Narseh_Schreiber
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Narseh, Schreiber [dibīr]
© Dr. Ursula Weber - 08.07.2024 C Seite 1/7
Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister
Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches
NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion
ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.
ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen
Narseh, Schreiber [dibīr]
[ŠPs-I]
Titelblatt der Prosopographie:
Felsrelief von Naqš-i Raǰab I: Šābuhr I. und sein Hofstaat.
Foto: Prof. J. Wiesehöfer, Kiel
Inhaltsverzeichnis:
I. Quellen (B) ...................................................................................................................................... 2
II. Prosopographie (P) "Narseh, Schreiber [dibīr]" .............................................................................. 3
III. Literatur (L) ...................................................................................................................................... 7
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Narseh, Schreiber [dibīr]
© Dr. Ursula Weber - 08.07.2024 C Seite 2/7
I. Quellen (B)
ŠPs-I (mp.)
M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften. Leiden, Téhéran-Liège (1978) 492-494.(Acta Ira-
nica.18.) (Textes et Mémoires.VIII.)
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Y'TWN 'P-š LHM' BYN L-ZNḤ BYT' ʻŠTḤ 'P-š wrhr'n ZY nhw-'whrmzd-y skstn hndrcpt (= W) nrsh-
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p'rs-'z't W sk-'z't W zrngk'n W prystk-y ZY MN p'tkwsn W srdr-y LWTḤ YHWWN HWḤ-nd 'P-š RB'
š'tyh-y krt-y 'P-š yzd'n krtk'n prm't krtn-y 'P-š 'BY-tr W nyd'k'n 'pryn-y krt-y 'P-š šhpwhr-y MLK'-n MLK'
'pryn-y krt-y 'P-š NPŠḤ rwb'n 'pryn-y krt-y 'P-š ʻLḤ-c 'pryn-y krt-y MNW ZNḤ m'n-y krt-y (= yzdt-y?)
y'd.
Übers.: "Im Monat Spandārmad, im zweiten Jahr unter der Regierung Seiner Zoroastrischen Majestät
Šāpūr, des Königs der Könige von Ērān und Anērān, dessen Herkunft von den Göttern ist.
Zu jener Zeit, als Šāpūr, der Sakenkönig, König von Hindustān, Sakien und Tūrān bis zur Küste
des Meeres, er, der Sohn Seiner Zoroastrischen Majestät Hormizd, des Königs der Könige von
Ērān und Anērān, dessen Herkunft von den Göttern ist, vom Hofe dieser Ihrer Majestät (Pl.!) seinen
Abschied erhalten hatte, und auf dieser Straße, auf der von Istaxr nach Sakien, reiste, und huldvoll
hierher nach Persepolis kam, da aß er Brot in diesem Gebäude, und mit ihm zusammen waren: Wa-
rehrān 'Naxwe-Hormizd', der Handarzebed ('Rat') von Sakien, und Narseh, der Magier, aus dem
Hause Warāzān, und Wēn, aus dem Hause Rēw-Mihrān, der Satrap von Zarangien, und Narseh,
der Sekretär ('Schreiber'), und andere persische und sakische Adlige, sowie Zarangier und Abge-
sandte aus den Provinzen und Häuptlinge. Und er veranstaltete eine große Lustbarkeit, und er ließ
Götter-Kulte durchführen, und er betete für seinen Vater und seine Vorfahren, und er betete für Šāpūr,
den König der Könige, und er betete für seine eigene Seele, und er betete auch für diesen, der dieses
Gebäude hatte erbauen lassen. ..? ..?..".
ŠPs-II (mp.)
M.Back Die sassanidischen Staatsinschriften. Leiden, Téhéran-Liège (1978) 495-497.(Acta Ira-
nica.18.) (Textes et Mémoires.VIII.)
BYRH tyr MDM ŠNT XVIII YWM 'whrmzd-y 'MT 'NḤ slwk-y ZY y'wyt-šhpwhr-y W k'wr-y d'twbr ʻL
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ʻLḤ-šn ʻLHY'-n šhpwhr-y ZY MLK'-n MLK' krpk-y MDMḤ-t W MN TNḤ drwdst pr'c ʻL BB' ZY ʻLḤ-šn
ʻLHY'-n YHMTWN-n W ʻLḤ ʻLHY' šhpwhr-y ZY MLK'-n MLK' PWN krpkyh-y (= W) drwdst HZYTN-n W
TWB PWN krpkyh-y drwdst ʻL k'wr Y'TWN-n.
Übers.: "Im Monat Tīr, im 18. Jahr (der Regierung), am Hormizd-Tag (war es), als ich Seleukos,
Richter von Yāwēd-Šāpūr und Kāwar, nach Persepolis kam. Und jene Inschrift, die oberhalb hiervon
geschrieben steht, sie, die Šāpūr, der Sakenkönig, schreiben ließ, die befahl ich vorzulesen. Und ich
betete darum, daß Šāpūr, der König der Könige, der beste der Menschen unsterblich sei und in ewiger
Herrschaft, und daß Šāpūr, der Sakenkönig, lang lebe und immer Taten vollbringe, die den Göttern
und Šāpūr, dem König der Könige, gut erscheinen mögen. Und daß auch ich, (sein) Diener, solche
Taten vollbringe, die den Göttern und dieser Ihrer Majestät (= Pl.!) Šāpūr, dem König der Könige,
fromm erscheinen mögen, und daß ich von hier sicher hin zum Hofe dieser Ihrer Majestät (= Pl.!) ge-
lange und ihn, Seine Majestät (Sg.!) Šāpūr, den König der Könige, huldvoll und gesund sehe. Auch
daß ich wiederum in Huld und gesund nach Kāwar zurückkehren möge".
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Narseh, Schreiber [dibīr]
© Dr. Ursula Weber - 08.07.2024 C Seite 3/7
II. Prosopographie (P) "Narseh, Schreiber [dibīr]"
Zwei mittelpersische Inschriften aus Persepolis, ŠPs I-II, die sich am südlichen
Eingang zum Thronsaal des Dareios befinden, gewähren ungewohnte Einblicke in
den Alltag und die Gedankenwelt von Mitgliedern sāsānidischer Gesandtschaften an
den Königshof. Von daher sollen diese Inschriften kurz vorgestellt werden.
In der ersten der beiden Inschriften [ŠPs-I] berichtet Šābuhr, der Sakenkönig, Kö-
nig von Hindustān, Sakien und Tūrān bis zur Küste des Meeres [ŠPs-I], der Sohn
Seiner Zoroastrischen Majestät Hormizd, des Königs der Könige [!] von Ērān und
Anērān [ŠṬBn-I; ŠṬBn-II], dass er im zweiten Jahr der Regierung Šābuhrs II. (309-
379) auf seiner Rückreise von Iṣṭaḫr nach Sagestān einen Kurzaufenthalt in Perse-
polis eingelegt habe. Dort habe er mit vier hohen namentlich genannten Würdenträ-
gern, ferner mit persischen und sakischen Adligen, sowie Zarangiern und Abgesand-
ten aus den Provinzen und Häuptlingen ein großes Fest gefeiert und Götterkulte
durchgeführt. An diesem Ort habe er für seinen Vater, seine Vorfahren, für den
šāhān šāh Šābuhr II., für seine eigene Seele und für den Erbauer dieses Hauses ge-
betet.
In der zweiten Inschrift berichtet der Richter Seleukos von Yāwēḏ-Šāpūr und
Kāwar [ŠPs-II], dass er im 18. Jahr der Regierung Šābuhrs [II.] auf dem Wege zum
Königshof einen Halt in Persepolis eingelegt habe. Dort entdeckte er die oben er-
wähnte Inschrift [ŠPs-I] Šābuhrs, des Sagān šāh, und bat sie vorzulesen. Ebenso wie
der Initiator der ersten Inschrift versäumt es der Richter Seleukos nicht, für Šābuhr II.
zu beten und ihm, dem Besten der Menschen, Unsterblichkeit und ewige Herrschaft
zu wünschen. Gleichzeitig erbittet er für den Sakenkönig Šābuhr ein langes Leben
und gute Taten, die den Göttern und dem Großkönig wohl gefällig erscheinen möch-
ten. Letzteres erbittet er auch für sich selbst. Seleukos erhofft sich abschließend eine
von Wohlwollen geprägte Audienz beim Großkönig und eine sichere Heimreise nach
Kāwar.
Zu den Würdenträgern der Gesandtschaft im Gefolge des Sakenkönigs Šābuhr
[ŠPs-I] gehören, streng nach protokollarischem Rang angeordnet, der Warehrān,
Sohn von Naxwe-Hormizd', handarzbed (Rat) der Provinz Sagestān, ferner Narseh,
Magier (mowbed) aus dem adligen Hause der Wārāz, dann Wēn, Sohn von Rēw-
Mihrān, der šasab (Satrap) von Zarangien ein, und als letzter an vierter Stelle keinen
dibīrbed, Hauptschreiber, sondern den nachgeordneten dibīr1 den Schreiber Narseh.
Narseh2 ist entsprechend seiner Berufsbezeichnung dibīr zur dritten von vier Klas-
sen der sāsānidischen Gesellschaft3 zu zählen, die der 'Letter of Tansar'4 überliefert.
1 A.Tafazzoli, Dabīr. I. In the pre-Islamic Period. In: EncIr VI,5(1993) 534-537. - Last Updated: No-
vember 10, 2011. - E.Khurshudian, Die parthischen und sasanidischen Verwaltungsinstitutionen nach
den literarischen und epigraphischen Quellen, 3. Jh. v.Chr. - 7. Jh. n.Chr. (1998) 159ff. - A.Tafazzoli,
Scribes and Secretaries. In: id., Sasanian Society. I. Warriors. II. Scribes. III. Dehqāns (2000) 18-37. -
2 Zum Namen: nrsḥy →ŠPs-I,7: Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes (1972) 30
a-b. - Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-I Zardušt (ŠKZ) 2(1999) 110
Anm. 182.
3 M.Shaki, Class System III. In the Parthian and Sasanian Periods. In: EncIr V,6(1992) 652-658. - Last
Updated: October 21, 2011. - A.Tafazzoli, II. Scribes and Secretaries. In: id., Sasanian Society. I.
Warriors. II. Scribes. III. Dehqāns (2000) 18-37.
4 The Letter of Tansar (Tansar-nāma, engl.). Transl. by M.Boyce. Roma (1968) 38: "The third estate
was that of the secretaries, and they too are divided into groups and categories, such as writers of
official communications, accountants recorders of verdicts and registrations and covenants, and writ-
ers of chronicles; physicians, poets and astronomers are numbered among their ranks".
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Aber ungeachtet seines Status als dibīr hat Narseh im Rahmen der gesellschaftlich
hochrangig zusammengesetzten Gesandtschaft ebenfalls dem Adel, den āzādān,
angehört5. Seine Lebenszeit erstreckt sich über einen Zeitraum von der zweiten Hälf-
te des dritten Jahrhunderts bis in das erste Drittel des vierten Jahrhunderts aus.
Während der Gesandtschaftsreise des Sakenkönigs Šābuhr an den sāsānidischen
Königshof im zweiten Regierungsjahr Šābuhrs II. (310-311) war der Schreiber Nar-
seh wohl eigenverantwortlich tätig für die königliche Korrespondenz, für Verträge,
Anordnungen, Urteile, Reden des Königs und seiner hohen Beamten. Man muss an-
nehmen, dass er schon im ausgehenden 3. Jahrhundert seine Schreibertätigkeit be-
gann und sie unter der Herrschaft des noch unmündigen Šābuhrs II. fortsetzte6. Wei-
tere Hinweise zu Narsehs Tätigkeit als Schreiber sind nicht überliefert.
Wer ist aber der Vater dieses Sakenkönigs, Hormezd II. (302-309) oder eher
→Hormezd I. (270/72-273). Bislang hatte man diesen Sakenkönig für einen Sohn
Hormezds II. und Bruder Šābuhrs II. gehalten7. Ob Šābuhr, Vizekönig von Sagestān,
5 A.Tafazzoli, Dabīr. In: ibid. VI,5(1993) 534-537. - Last Updated: November 10, 2011. - id., Scribes
and Secretaries. In: id., Sasanian Society. I. Warriors. II. Scribes. III. Dehqāns (2000) 18-37; hier 22:
"The last phrase suggests that the scribe belonged to the rank of āzādān, i.e. the fourth rank of the
Sasanian nobility". - R.Gyselen/E.Khurshudian, The Sasanian DIBĪR. In: Administrations et préposés
d'époque sassanide. Nouvelles Données à la mémoire de Philippe Gignoux. Éd. par R.Gyselen. Paris
(2024) 121-186; hier 144 →ŠPs I.
66 Beispiele von anderen Schreibern/Sekretären mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen und Klassi-
fizierungen im 3. Jahrhundert, dem ersten Jahrhundert der Sāsānidendynastie, seien hier angeführt:
Es handelt sich insgesamt um die Namen von sechs Schreibern, von denen allein vier in der Šābuhr-
Inschrift vorkommen: Zunächst Mard, der Hauptschreiber/dibīruft [ŠKZ III 18], dann Hormezd, Haupt-
schreiber/dibīrbed, den Sohn des Hormezd, des Hauptschreibers/dibīrbed [ŠKZ IV 46], Aštād, Schrei-
ber/dibīr von Verträgen aus Ray [ŠKZ IV 56] und Hormezd, Schreiber/dibīr, Sohn des Šilag, des
Schreibers/dibīr [ŠKZ: paI 30]. Letzterer gehört zwar nicht zum Hofstaat Šābuhrs I., besaß aber das
Privileg, sich mit seinem Namen als Schreiber/Sekretär der parthischen Version der Šābuhr-Inschrift
bekannt zu machen6. Von daher fehlen auch die mittelpersische und griechische Version seines Na-
mens.
Ein weiterer Schreiber, der ein solches Privileg für sich in Anspruch nahm, war Bōxtag [KNRb]. Er
stand im Dienste Kerdīrs, des höchsten Würdenträgers der zarathustrischen Gemeinschaft im 3. Jahr-
hundert n.Chr. Es ist daher anzunehmen, dass er wohl zu den ersten Schreibern der offiziellen Kanz-
leien der mowbeds gehörte. Ob Bōxtag als Schreiber für alle vier Kerdīr-Inschriften verantwortlich war,
lässt sich wegen der fehlenden Angaben in den übrigen drei Inschriften nicht ermitteln.
Der dibīr Afsā [ŠVŠ: Šābuhr in Veh-Šābuhr] wird gewiss kein einfacher Schreiber gewesen sein,
sondern dürfte als sehr hoher königlicher Würdenträger im Dienste Šābuhrs I. gestanden haben. Sei-
ne soziale Stellung wie auch seine finanziellen Mittel erlaubten es ihm, zu Ehren Šābuhrs I., des Kö-
nigs der Könige, ein Denkmal zu setzen. Ob diese Stiftung als Dank an Šābuhr I. oder allein als Huldi-
gung für den siegreichen Herrscher verstanden werden kann, geht aus der Inschrift nicht hervor. Dass
Afsā allein auf seine Kosten das Denkmal erstellen ließ, besagt die Formulierung MN NPŠH BYTʼ "von
seinem Haus". Das Denkmal bestand ursprünglich aus zwei monumentalen Säulen mit einer zwei-
sprachigen Inschrift →Afsā [ŠVŠ] S. 6, Abb. 1.; die zwischen den Säulen aufgestellte Monumentalsta-
tue Šābuhrs I. ist leider verschollen. Afsā stammte offensichtlich - wie der Zusatz hinter seinem Na-
men angibt aus Ḥarrān: MN hlʼn štrdstn - von Ḥrʼn.
7 E.Herzfeld, Paikuli 1(1924) p. 121 [Text und Übers.]; 44: "The inscription Persepolis [II!] I, dated 311
A.D., year 2 of Sháhpuhr II, is written by Sháhpuhr Sakánsháh who was certainly a Sasanian prince-
governor, and apparently a son of Hormizd II King of kings of Iran and non-Iran". 50: "Therefore,
Sháhpuhr Sakánsháh seems to have been an elder brother of Sháhpuhr II, for this king was certainly
a posthumous son of Hormizd II, crowned before his birth, as a Sasanian Porphyrogennetos". -
E.F.Schmidt, Persepolis I(1953) 223 note 11. - R.N.Frye, The Persepolis Middle Persian Inscriptions
from the Time of Shapur II. In: Acta Orientalia 30(1966) 87: "In line 3 the existence of a son of
Ohrmazd II, Shapur king of the Sakas, is known only from this inscription". - V.G.Lukonin, Kul'tura
Sasanidskogo Irana p. 128-129. Lukonin identifiziert den Sakenkönig als Sohn Hormezds II. s. S. 129:
"Dem Sohn Hormizd II., Šapur, dem Herrscher von Sakastan, begegnen wir auch in der Inschrift Pers.
II". - M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (1978) 492-494 (ŠPs-I); 495-497(ŠPs-II); 518
Anm. 360-362; 362: "Šāpur, der Sakenkönig ist demnach ein Bruder (wohl von einer Nebenfrau des
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ein (Halb-) Bruder Šābuhrs II. war, oder doch eher als Sohn Hormezds I. anzusehen
ist, bleibt umstritten8. Man muss aber fragen, ob dieser Sachverhalt der Realität ent-
spricht, da überraschenderweise in den beiden späten mittelpersischen Inschriften zu
Anfang des vierten Jahrhunderts aus Persepolis (ŠPs I-II) ein Sakenkönig Šābuhr als
Sohn Seiner Zoroastrischen Majestät Hormezd auftritt.
M.Azarnoush9, der sich ausführlich mit den Familienverhältnissen Šābuhrs II. be-
schäftigt hatte, war zu dem Ergebnis gekommen, dass dieser Šābuhr von Sagestān
weder Sohn Hormezds II. noch (Halb-) Bruder Šābuhrs II. sein könnte. Azarnoushs
These lässt sich durch die Datierung in der von Šābuhr von Sagestān gesetzten In-
schrift begründen, da sein Besuch in Persepolis im zweiten Regierungsjahr
Šābuhrs II. stattgefunden hatte, im laufenden Jahre 310-311. Zu diesem Zeitpunkt
war Šābuhr II. noch ein Kleinkind von 2 Jahren10, sein vermeintlicher Bruder Šābuhr
von Sagestān dagegen ein Erwachsener und mit einem weitläufigen Territorium be-
auftragter Vizekönig. Seine Existenz als älterer Bruder des amtierenden Großkönigs
wäre aus innenpolitischen und dynastischen Gründen in großer Gefahr gewesen. Der
stellvertretenden Regierung Šābuhrs II., gestützt durch die führende Adelspartei, war
daran gelegen, die drei älteren wohl für die Thronfolge befähigten Brüder11 zuguns-
ten des noch unmündigen Šābuhr II., auszuschalten: Ādur-Narseh wurde abgesetzt,
ein anonymer Bruder geblendet und dem verhafteten Bruder Hormisdas gelang die
Flucht ins Römische Reich12. Man darf mit Sicherheit annehmen, dass auch Šābuhr
von Sagestān dieses Schicksal gedroht hätte.
N.Schindel, R.Gyselen und C.Jullien13 schlossen sich der wohl begründeten Mei-
nung M.Azarnoushs an, der im Sakenkönig Šābuhr einen Sohn Hormezds I. erkann-
te. Daraus ergibt sich, dass der Großkönig neben dem schon durch die Šābuhr-
Inschrift bekannt gewordenen Sohn Hormezdag [ŠKZ I 21]14 noch einen zweiten
männlichen Nachkommen hinterließ, der aber wohl erst nach Fertigstellung der
Šābuhr-Inschrift geboren wurde15. In die Auswahl der Kronprätendenten nach dem
Tod des Vaters im Jahre 273 wird er wegen seines jugendlichen Alters aber nicht in
Frage gekommen sein.
Während Hormezdag nur als Sohn Hormezd I. bekannt wurde, bei der Thronfolge
seines Vaters nicht zum Zuge kam und auch später in den Quellen nicht mehr auf-
taucht, erlebte sein jüngerer Bruder Šābuhr als König von Hindustān, Sakien und
Hormizd) des regierenden Herrschers, der zu diesem Zeitpunkt noch ein Kind und erst am Anfang
seiner siebzigjährigen Regierungszeit stand". - W.Felix, Antike literarische Quellen zur Außenpolitik
des Sāsānidenstaates 1(1985) 128: "(Im Übrigen sind als weitere Söhne von Hormizd II. bekannt:
Šāpūr der Sakenkönig - nicht mit dem späteren Šāpūr II. zu verwechseln -, durch zwei Inschriften aus
Persepolis belegt und in der Inschrift Persepolis I Z.1.3 als Sohn Hormizds bezeichnet; ...". -
M.Azarnoush, Šâpûr II, Ardašîr II, and Šâpûr III: another Perspective. In: AMI n. F. 19(1986) 219-247;
hier 224.
8 M.Back, SSI(1978) 492 →Seite 157: Inschrift des Sakenkönigs Šābuhr in Persepolis [ŠPs-I].
9 M.Azarnoush, ibid. (1986) 223-225.
10 Zu den Thronstreitigkeiten nach dem Tode Hormezd II. und der Thronbesteigung Šābuhrs II.
→U.Weber, Hormezd II., König der Könige von Ērān und Anērān. In: IrAnt 51(2016) 313-360.
11 Zu den acht Söhnen und einer Tochter Hormezds II. s. U.Weber, ibid. (2016); hier 340-348.
12 So wurde ein namenlos gebliebener Prinz geblendet, um ihn von der Thronfolge auszuschließen.
13 N.Schindel, Shapur II. Historisches. In: SNS III/1(2004) 240, der sich auf eine Untersuchung von
Azarnoush bezieht. - R.Gyselen/C.Jullien, Le Sakastān sous Husraw Ier. Approches croisées. In: Ca-
hier de Studia Iranica 53(2015) 85-113. M.Azarnoush, ibid. (1986) 219-247; hier 223-225; 229.
14 Die Šābuhr-Inschrift (262) kennzeichnet Hormezdag [ŠKZ I 21] als Sohn des Königs von Armenien,
des späteren Hormezds I.
15 Andererseits ist es aber auch nicht ausgeschlossen, dass der Sakenkönig Šābuhr, falls er der ältere
der beiden Brüder sein sollte, wegen einer eventuellen niedrigen Abstammung seiner Mutter nicht in
die Šābuhr-Inschrift aufgenommen wurde.
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Tūrān bis zur Küste des Meeres einen steilen Aufstieg und könnte als späterer Nach-
folger Vizekönigs Narseh [ŠKZ I 4], König von Hind(estān), Sagestān und Tūrān bis
ans Meeresufer16, angesehen werden. Es ist auch nicht auszuschließen, dass der
Großkönig Narseh selbst seine Ernennung vornahm: Rückblickend ist in diesem Zu-
sammenhang festzuhalten, dass Wahrām II. den Rebellen Ormies nach zehnjähri-
gem Kampf besiegt und danach seinen Sohn Wahrām [III.] zum Sakenkönig ernannt
hatte [NPi II b 1]. Vermutlich wird König Narseh nach seinem Sieg über Wahrām III.
(293) und seiner eigenen Thronerhebung den Sakenkönig Šābuhr, den zweiten Sohn
Hormezd I., zum Vizekönig von Hindustān, Sakien und Tūrān bis zur Küste des Mee-
res [ŠPs-I] nominiert haben.
Abb. 1: Genealogie der Sāsāniden im 3. Jahrhundert n.Chr. - nach den Šābuhr- und Narseh- Inschriften
16 Die Šābuhr-Inschrift (262) bestätigt Narseh als Vizekönig dieser umfangreichen Provinz; zu wel-
chem Zeitpunkt er seine Tätigkeit dort abals König von Armenien eingesetzt wurde, kann nicht eindeu-
tig festgelegt werden: wahrscheinlich ernannte ihn Wahrām I. (273-276) zum König von Armenien, um
ihn für die Nichterfüllung seines Anspruchs auf den sāsānidischen Königsthron zu entschädigen. Da-
gegen nehmen P.O.Skjaervø und M.-L.Chaumont an, dass bereits Hormezd I. Narseh zu seinem
Nachfolger in Armenien berufen habe. →H.Humbach/P.O.Skjaervø, NPi 3.2(1983) 11: "On his acces-
sion [Hormezd I.] the title was obviously passed on and in 293 Narseh held the title. Possibly he recei-
ved it from Ohrmazd I". - →M.-L. Chaumont, Recherches sur l'histoire d'Arménie de l'avènement des
Sassanides à la conversion du royaume (1969) 91.
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III. Literatur (L)
Quellen:
ŠPs-I (mp.):
M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften. Leiden, Téhéran-Liège (1978) 492-494.(Acta Ira-
nica.18.)(Textes et Mémoires.VIII.)
E.Herzfeld, Paikuli. Monument and Inscription of the Early History of the Sasanian Empire. Bd 1-2.
Berlin1924. - hier: Bd. 1(1924) 121-122; Bd 2(1924) Pl. 212.
E.F.Schmidt, Persepolis I: Structures, Reliefs, Inscriptions. Chicago (1953) 223 Anm. 11, Pl. 157.
R.N.Nyberg, A Manual of Pahlavi. I. Texts. Wiesbaden (1964) 126-127.
R.N.Frye, The Persepolis Middle Persian Inscriptions from the Time of Shapur II. In: Acta Orientalia
30(1966) 83-93.
The Letter of Tansar (Tansar-nāma, engl.). Transl. by M.Boyce. Roma (1968) 78 S.; hier 38.(Istituto
Italiano per il Medio ed Estremo Oriente. Serie Orientale Roma. XXXVIII.)(Literary and Historical Texts
from Iran. Ed. by G.Tucci and E.Yarshater.I.)
Name:
nrsḥy →ŠPs-I,7: Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes. London (1972) 30 a-b.
(Corpus Inscriptionum Iranicarum. Supplementary Series.I.) - Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift
Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Band 1-2. London 1999; hier Bd 2(1999) 110 Anm. 182.
Amt:
M.Shaki, Class System III. In the Parthian and Sasanian Periods. In: EncIr V,6(1992) 652-658. - Last
Updated: October 21, 2011. - A.Tafazzoli, Dabīr. I. In the pre-Islamic Period. In: EncIr VI,5(1993)
534-537. - Last Updated: November 10, 2011. - E.Khurshudian, Die parthischen und sasanidischen
Verwaltungsinstitutionen nach den literarischen und epigraphishen Quellen, 3. Jh. v. Chr. - 7. Jh.
n.Chr. Jerewan (1998) 159ff. - A.Tafazzoli, Sasanian Society. I. Warriors. II. Scribes. III. Dehqāns.
New York (2000) 18-37; 22.(Ehsan Yarshater Distinguished Lectures in Iranian Studies.1.) -
R.Gyselen/ E.Khurshudian, The Sasanian DIBĪR. In: Administrations et préposés d'époque sassa-
nide. Nouvelles Données à la mémoire de Philippe Gignoux. Éd. par R.Gyselen. Paris (2024) 121-186;
144.(Cahier de Studia Iranica. 66.)
Genealogie Šābuhrs, des Sagenkönigs:
E.Herzfeld, Paikuli. Monument and Inscription of the Early History of the Sasanian Empire. Bd 1-2.
Berlin1924. - hier: Bd 1(1924) 121-122. - E.F.Schmidt, Persepolis I: Structures, Reliefs, Inscriptions.
Chicago (1953) 223 Anm. 11, Pl. 157. - E.F.Schmidt, Persepolis Middle Persian Inscriptions from the
Time of Shapur II. In: Acta Orientalia 30(1966) 87. - V.G.Lukonin, Kulʼtura Sasanidskogo Irana: Iran v
III-V vv.: Očerki po istorii kulʼtury. Moskva (1969) 128-129. - M.Back, Die sassanidischen
Staatsinschriften. Leiden, Téhéran-Liège (1978) 492-494 [ŠPs-I]; 495-497 [ŠPs-II]; 518 Anm. 360-
362.(Acta Iranica.18.)(Textes et Mémoires.VIII.) - W.Felix, Antike literarische Quellen zur Außenpolitik
des Sāsānidenstaates. Band 1. Wien (1985) 128. - M.Azarnoush, Šâpûr II, Ardašîr II, and Šâpûr III:
another Perspective. In: AMI n. F. 19(1986) 219-247; hier 223-225. - N.Schindel, Shapur II. Histori-
sches: In: id., Shapur II. - Kawad I./2. Regierung. Band 1. Mit Beiträgen von S.Stanek, R.Linke,
M.Schreiner. Wien 1(2004) 240.(Sylloge Nummorum Sasanidarum Paris - Berlin - Wien.
III/1.)(Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 325) (Veröffent-
lichungen der Numismatischen Kommission.42.) - R.Gyselen/ C.Jullien, Le Sakastān sous Husraw
Ier. Approches croisées. In: Cahier de Studia Iranica 53(2015) 85-113.
Narseh, Schreiber [dibīr]
© Dr. Ursula Weber - 08.07.2024 C Seite 1/7
Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister
Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches
NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion
ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.
ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen
Narseh, Schreiber [dibīr]
[ŠPs-I]
Titelblatt der Prosopographie:
Felsrelief von Naqš-i Raǰab I: Šābuhr I. und sein Hofstaat.
Foto: Prof. J. Wiesehöfer, Kiel
Inhaltsverzeichnis:
I. Quellen (B) ...................................................................................................................................... 2
II. Prosopographie (P) "Narseh, Schreiber [dibīr]" .............................................................................. 3
III. Literatur (L) ...................................................................................................................................... 7
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Narseh, Schreiber [dibīr]
© Dr. Ursula Weber - 08.07.2024 C Seite 2/7
I. Quellen (B)
ŠPs-I (mp.)
M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften. Leiden, Téhéran-Liège (1978) 492-494.(Acta Ira-
nica.18.) (Textes et Mémoires.VIII.)
BYRH *spndrmt MDM ŠNT // mzdysn bg-y *šhpwhr-y MLK'-n MLK' 'yr'n (= W) 'nyr'n MNW ctr-y MN
yzd'n PWN ZK y'wr-y 'MT šhpwhr-y sk'n MLK' hnd-y skstn W twrstn ʻD YM' dnb-y BRḤ mzdysn
bg-y 'whrmzd-y MLK'-n MLK' 'yr'n W 'nyr'n MNW ctr-y MN yzd'n MN BB' ʻLḤ-šn ʻLHY'-n SGDḤ
YBLWN W PWN ZNḤ r's-y ZY MDM sthr-y BYN ʻL skstn ʻZLWN W PWN krpkyh-y L-TNḤ ʻL ststwn-y
Y'TWN 'P-š LHM' BYN L-ZNḤ BYT' ʻŠTḤ 'P-š wrhr'n ZY nhw-'whrmzd-y skstn hndrcpt (= W) nrsh-
y ZY mgw ZY wr'c'n W wyn-y ZY ryw-mtr'n ZY zrng-y štrp W nrsh-y ZY (= dpywr?) (= W) 'p'ryk
p'rs-'z't W sk-'z't W zrngk'n W prystk-y ZY MN p'tkwsn W srdr-y LWTḤ YHWWN HWḤ-nd 'P-š RB'
š'tyh-y krt-y 'P-š yzd'n krtk'n prm't krtn-y 'P-š 'BY-tr W nyd'k'n 'pryn-y krt-y 'P-š šhpwhr-y MLK'-n MLK'
'pryn-y krt-y 'P-š NPŠḤ rwb'n 'pryn-y krt-y 'P-š ʻLḤ-c 'pryn-y krt-y MNW ZNḤ m'n-y krt-y (= yzdt-y?)
y'd.
Übers.: "Im Monat Spandārmad, im zweiten Jahr unter der Regierung Seiner Zoroastrischen Majestät
Šāpūr, des Königs der Könige von Ērān und Anērān, dessen Herkunft von den Göttern ist.
Zu jener Zeit, als Šāpūr, der Sakenkönig, König von Hindustān, Sakien und Tūrān bis zur Küste
des Meeres, er, der Sohn Seiner Zoroastrischen Majestät Hormizd, des Königs der Könige von
Ērān und Anērān, dessen Herkunft von den Göttern ist, vom Hofe dieser Ihrer Majestät (Pl.!) seinen
Abschied erhalten hatte, und auf dieser Straße, auf der von Istaxr nach Sakien, reiste, und huldvoll
hierher nach Persepolis kam, da aß er Brot in diesem Gebäude, und mit ihm zusammen waren: Wa-
rehrān 'Naxwe-Hormizd', der Handarzebed ('Rat') von Sakien, und Narseh, der Magier, aus dem
Hause Warāzān, und Wēn, aus dem Hause Rēw-Mihrān, der Satrap von Zarangien, und Narseh,
der Sekretär ('Schreiber'), und andere persische und sakische Adlige, sowie Zarangier und Abge-
sandte aus den Provinzen und Häuptlinge. Und er veranstaltete eine große Lustbarkeit, und er ließ
Götter-Kulte durchführen, und er betete für seinen Vater und seine Vorfahren, und er betete für Šāpūr,
den König der Könige, und er betete für seine eigene Seele, und er betete auch für diesen, der dieses
Gebäude hatte erbauen lassen. ..? ..?..".
ŠPs-II (mp.)
M.Back Die sassanidischen Staatsinschriften. Leiden, Téhéran-Liège (1978) 495-497.(Acta Ira-
nica.18.) (Textes et Mémoires.VIII.)
BYRH tyr MDM ŠNT XVIII YWM 'whrmzd-y 'MT 'NḤ slwk-y ZY y'wyt-šhpwhr-y W k'wr-y d'twbr ʻL
ststwn-y Y'TWN HWḤ-m 'P-m HN' n'mk-y MḤ MN MDM npšt-y YKʻYMWN MḤ šhpwhr-y ZY sk'n MLK'
prm't npštn-y 'P-m prm't-y ptpwrsyt 'P-m 'pryn-y krt-y 'YK šhpwhr-y ZY MLK'-n MLK' GBR'-n p'rswm-y
'nwšk-y W y'wyt-štr-y YHWWN-t W šhpwhr-y ZY sk'n MLK' 'RYK YHW-'t W hmyw krt-y ʻBYDWN-t MḤ
yzd'n W šhpwhr-y ZY MLK'-n MLK' hwp-y MDMḤ-t W 'NḤ-c ʻBD-k HN' krt-y ʻBYDWN-n MḤ yzd'n W
ʻLḤ-šn ʻLHY'-n šhpwhr-y ZY MLK'-n MLK' krpk-y MDMḤ-t W MN TNḤ drwdst pr'c ʻL BB' ZY ʻLḤ-šn
ʻLHY'-n YHMTWN-n W ʻLḤ ʻLHY' šhpwhr-y ZY MLK'-n MLK' PWN krpkyh-y (= W) drwdst HZYTN-n W
TWB PWN krpkyh-y drwdst ʻL k'wr Y'TWN-n.
Übers.: "Im Monat Tīr, im 18. Jahr (der Regierung), am Hormizd-Tag (war es), als ich Seleukos,
Richter von Yāwēd-Šāpūr und Kāwar, nach Persepolis kam. Und jene Inschrift, die oberhalb hiervon
geschrieben steht, sie, die Šāpūr, der Sakenkönig, schreiben ließ, die befahl ich vorzulesen. Und ich
betete darum, daß Šāpūr, der König der Könige, der beste der Menschen unsterblich sei und in ewiger
Herrschaft, und daß Šāpūr, der Sakenkönig, lang lebe und immer Taten vollbringe, die den Göttern
und Šāpūr, dem König der Könige, gut erscheinen mögen. Und daß auch ich, (sein) Diener, solche
Taten vollbringe, die den Göttern und dieser Ihrer Majestät (= Pl.!) Šāpūr, dem König der Könige,
fromm erscheinen mögen, und daß ich von hier sicher hin zum Hofe dieser Ihrer Majestät (= Pl.!) ge-
lange und ihn, Seine Majestät (Sg.!) Šāpūr, den König der Könige, huldvoll und gesund sehe. Auch
daß ich wiederum in Huld und gesund nach Kāwar zurückkehren möge".
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Narseh, Schreiber [dibīr]
© Dr. Ursula Weber - 08.07.2024 C Seite 3/7
II. Prosopographie (P) "Narseh, Schreiber [dibīr]"
Zwei mittelpersische Inschriften aus Persepolis, ŠPs I-II, die sich am südlichen
Eingang zum Thronsaal des Dareios befinden, gewähren ungewohnte Einblicke in
den Alltag und die Gedankenwelt von Mitgliedern sāsānidischer Gesandtschaften an
den Königshof. Von daher sollen diese Inschriften kurz vorgestellt werden.
In der ersten der beiden Inschriften [ŠPs-I] berichtet Šābuhr, der Sakenkönig, Kö-
nig von Hindustān, Sakien und Tūrān bis zur Küste des Meeres [ŠPs-I], der Sohn
Seiner Zoroastrischen Majestät Hormizd, des Königs der Könige [!] von Ērān und
Anērān [ŠṬBn-I; ŠṬBn-II], dass er im zweiten Jahr der Regierung Šābuhrs II. (309-
379) auf seiner Rückreise von Iṣṭaḫr nach Sagestān einen Kurzaufenthalt in Perse-
polis eingelegt habe. Dort habe er mit vier hohen namentlich genannten Würdenträ-
gern, ferner mit persischen und sakischen Adligen, sowie Zarangiern und Abgesand-
ten aus den Provinzen und Häuptlingen ein großes Fest gefeiert und Götterkulte
durchgeführt. An diesem Ort habe er für seinen Vater, seine Vorfahren, für den
šāhān šāh Šābuhr II., für seine eigene Seele und für den Erbauer dieses Hauses ge-
betet.
In der zweiten Inschrift berichtet der Richter Seleukos von Yāwēḏ-Šāpūr und
Kāwar [ŠPs-II], dass er im 18. Jahr der Regierung Šābuhrs [II.] auf dem Wege zum
Königshof einen Halt in Persepolis eingelegt habe. Dort entdeckte er die oben er-
wähnte Inschrift [ŠPs-I] Šābuhrs, des Sagān šāh, und bat sie vorzulesen. Ebenso wie
der Initiator der ersten Inschrift versäumt es der Richter Seleukos nicht, für Šābuhr II.
zu beten und ihm, dem Besten der Menschen, Unsterblichkeit und ewige Herrschaft
zu wünschen. Gleichzeitig erbittet er für den Sakenkönig Šābuhr ein langes Leben
und gute Taten, die den Göttern und dem Großkönig wohl gefällig erscheinen möch-
ten. Letzteres erbittet er auch für sich selbst. Seleukos erhofft sich abschließend eine
von Wohlwollen geprägte Audienz beim Großkönig und eine sichere Heimreise nach
Kāwar.
Zu den Würdenträgern der Gesandtschaft im Gefolge des Sakenkönigs Šābuhr
[ŠPs-I] gehören, streng nach protokollarischem Rang angeordnet, der Warehrān,
Sohn von Naxwe-Hormizd', handarzbed (Rat) der Provinz Sagestān, ferner Narseh,
Magier (mowbed) aus dem adligen Hause der Wārāz, dann Wēn, Sohn von Rēw-
Mihrān, der šasab (Satrap) von Zarangien ein, und als letzter an vierter Stelle keinen
dibīrbed, Hauptschreiber, sondern den nachgeordneten dibīr1 den Schreiber Narseh.
Narseh2 ist entsprechend seiner Berufsbezeichnung dibīr zur dritten von vier Klas-
sen der sāsānidischen Gesellschaft3 zu zählen, die der 'Letter of Tansar'4 überliefert.
1 A.Tafazzoli, Dabīr. I. In the pre-Islamic Period. In: EncIr VI,5(1993) 534-537. - Last Updated: No-
vember 10, 2011. - E.Khurshudian, Die parthischen und sasanidischen Verwaltungsinstitutionen nach
den literarischen und epigraphischen Quellen, 3. Jh. v.Chr. - 7. Jh. n.Chr. (1998) 159ff. - A.Tafazzoli,
Scribes and Secretaries. In: id., Sasanian Society. I. Warriors. II. Scribes. III. Dehqāns (2000) 18-37. -
2 Zum Namen: nrsḥy →ŠPs-I,7: Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes (1972) 30
a-b. - Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-I Zardušt (ŠKZ) 2(1999) 110
Anm. 182.
3 M.Shaki, Class System III. In the Parthian and Sasanian Periods. In: EncIr V,6(1992) 652-658. - Last
Updated: October 21, 2011. - A.Tafazzoli, II. Scribes and Secretaries. In: id., Sasanian Society. I.
Warriors. II. Scribes. III. Dehqāns (2000) 18-37.
4 The Letter of Tansar (Tansar-nāma, engl.). Transl. by M.Boyce. Roma (1968) 38: "The third estate
was that of the secretaries, and they too are divided into groups and categories, such as writers of
official communications, accountants recorders of verdicts and registrations and covenants, and writ-
ers of chronicles; physicians, poets and astronomers are numbered among their ranks".
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Narseh, Schreiber [dibīr]
© Dr. Ursula Weber - 08.07.2024 C Seite 4/7
Aber ungeachtet seines Status als dibīr hat Narseh im Rahmen der gesellschaftlich
hochrangig zusammengesetzten Gesandtschaft ebenfalls dem Adel, den āzādān,
angehört5. Seine Lebenszeit erstreckt sich über einen Zeitraum von der zweiten Hälf-
te des dritten Jahrhunderts bis in das erste Drittel des vierten Jahrhunderts aus.
Während der Gesandtschaftsreise des Sakenkönigs Šābuhr an den sāsānidischen
Königshof im zweiten Regierungsjahr Šābuhrs II. (310-311) war der Schreiber Nar-
seh wohl eigenverantwortlich tätig für die königliche Korrespondenz, für Verträge,
Anordnungen, Urteile, Reden des Königs und seiner hohen Beamten. Man muss an-
nehmen, dass er schon im ausgehenden 3. Jahrhundert seine Schreibertätigkeit be-
gann und sie unter der Herrschaft des noch unmündigen Šābuhrs II. fortsetzte6. Wei-
tere Hinweise zu Narsehs Tätigkeit als Schreiber sind nicht überliefert.
Wer ist aber der Vater dieses Sakenkönigs, Hormezd II. (302-309) oder eher
→Hormezd I. (270/72-273). Bislang hatte man diesen Sakenkönig für einen Sohn
Hormezds II. und Bruder Šābuhrs II. gehalten7. Ob Šābuhr, Vizekönig von Sagestān,
5 A.Tafazzoli, Dabīr. In: ibid. VI,5(1993) 534-537. - Last Updated: November 10, 2011. - id., Scribes
and Secretaries. In: id., Sasanian Society. I. Warriors. II. Scribes. III. Dehqāns (2000) 18-37; hier 22:
"The last phrase suggests that the scribe belonged to the rank of āzādān, i.e. the fourth rank of the
Sasanian nobility". - R.Gyselen/E.Khurshudian, The Sasanian DIBĪR. In: Administrations et préposés
d'époque sassanide. Nouvelles Données à la mémoire de Philippe Gignoux. Éd. par R.Gyselen. Paris
(2024) 121-186; hier 144 →ŠPs I.
66 Beispiele von anderen Schreibern/Sekretären mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen und Klassi-
fizierungen im 3. Jahrhundert, dem ersten Jahrhundert der Sāsānidendynastie, seien hier angeführt:
Es handelt sich insgesamt um die Namen von sechs Schreibern, von denen allein vier in der Šābuhr-
Inschrift vorkommen: Zunächst Mard, der Hauptschreiber/dibīruft [ŠKZ III 18], dann Hormezd, Haupt-
schreiber/dibīrbed, den Sohn des Hormezd, des Hauptschreibers/dibīrbed [ŠKZ IV 46], Aštād, Schrei-
ber/dibīr von Verträgen aus Ray [ŠKZ IV 56] und Hormezd, Schreiber/dibīr, Sohn des Šilag, des
Schreibers/dibīr [ŠKZ: paI 30]. Letzterer gehört zwar nicht zum Hofstaat Šābuhrs I., besaß aber das
Privileg, sich mit seinem Namen als Schreiber/Sekretär der parthischen Version der Šābuhr-Inschrift
bekannt zu machen6. Von daher fehlen auch die mittelpersische und griechische Version seines Na-
mens.
Ein weiterer Schreiber, der ein solches Privileg für sich in Anspruch nahm, war Bōxtag [KNRb]. Er
stand im Dienste Kerdīrs, des höchsten Würdenträgers der zarathustrischen Gemeinschaft im 3. Jahr-
hundert n.Chr. Es ist daher anzunehmen, dass er wohl zu den ersten Schreibern der offiziellen Kanz-
leien der mowbeds gehörte. Ob Bōxtag als Schreiber für alle vier Kerdīr-Inschriften verantwortlich war,
lässt sich wegen der fehlenden Angaben in den übrigen drei Inschriften nicht ermitteln.
Der dibīr Afsā [ŠVŠ: Šābuhr in Veh-Šābuhr] wird gewiss kein einfacher Schreiber gewesen sein,
sondern dürfte als sehr hoher königlicher Würdenträger im Dienste Šābuhrs I. gestanden haben. Sei-
ne soziale Stellung wie auch seine finanziellen Mittel erlaubten es ihm, zu Ehren Šābuhrs I., des Kö-
nigs der Könige, ein Denkmal zu setzen. Ob diese Stiftung als Dank an Šābuhr I. oder allein als Huldi-
gung für den siegreichen Herrscher verstanden werden kann, geht aus der Inschrift nicht hervor. Dass
Afsā allein auf seine Kosten das Denkmal erstellen ließ, besagt die Formulierung MN NPŠH BYTʼ "von
seinem Haus". Das Denkmal bestand ursprünglich aus zwei monumentalen Säulen mit einer zwei-
sprachigen Inschrift →Afsā [ŠVŠ] S. 6, Abb. 1.; die zwischen den Säulen aufgestellte Monumentalsta-
tue Šābuhrs I. ist leider verschollen. Afsā stammte offensichtlich - wie der Zusatz hinter seinem Na-
men angibt aus Ḥarrān: MN hlʼn štrdstn - von Ḥrʼn.
7 E.Herzfeld, Paikuli 1(1924) p. 121 [Text und Übers.]; 44: "The inscription Persepolis [II!] I, dated 311
A.D., year 2 of Sháhpuhr II, is written by Sháhpuhr Sakánsháh who was certainly a Sasanian prince-
governor, and apparently a son of Hormizd II King of kings of Iran and non-Iran". 50: "Therefore,
Sháhpuhr Sakánsháh seems to have been an elder brother of Sháhpuhr II, for this king was certainly
a posthumous son of Hormizd II, crowned before his birth, as a Sasanian Porphyrogennetos". -
E.F.Schmidt, Persepolis I(1953) 223 note 11. - R.N.Frye, The Persepolis Middle Persian Inscriptions
from the Time of Shapur II. In: Acta Orientalia 30(1966) 87: "In line 3 the existence of a son of
Ohrmazd II, Shapur king of the Sakas, is known only from this inscription". - V.G.Lukonin, Kul'tura
Sasanidskogo Irana p. 128-129. Lukonin identifiziert den Sakenkönig als Sohn Hormezds II. s. S. 129:
"Dem Sohn Hormizd II., Šapur, dem Herrscher von Sakastan, begegnen wir auch in der Inschrift Pers.
II". - M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (1978) 492-494 (ŠPs-I); 495-497(ŠPs-II); 518
Anm. 360-362; 362: "Šāpur, der Sakenkönig ist demnach ein Bruder (wohl von einer Nebenfrau des
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Narseh, Schreiber [dibīr]
© Dr. Ursula Weber - 08.07.2024 C Seite 5/7
ein (Halb-) Bruder Šābuhrs II. war, oder doch eher als Sohn Hormezds I. anzusehen
ist, bleibt umstritten8. Man muss aber fragen, ob dieser Sachverhalt der Realität ent-
spricht, da überraschenderweise in den beiden späten mittelpersischen Inschriften zu
Anfang des vierten Jahrhunderts aus Persepolis (ŠPs I-II) ein Sakenkönig Šābuhr als
Sohn Seiner Zoroastrischen Majestät Hormezd auftritt.
M.Azarnoush9, der sich ausführlich mit den Familienverhältnissen Šābuhrs II. be-
schäftigt hatte, war zu dem Ergebnis gekommen, dass dieser Šābuhr von Sagestān
weder Sohn Hormezds II. noch (Halb-) Bruder Šābuhrs II. sein könnte. Azarnoushs
These lässt sich durch die Datierung in der von Šābuhr von Sagestān gesetzten In-
schrift begründen, da sein Besuch in Persepolis im zweiten Regierungsjahr
Šābuhrs II. stattgefunden hatte, im laufenden Jahre 310-311. Zu diesem Zeitpunkt
war Šābuhr II. noch ein Kleinkind von 2 Jahren10, sein vermeintlicher Bruder Šābuhr
von Sagestān dagegen ein Erwachsener und mit einem weitläufigen Territorium be-
auftragter Vizekönig. Seine Existenz als älterer Bruder des amtierenden Großkönigs
wäre aus innenpolitischen und dynastischen Gründen in großer Gefahr gewesen. Der
stellvertretenden Regierung Šābuhrs II., gestützt durch die führende Adelspartei, war
daran gelegen, die drei älteren wohl für die Thronfolge befähigten Brüder11 zuguns-
ten des noch unmündigen Šābuhr II., auszuschalten: Ādur-Narseh wurde abgesetzt,
ein anonymer Bruder geblendet und dem verhafteten Bruder Hormisdas gelang die
Flucht ins Römische Reich12. Man darf mit Sicherheit annehmen, dass auch Šābuhr
von Sagestān dieses Schicksal gedroht hätte.
N.Schindel, R.Gyselen und C.Jullien13 schlossen sich der wohl begründeten Mei-
nung M.Azarnoushs an, der im Sakenkönig Šābuhr einen Sohn Hormezds I. erkann-
te. Daraus ergibt sich, dass der Großkönig neben dem schon durch die Šābuhr-
Inschrift bekannt gewordenen Sohn Hormezdag [ŠKZ I 21]14 noch einen zweiten
männlichen Nachkommen hinterließ, der aber wohl erst nach Fertigstellung der
Šābuhr-Inschrift geboren wurde15. In die Auswahl der Kronprätendenten nach dem
Tod des Vaters im Jahre 273 wird er wegen seines jugendlichen Alters aber nicht in
Frage gekommen sein.
Während Hormezdag nur als Sohn Hormezd I. bekannt wurde, bei der Thronfolge
seines Vaters nicht zum Zuge kam und auch später in den Quellen nicht mehr auf-
taucht, erlebte sein jüngerer Bruder Šābuhr als König von Hindustān, Sakien und
Hormizd) des regierenden Herrschers, der zu diesem Zeitpunkt noch ein Kind und erst am Anfang
seiner siebzigjährigen Regierungszeit stand". - W.Felix, Antike literarische Quellen zur Außenpolitik
des Sāsānidenstaates 1(1985) 128: "(Im Übrigen sind als weitere Söhne von Hormizd II. bekannt:
Šāpūr der Sakenkönig - nicht mit dem späteren Šāpūr II. zu verwechseln -, durch zwei Inschriften aus
Persepolis belegt und in der Inschrift Persepolis I Z.1.3 als Sohn Hormizds bezeichnet; ...". -
M.Azarnoush, Šâpûr II, Ardašîr II, and Šâpûr III: another Perspective. In: AMI n. F. 19(1986) 219-247;
hier 224.
8 M.Back, SSI(1978) 492 →Seite 157: Inschrift des Sakenkönigs Šābuhr in Persepolis [ŠPs-I].
9 M.Azarnoush, ibid. (1986) 223-225.
10 Zu den Thronstreitigkeiten nach dem Tode Hormezd II. und der Thronbesteigung Šābuhrs II.
→U.Weber, Hormezd II., König der Könige von Ērān und Anērān. In: IrAnt 51(2016) 313-360.
11 Zu den acht Söhnen und einer Tochter Hormezds II. s. U.Weber, ibid. (2016); hier 340-348.
12 So wurde ein namenlos gebliebener Prinz geblendet, um ihn von der Thronfolge auszuschließen.
13 N.Schindel, Shapur II. Historisches. In: SNS III/1(2004) 240, der sich auf eine Untersuchung von
Azarnoush bezieht. - R.Gyselen/C.Jullien, Le Sakastān sous Husraw Ier. Approches croisées. In: Ca-
hier de Studia Iranica 53(2015) 85-113. M.Azarnoush, ibid. (1986) 219-247; hier 223-225; 229.
14 Die Šābuhr-Inschrift (262) kennzeichnet Hormezdag [ŠKZ I 21] als Sohn des Königs von Armenien,
des späteren Hormezds I.
15 Andererseits ist es aber auch nicht ausgeschlossen, dass der Sakenkönig Šābuhr, falls er der ältere
der beiden Brüder sein sollte, wegen einer eventuellen niedrigen Abstammung seiner Mutter nicht in
die Šābuhr-Inschrift aufgenommen wurde.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Narseh, Schreiber [dibīr]
© Dr. Ursula Weber - 08.07.2024 C Seite 6/7
Tūrān bis zur Küste des Meeres einen steilen Aufstieg und könnte als späterer Nach-
folger Vizekönigs Narseh [ŠKZ I 4], König von Hind(estān), Sagestān und Tūrān bis
ans Meeresufer16, angesehen werden. Es ist auch nicht auszuschließen, dass der
Großkönig Narseh selbst seine Ernennung vornahm: Rückblickend ist in diesem Zu-
sammenhang festzuhalten, dass Wahrām II. den Rebellen Ormies nach zehnjähri-
gem Kampf besiegt und danach seinen Sohn Wahrām [III.] zum Sakenkönig ernannt
hatte [NPi II b 1]. Vermutlich wird König Narseh nach seinem Sieg über Wahrām III.
(293) und seiner eigenen Thronerhebung den Sakenkönig Šābuhr, den zweiten Sohn
Hormezd I., zum Vizekönig von Hindustān, Sakien und Tūrān bis zur Küste des Mee-
res [ŠPs-I] nominiert haben.
Abb. 1: Genealogie der Sāsāniden im 3. Jahrhundert n.Chr. - nach den Šābuhr- und Narseh- Inschriften
16 Die Šābuhr-Inschrift (262) bestätigt Narseh als Vizekönig dieser umfangreichen Provinz; zu wel-
chem Zeitpunkt er seine Tätigkeit dort abals König von Armenien eingesetzt wurde, kann nicht eindeu-
tig festgelegt werden: wahrscheinlich ernannte ihn Wahrām I. (273-276) zum König von Armenien, um
ihn für die Nichterfüllung seines Anspruchs auf den sāsānidischen Königsthron zu entschädigen. Da-
gegen nehmen P.O.Skjaervø und M.-L.Chaumont an, dass bereits Hormezd I. Narseh zu seinem
Nachfolger in Armenien berufen habe. →H.Humbach/P.O.Skjaervø, NPi 3.2(1983) 11: "On his acces-
sion [Hormezd I.] the title was obviously passed on and in 293 Narseh held the title. Possibly he recei-
ved it from Ohrmazd I". - →M.-L. Chaumont, Recherches sur l'histoire d'Arménie de l'avènement des
Sassanides à la conversion du royaume (1969) 91.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Narseh, Schreiber [dibīr]
© Dr. Ursula Weber - 08.07.2024 C Seite 7/7
III. Literatur (L)
Quellen:
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