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Ursula Weber: Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n. Chr.
Hormezd_Hauptschreiber Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Hormezd, Hauptschreiber [dibīrbed]

© Dr. Ursula Weber - 08.07.2024 C Seite 1/4

Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister

Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches

NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion

ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.

ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen



Hormezd, Hauptschreiber [dibīrbed],
Sohn des Hauptschreibers Hormezd
[ŠKZ IV 46]




Titelblatt der Prosopographie:
Felsrelief von Naqš-i Raǰab I: Šābuhr I. und sein Hofstaat.
Foto: Prof. J. Wiesehöfer, Kiel





Inhaltsverzeichnis:

I. Quellen (B) ...................................................................................................................................... 2
II. Prosopographie (P) "Hormezd, Hauptschreiber [dibīrbed]" ............................................................ 2
III. Literatur (L) ...................................................................................................................................... 4
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Hormezd, Hauptschreiber [dibīrbed]

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I. Quellen (B)
ŠKZ: mpI 34: hwrmzdy ZY dpyrpt BRE hwrmzdy ZY dpyrpt = Hormezd ī dibīrbed, pus Hormezd ī
dibīrbed; paI 28: ʼhwrmzd dpyrpty = Hormezd dibīrbed;
grI 65:   A Übers.: mp.: [für] Hormezd, den Hauptschreiber, den Sohn
des Hormezd, des Hauptschreibers; pa. und gr.: Hormezd, den Hauptschreiber.

Turfanfragment M 267b und M 314 (pa.):
W.Sundermann, Mitteliranische manichäische Texte kirchengeschichtlichen Inhalts (1981) 105-08,
hier S. 106, Nr 11.2. - id., Studien zur kirchengeschichtlichen Literatur III (1987) 56ff.

25/ ʼwṯ ʼ(c)
26/ [šʼbwhr] (šʼ)[h](ʼn) š(ʼ)ẖ
27/ [ + 1/2 ]ʼbr hw

/R/ii/1 phrgbʼnyft oo ʼwṯ hm ʼc
2/ pyrwz xwdʼy u ʼwhrmyzd dbyrbyd

Übers.:
25/ Und vom
26/ (König der Könige) [Šābuhr]
27/ [kam ein Brief](?), der seine

/R/ii/1/ Schutzbewachung betraf, und ebenfalls von
2/ Pērōz, dem Herrn, und Ohrmezd, dem Obersten
Schreiber.

II. Prosopographie (P) "Hormezd, Hauptschreiber [dibīrbed]"
Hormezd1, der Hauptschreiber2, Sohn des Hauptschreibers Hormezd, erscheint an
46. Stelle im Hofstaat →Šābuhrs I. Bei der Durchsicht der Würdenträger im Gefolge
der drei ersten Könige des Sāsānidenreiches fällt auf, dass unter König →Pābag
[ŠKZ I 6] noch kein königlicher Schreiber auftritt; während im Hofstaat →Ardašīrs I.
[ŠKZ I 8] nur ein Hauptschreiber mit Namen →Mard3 [ŠKZ III 18] genannt wird, ste-
hen bei der fortschreitenden Konsolidierung des Reiches unter Šābuhr I. gleich drei
Schreiber in königlichem Dienst. Es sind dies neben dem oben schon erwähnten

1 Zum Namen: F.Justi, Iranisches Namenbuch (1895) 7f. s.v. Ahura-mazdāh. - Ph.Gignoux, Glossaire
des inscriptions pehlevies et parthes (1972) 24b: ḥwrmzdy Hormizd; 45a: ʼḥwrmzd. - M.Back, SSI
(1978) 194f., Nr. 63a: ʼwhrmzd-y. - Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse épigra-
phique (1986) 98, Nr. 448: Hormizd: autre dignitaire à la cour de Šābuhr Ier, chef des scribes. -
Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 170, § 49,2. - R.Schmitt, Personennamen in parthischen epigraphischen
Quellen (2016) 35, Nr. 10: ʼhwrmzd / Ohrmizd: P b. Ohrmizd, Obersekretär am Hof Šābuhrs I. -
I.Colditz, Iranische Personennamen in manichäischer Überlieferung (2018) 215ff., Nr. 80 →S. 217: P2
Der Oberste Schreiber (dbyrbyd) des sasanidischen Königs Šābuhrs I.
2 Zum Amt: M.Shaki, Class System. III. In the Parthian and Sasanian Periods. In: EncIr V,6(1992) 652-
658. - Last Updated: October 21, 2011. - A.Tafazzoli/H.Rajabzadeh, Dabīr. I. In the pre-Islamic Peri-
od. II. In the Islamic Period. In: EncIr VI,5(1993) 534-537. - Last Updated: November 10, 2011. -
E.Khurshudian, Die parthischen und sasanidischen Verwaltungsinstitutionen nach den literarischen
und epigraphischen Quellen, 3. Jh. v. Chr. - 7. Jh. n. Chr.(1998) 159ff. - A.Tafazzoli, Sasanian Socie-
ty. I. Warriors. II. Scribes. III. Dehqāns (2000) 18ff.; 36. - R.Gyselen/E.Khurshudian, The Sasanian
DIBĪR. In: Administrations et préposés d'époque sassanide. Nouvelles Données à la mémoire de Phi-
lippe Gignoux. Édité par R.Gyselen (2024) 121-186; 143.
Zur Etymologie des Titels →H.H.Schaeder, Esra, der Schreiber (1930) 47f. - Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999)
139ff.
3 Allgemeines zum Amt des Schreibers →Mard, Hauptschreiber [ŠKZ III 18].
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Hormezd, Hauptschreiber [dibīrbed]

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Hauptschreiber Hormezd, →Aštād [ŠKZ IV 56], der Schreiber von Verträgen bzw.
Briefen aus Ray und der Schreiber →Hormezd, Sohn des Schreibers Šilag, der für
die parthische Version der Šābuhr-Inschrift verantwortlich war [ŠKZ paI 30].
Hormezd, der unter Šābuhr I. in der Rangfolge der Schreiber an erster Stelle plat-
ziert ist, trägt den Titel dibīrbed, Hauptschreiber, und kann als Leiter des königlichen
Kanzleiwesens angesehen werden. Ihm folgt ein dibīr, ein Schreiber mit speziellen
Aufgaben, dessen vorrangige Aufgabe es war, [Staats-] Verträge bzw. königliche
Briefe zu verfassen. Den dritten dibīr hat Šābuhr I. nicht für würdig erachtet, in die
offizielle Liste der Würdenträger an seinem Hof aufzunehmen. Er ist es selbst, der
sich bekannt macht und seinen Namen unter die parthische Version der Šābuhr-
Inschrift setzt.
Dass der oben erwähnte Hauptschreiber Hormezd wegen seiner speziellen Be-
rufsbezeichnung dibīrbed4, für die der griechische Übersetzer A5 ein-
setzt, kein einfacher Schreiber im heutigen Sprachgebrauch gewesen ist, versteht
sich von selbst. Es darf als sicher gelten, dass er den ersten Rang vor seinen beiden
Kollegen im Kanzleiwesen Šābuhrs I. innehatte. Die weitere Angabe, dass auch sein
Vater den Beruf des Hauptschreibers ausgeübt hat, weist darauf hin, dass er aus
einer alten Schreiber-Familie stammt, ebenso wie sein an dritter Stelle platzierter
Namensvetter. In der parthischen und griechischen Übersetzung dieser Stelle fehlt
dagegen das Patronymikon; vermutlich war der gleichlautende Zusatz Grund für das
Übersehen des Patronymikons, gleichsam ein Flüchtigkeitsfehler der Schreiber.
Weitere Nachrichten über einen Hauptschreiber →Ohrmezd6 liefert ein manichäi-
sches Fragment in parthischer Sprache7; es berichtet von Schutzbriefen, die von
Šābuhr I., →Pērōz [ŠKZ I 15] dem Herrn, einem Bruder des Königs der Könige, För-
derer Manis, und Ohrmezd, dem Hauptschreiber, ausgestellt waren, um Mānīs Mis-
sionstätigkeit ungefährdet zu ermöglichen. Angesichts der Nähe dieses Schreibers
zu Šābuhr I. stellt sich die Frage, ob der dibīrbed Hormezd, Sohn des dibīrbed
Hormezd [ŠKZ IV 46] der Šābuhr-Inschrift, identisch sein könnte mit dem Haupt-
schreiber des manichäischen Fragments. In drei wichtigen Punkten kann eine Über-
einstimmung festgestellt werden: beide Personen tragen den gleichen Namen, sie
sind beide, wie mit Sicherheit angenommen werden darf, am Hofe Šābuhrs I. tätig
und üben in der gleichen hohen Stellung ihren Beruf als Hauptschreiber aus. Weit
schwieriger ist die Frage zu beantworten, in welchem der beiden Hormezd der
Šābuhr-Inschrift, in Vater oder Sohn, der Förderer Mānīs zu suchen ist8. Da der Sohn
und nicht der Vater in der Inschrift gewürdigt wird, liegt es nahe, in ihm den Absender
des Schutzbriefes zu sehen. Andererseits ist aus chronologischen Gründen wohl

4 Zum Beruf: Hauptschreiber →Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes (1972)
22a; 50a.
5 H.G.Liddell/R.Scott, A Greek-English Lexicon. Oxford 1843; 91940. Reprint (1958) 252: s.v.
lA: Chief Clerk or Secretary (Polybios 5,54.12; Plutarch, Eumenes I.).
6 Im manichäischen Fragment findet sich die ältere Namensform: Ohrmezd.
7 M.Boyce, A Catalogue (1960) 19 und 22. - W.Sundermann, Mitteliranische manichäische Texte kir-
chengeschichtlichen Inhalts (1981)105ff.: M 267b und M 314. - A.Tafazzoli, Sasanian Society: I. War-
riors. II. Scribes. III. Dehqāns (2000) 18-37; hier 36: "This latter dignitary is to be identified with
ʼwhrmyzd dbyrbyd/Ohrmezd dibīrbed mentioned in a Manichaean Parthian text [W.Sundermann, Mit-
teliranische manichäische Texte kirchengeschichtlichen Inhalts. Berlin (1981) 105ff.] in company with
a Sasanian lord (xwadāy) named Pērōz. They seem to have given Mani letters of safe-conduct, obvi-
ously in obedience of Shapur's orders".
8 W.Sundermann, Studien zur kirchengeschichtlichen Literatur der iranischen Manichäer III (1987) 57.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Hormezd, Hauptschreiber [dibīrbed]

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dem Vater der Vorzug zu geben9, da Mānī seine weiten missionarischen Reisen
schon in den vierziger Jahren des 3. Jahrhunderts begann und zu diesem Zeitpunkt
die Schutzbriefe dringender benötigte. Eine endgültige Klärung, welcher der beiden
Hormezd der Šābuhr-Inschrift der Förderer Mānīs war, wird auf Grund der bisherigen
Quellenlage nicht zu erreichen sein.

III. Literatur (L)
Quellen:
ŠKZ: M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (SSI). Leiden, Téhéran 1978. (Acta Iranica.18.). -
Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 1-2. London 1999.
(Corpus Inscriptionum Iranicarum.P. III, 1,1,1-2.)

Turfanfragment M267 b und M314 (pa.) in: W. Sundermann, Mitteliranische manichäische Texte
kirchengeschichtlichen Inhalts. Berlin (1981) 105ff. (Schriften zur Geschichte und Kultur des Alten
Orients. Berliner Turfantexte.XI.) - M.Boyce, A Catalogue of the Iranian Manuscripts in Manichean
Script in the German Turfan Collection. Berlin (1960) 19; 22.(Deutsche Akademie der Wissenschaften
zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichung.45.)

Namen:
F.Justi, Iranisches Namenbuch. Marburg (1895) 7ff. - Repr. Hildesheim 1963. - Ph.Gignoux, Glos-
saire des inscriptions pehlevies et parthes. London (1972) 24b; 45a.(Corpus Inscriptionum Iranicarum.
Supplementary Series.I.) - M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (SSI). Leiden, Téhéran
(1978) 194f., Nr. 63a. - Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen perse épigraphique. Wien
(1986) 98, Nr. 448. (Iranisches Personennamenbuch.II,2.) - Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift
Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Band 2. London (1999) 170, § 49,2.(Corpus Inscriptionum
Iranicarum.P. III, 1,1,2.) - R.Schmitt, Personennamen in parthischen epigraphischen Quellen. Wien
(2016) 35, Nr. 10: ʼhwrmzd / Ohrmizd.(Iranisches Personennamenbuch.II,5.)(Sitzungsberichte der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-Kl. 881.)(Iranische Onomastik.15.) - I.Colditz,
Iranische Personennamen in manichäischer Überlieferung. Wien (2018) 215ff., Nr. 80 →S. 217:
P2.(Iranisches Personennamenbuch.II,1.)(Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wis-
senschaften, phil.-hist. Kl.889.)(Iranische Onomastik.16.)

Amt:
H.H.Schaeder, Esra, der Schreiber. Tübingen (1930) 47f. (Beiträge zur historischen Theologie.5.) -
Ebenf. abgedr. in: H.H.Schaeder, Studien zur orientalischen Religionsgeschichte. Hrsg. von C.Colpe.
Darmstadt 1968. - W.Sundermann, Studien zur kirchengeschichtlichen Literatur der iranischen Ma-
nichäer III. In: Altorientalische Forschungen 14(1987) 41-107. - Wiederabgedr. in id., Manichaica Ira-
nica. Ausgewählte Schriften. Hrsg. von C.Reck, D.Weber, C.Leurini und A.Panaino. Band 1(2001)
357-426.(Serie Orientale Roma.LXXXIX,1.) - M.Shaki, Class System. III. In the Parthian and Sasa-
nian Periods. In: EncIr V,6(1992) 652-658. - Last Updated: October 21, 2011. - A.Tafazzoli/
H.Rajabzadeh, Dabīr. I. In the pre-Islamic Period. II. In the Islamic Period. In: Encyclopaedia Iranica
VI,5(1993) 534-537. - Last Updated: November: 10, 2011. - E.Khurshudian, Die parthischen und
sasanidischen Verwaltungsinstitutionen nach den literarischen und epigraphischen Quellen, 3. Jh. v.
Chr. - 7. Jh. n. Chr. (1998) 159ff. - A.Tafazzoli, Sasanian Society: I. Warriors. II. Scribes. III.
Dehqāns. New York (2000) 18-37; hier 36.(Ehsan Yarshater Distinguished Lectures in Iranian Stud-
ies.1.) - R.Gyselen/E.Khurshudian, The Sasanian DIBĪR. In: Administrations et préposés d'époque
sassanide. Nouvelles Données à la mémoire de Philippe Gignoux. Édité par R.Gyselen. Paris (2024)
121-186; 143. (Cahier de Studia Iranica.66.)


9 W.Sundermann, Mitteliranische manichäische Texte kirchengeschichtlichen Inhalts (1981)105-1107:
Text 11.2, s. insbes. 106f. Anm. 8: "Nicht aber er selbst muß die im manichäischen Text genannte
Person sein, sondern wohl sein Vater, denn der mp. Version der Inschrift zufolge hieß auch der Vater
dieses Würdenträgers Hormazd und führte den Titel dabīrbad...".