Dargestellt ist eine Treibjagd in einem
eingefriedeten Gelände, das auf einen A23 hindeutet, wie die königlichen
Jagdgebiete schon seit achaimenidischer Zeit bezeichnet werden. Die Jagdszene
spielt an einem See, der an seinen Ufern stark verschilft ist.
Das Relief ist in vier Szenen aufgeteilt: Vom linken Bildrand aus stürmen in fünf
Reihen, übereinander angeordnet, je zwei, teilweise 3 Elefanten mit ihren Treibern in
einer massiven Formation nach rechts (in Aufsicht) hinter einem starken Rudel flie-
hender Eber her. Ein jagdunkundiger Betrachter wird sich gewiss über den Einsatz
von Elefanten in einer Eberjagd wundern! In einer zweiten Szene - in der Bildmitte -
steht der König in einem Boot und zielt mit angespanntem Bogen auf einen mächti-
gen Eber, der zweite Eber fällt, vorher schon erlegt, getroffen zu Boden. Eine dritte
Szene zeigt den König mit entspanntem Bogen nach der erfolgreichen Jagd. Die in
zwei Booten sitzenden Musikantinnen haben die Aufgabe, die Jagdgesellschaft in
heitere Festtagsstimmung zu versetzen. Dass die Elefanten in einer vierten Szene
tatsächlich die erlegten Eber einsammeln und auf ihre Rücken legen, lässt sich nur
schwer erkennen.


20 W.L.Hanaway, The Concept of the Hunt in Persian Literature (1971) 21-34. - W.Knauth/
S.Nadjmabadi, ibid. (1975) 118. - R.Ettinghausen, Bahram Gur's Hunting Feats or the problem of
Identification (1979) 25-31; Taf. I-X. - Ph.Gignoux, La chasse dans l'Iran sasanide (1983) 101-118; Pl.
I-VIII; hier [116]f. - id., Pour une évaluation de la contribution des sources arméniennes à l'histoire
sassanide (1985-1988) 62f.: La chasse. - M.Abkaʻi-Khavari, ibid. (2000) 88f.
21 M.Alram, Die Kunst im Sasanidenstaat. In: 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem
Iranischen Nationalmuseum in Teheran (2000) 272. - Mit welch großem Gefolge Ardašīr I. auf die
Jagd ging, schildert das Kārnāmag: La Geste d'Ardashir fils de Pâbag. Kārnāmag ī Ardaxšēr ī
Pābagān. Traduit du pehlevi par F.Grenet (2003) 103: ch. XI, 5-6: [XI,1: Un jour Ardashir alla à la
chasse...]; XI, 5-6: Les Généraux, les grands, les nobles, les courtisans, quand ils virent cela,
demeurèrent interdits, et tous allèrent trouver le Mage des Mages...; XI,6: Le Mage des Mages, le
général en chef de l'Iran, le chef des gardes, le chef des scribes, le grand conseiller des courtisans,
allèrent devant Ardashir, tombèrent face contre terre, ... - Auch wenn diese Quelle spätsāsānidische
Züge trägt, so darf man davon ausgehen, dass die Jagdsitten zurzeit Ardašīrs I. auch maßgeblich
blieben für die Könige der folgenden Jahrhunderte: Die Hofgesellschaft und die höchsten Würdenträ-
ger des Reiches begleiteten den Großkönig auf der Jagd.
22 Ph.Gignoux, La chasse dans l'Iran sasanide. In: Orientalia Romana. Essays and Lectures. 5. Iranian
Studies. Ed. by Gh.Gnoli. Roma (1983) 101-118; hier 104-107: I. Les paradis. - H.D.Galter, Para-
deisos. In: Der Neue Pauly IX(2000) 306.
23 Ph.Gignoux, La chasse dans l'Iran sasanide (1983) [104] - [107]. - M.A.Dandamaev, Royal Para-
deisoi in Babylonia. In: Orientalia J.Duchesne-Guillemin emerito oblata (1984) 113-117.
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Abb. 1: Ṭāq-i Bustān: Großer und kleiner Iwān in einem früheren Paradeisos
Foto: Gottfried Thiemer (im Jahre 2017)



Abb. 2: Ṭāq-i Bustān: Kleiner Iwan. Relief der linken Seitenwand (6,00 x 4,24m): Eberjagd
Foto: Philippe Chavin, Taq-e Bostan - Low-relief the boar hunt, CC BY-SA 3.0

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Abb. 3: Ṭāq-i Bustān: Kleiner Iwan. Relief der rechten Seitenwand (3,80 x 5,70 m): Hirschjagd.
Foto: Prof. G.Lauckner




Abb. 4: Felsrelief von Sar Mašhad: Wahrāms II. Kampf gegen zwei Löwen,
Wahrām II. und die Königin, zwischen ihnen der mowbed Kerdīr, Kronprinz
Aus: L.Vanden Berghe, Het Rotsrelief te Guyum in het licht van de hofkunst van de sassanidische Koning
Bahram II(1957-1958[1959]) 18-20, Fig. 11-12.



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Quellen:
ŠKZ: M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften [SSI]. Leiden, Téhéran 1978. (Acta Iranica.18.) -
Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 1-2. London
1999.(Corpus Inscriptionum Iranicarum. P. III, 1,1, 1-2.)

Kārnāmag ī Ardaxšēr ī Pābagān. La geste d'Ardashir, fils de Pâbag. Kārnāmag ī Ardaxšēr ī
Pābagān. Traduit du pehlevi par F.Grenet. Die (2003) 103.

Xenophon, Anabase. T. 1-2. Texte établi et traduit par P.Masqueray. Paris 51967-1970. - Xenophon,
des Kyros Anabasis. Der Zug der Zehntausend. Übersetzung, Einleitung und Anmerkungen von
H.Vretska. Stuttgart 1965.
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Fragmenta Historicorum Graecorum II. Collegit, disposuit, notis et prolegomenis illustravit, indicibus
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Name:
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Titel/Jagdwesen:
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don (1999) 148f.(Corpus Inscriptionum Iranicarum. P. III, 1,1, 2.)
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von Sir Robert Ker Porter des Felsreliefs im Taq-e Bostan (bei Kermanshah, Iran), das den sasanidi-
schen Großkönig bei der Jagd auf dem See zeigt, 6. Jahrhundert n.Chr.]. - S.Fukai/K.Horiuchi, Taq-i
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Bustan. In: Orient [Tokyo] XIX (1983) 103-116; Pl. I-IV. - L.Vanden Berghe, Reliefs rupestres de
l'Irān ancien. Bruxelles (1984) 147-149: Catalogue Nr. 94-101; 163f. (mit vielen Literaturangaben);
206f.: Pl. 38-39. - M.Abkaʻi-Khavari, Das Bild des Königs in der Sasanidenzeit. Hildesheim (2000) s.
o. und 304 Taf.10. - A.Sh.Shahbazi, Hunting in Iran i. In the pre-Islamic Period. In: Encyclopaedia
Iranica XII,6(2004) 577-580. - Last Updated: March 23, 2012. - available online at irani-
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Expanse. Transforming Royal Identity Through Architecture, Landscape, and the Built Environment,
550 BCE-642 CE. Oakland, Calif. (2018) 359-367; Fig. 17.4-17.7.