Bitte nutzen Sie zum Drucken den Knopf rechts in der Symbolleiste direkt oberhalb des Dokuments. Die Druckfunktion Ihres Browsers liefert ansonsten leider keinen korrekten Ausdruck.
Ursula Weber: Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n. Chr.
Ardashir_Tahmsabuhr Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Ardašīr Tahmšābuhr

© Dr. Ursula Weber - 11.04.2023 C Seite 1/7

Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister

Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches

NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion

ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.

ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen



Ardašīr Tahmšābuhr
[NPi II a 15]


B:
Pāikūlī-Inschrift (NPi)1:
H.Humbach/P.O.Skjaervø, The Sassanian Inscription of Paikuli. Part 1-3. Wiesbaden, Teheran 1978-
1983. - Textedition und Übers. befinden sich in P. 3.1(1983) 27-74.

Neufunde von Inschriftenblöcken in grüner Schrift:
C.G.Cereti/G.Terribili, The Middle Persian and Parthian Inscriptions on the Paikuli Tower. New
Blocks and Preliminary Studies. In: Iranica Antiqua 49(2014) 347-412:
NPi § 32: mpI C 6,05 - C 8,05: W 'rthštr ZY t[h]mš[h]pwhry; paI c 11,02 - c 12,02: W 'rthštr <-->
thmšh[ypwhr. - Übers.: Ardaxšēr Tahmšābuhr.

Personenliste in NPi § 32 nach H.Humbach:
[And when] We arrived [in] Asōrestān at this place where this monument has been made, then Šābuhr
the Hargbed, and Pērōz the Prince, and Narseh the Prince, son of Sāsān, and Pābag the Bidaxš, and
Ardaxšēr the Hazārbed, and Ardaxšēr Surēn, and Ohrmazd Warāz, [and Warhāndād ? Lord of
Undīgān,] and Kirdēr the Mowbed of Ohrmazd, and [...]z-narseh Kāren, and Pērōz-Šābuhr, and Raxš
the General, and Ardaxšēr Tahmšābuhr, and Ādur-Farrbay, [..., and ...] Secretary of the Finances,
and J̌ōygird the Cupbearer, [and] likewise the Princes and Grandees and Nobles and Householders
and Satraps and Accountants (and) Storekeepers (? not Pa) and the remaining Persians and Parthi-
ans who were in Asōrestān [and Xūzestā?]n and Garamaea and Syārzūr, all together they came to
Xāyān ī Nīkatrā to meet Us. And here they came into Our presence where this monument has been
made.
Die drei grün gekennzeichneten Personennamen stammen von einem Neufund von Inschriftenblöcken
in der Umgebung des Turmes von Pāikūlī2.


P:
Ardašīr Tahmšābuhr3 gehörte zu den zahlreichen Würdenträgern, die sich nach
dem Tode →Wahrāms II.4 (276-293 n.Chr.) im Thronfolgestreit zwischen König

1 Der vollständige Text der Pāikūlī-Inschrift mit englischer Übersetzung von P.O.Skjaervø findet sich in
dieser Prosopographie →www.dr-ursula-weber.de/Prosopographie s.v. Pāikūlī-Inschrift: NPi I-III.
2 C.G.Cereti/G.Terribili, The Middle Persian and Parthian Inscriptions on the Paikuli Tower. New
Blocks and Preliminary Studies. In: Iranica Antiqua 49(2014) 347-412.
3 Zum Namen Ardašīrs s. F.Justi, Iranisches Namenbuch. Marburg (1895) 34-36 s. v. Artašarā; 318
s. v. Tahm. - Repr. Hildesheim 1963. - Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes
(1972) 17; 46. - 35; 65. (Corpus Inscriptionum Iranicarum. Supplementary Series.I.) - M.Back, Die
sassanidischen Staatsinschriften (1978) 190, Nr. 45; 263, Nr. 333. - Ph.Gignoux, Noms propres sas-
sanides en moyen-perse épigraphique. Wien (1986) 46, Nr. 126; 166, Nr. 890. - Ph.Huyse, Die drei-
sprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Band 2(1999) 12-13 = § 1.7; 158f., § 46.8
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Ardašīr Tahmšābuhr

© Dr. Ursula Weber - 11.04.2023 C Seite 2/7
→Narseh5 von Armenien und →Wahrām III.6 an entscheidender Stelle an den
Auseinandersetzungen beteiligten. Die einzige Quelle für diesen Thronfolgestreit, der
in einen Bürgerkrieg auszuarten drohte, ist die mittelpersisch-parthische Bilingue des
Königs Narseh am Monument von Pāikūlī (Abb. 1-2) in ʻIrāqi-Kurdistān7. Überliefe-
rungen der zweiten und dritten Tradition sind bis jetzt unbekannt.




Abb. 1: Lage des Passes von Pāikūlī8
und des Ortes Xāyān ī Nīkātrā
Abb. 2: Pāikūlī. Turm des Narseh:
"Pērōz-Anāhitā-Narseh"
(Rekonstruktion)9

Neben der Šābuhr-Inschrift ist die Bilingue von Pāikūlī von großer Bedeutung für
die prosopographische Überlieferung im 3. Jahrhundert n.Chr. Sie ergänzt mit 58
genannten Personen unsere Kenntnis von den bedeutendsten Persönlichkeiten des
Sāsānidenhofes und von vielen bisher unbekannten Königen und Herrschern kleine-
rer Reichsgebiete.

→Pā(k)čihr Tahm-Šābuhr [ŠKZ IV 21]. - R.Schmitt, Personennamen in parthischen epigraphischen
Quellen. Wien (2016) 46, Nr. 43; zum Ehrentitel ibid. 211, Nr. 500.
4 U.Weber, Wahrām II., König der Könige von Ērān und Anērān. In: IrAnt 44(2009) 559-643. - s. die in
2022 überarb., erweiterte und mit Quellentexten versehene Internetversion
→www.dr-ursula-weber.de/Prosopographie
5 U.Weber, Narseh, König der Könige von Ērān und Anērān. In: IrAnt 47(2012) 153-302. - s. die über-
arb., erweiterte und mit Quellen versehene Version: ead., Narseh, König der Könige des Sāsāniden-
reiches (293-302 n.Chr.). Leuven 2023 im Druck.
6 Zum historischen Hintergrund des Thronfolgestreits nach dem Tode Wahrāms II. s. U.Weber,
Wahrām III., König der Könige von Ērān und Anērān. In: IrAnt 45(2010) 353-394. - Überarb. Internet-
version von 2018 →www.dr-ursula-weber.de/Prosopographie
7 Zur geographischen Lage von Pāikūlī s. E.Kettenhofen, Das Sāsānidenreich. Wiesbaden 1993.
(TAVO - Karte B VI 3). - id., Tirdād und die Inschrift von Paikuli. Kritik der Quellen zur Geschichte
Armeniens im späten 3. und frühen 4. Jh. n.Chr. (1995) 1-3; 5: Abb. 1. - Zugl. Phil. Habil-Schr. Trier
1990. - [Abb.1: Zeichnung von Ch.Bandomer, Tübingen, auf der Grundlage von H.Humbach/
P.O.Skjaervø, NPi Part 1(1978) Fig. 116].
8 E.Kettenhofen, ibid. (1995) 5: Abb. 1: (Sketch-map by G.D.Davary). - Die roten Pfeile stammen von
der Verfasserin. Der Abdruck der Karte erfolgte nach Genehmigung des Autors.
9 E.Herzfeld, Paikuli 1(1924) 7, Fig. 7. - Ein neuer Inschriftenblock überliefert den Namen des Pāikūlī-
Turmes: s. C.G.Cereti/G.Terribili, The Middle Persian and Parthian Inscriptions on the Paikuli Tower.
New Blocks and Preliminary Studies. In: IrAnt 49(2014) 347-412; hier 358.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Ardašīr Tahmšābuhr

© Dr. Ursula Weber - 11.04.2023 C Seite 3/7
Zunächst ist es jedoch notwendig, den historischen Hintergrund der Ereignisse
kurz zu skizzieren, in die Tahmšābuhr eingebunden war10. Ausgangspunkt für die
Auseinandersetzungen war die Krönung Wahrāms III., der auf Initiative →Wahnāms,
Sohn des Tatrus [NPi II a 2 und II b 2], ohne Wissen des Adels, der höchsten Wür-
denträger des Reiches und der Perser und Parther, im Jahre 293 n.Chr. den Thron
des Sāsānidenreiches bestiegen hatte. Die Krönung Wahrāms III. stieß jedoch bei
einem Teil des Adels und vor allem bei König Narseh von Armenien, der schon drei
Mal in der Thronfolge nicht zum Zuge gekommen war, auf Widerstand. Desungeach-
tet hatte sich Narseh gegenüber den Herrschern der Wahrām-Familie bisher stets
loyal verhalten. Als aber nach dem Tode Wahrāms II. ein Teil des Adels Narseh mit
eindringlichen Worten bat, nach Ērānšahr zu kommen und den Thron der Ahnen zu
besteigen, ging Narseh auf ihr Bittgesuch ein. Anführer der Partei Wahrāms III. war
Wahnām, Sohn des Tatrus, der vermutlich schon zu Lebzeiten Wahrāms II. ein hoher
Würdenträger mit beträchtlichen Machtbefugnissen am sāsānidischen Königshof ge-
wesen sein muss. Auf der Gegenseite stand König Narseh, unterstützt von den
höchsten Würdenträgern (S. 5, Taf. 1) des Reiches, die ihm schon bei ihrem ersten
Treffen am Pass von Pāikūlī, an dem Ort Xāyān ī Nīkātrā (Abb. 1)11, die Großkö-
nigswürde angeboten hatten. Dass die Thronstreitigkeiten zugunsten Narsehs aus-
gingen, lag wohl entscheidend an einem Stimmungswechsel innerhalb der Truppen
Wahrāms III. Ein Teil seiner Truppen fiel von ihm ab und ergab sich König Narseh
von Armenien.
In Erinnerung an das denkwürdige Treffen in Xāyān ī Nīkātrā und wohl an seine
erste Proklamation zum Großkönig ließ Narseh eine Inschrift am Turm von Pāikūlī
anbringen. Narsehs Absicht war es, in dieser Inschrift alle Ereignisse der Auseinan-
dersetzungen offen darzulegen und auch über seine Königswahl wahrheitsgetreu zu
berichten. Von daher ist die Pāikūlī-Inschrift als Rechenschaftsbericht und gleichzei-
tig als Legitimationsschrift für Narsehs Aufstieg zum šāhān šāh des Sāsānidenrei-
ches zu bewerten12.
Man muss fragen, welche Rolle Ardašīr Tahmšābuhr unter den höchsten Würden-
trägern des Reiches spielte. An drei Stellen der Narseh-Inschrift, in den Paragraphen
16, 32 und 92-93, finden sich Listen von Parteigängern des Königs Narseh, deren
Namen ohne diese Quelle wohl niemals bekannt geworden wären. Während die ers-
te Personenliste (§ 16) nur acht Würdenträger aufweist, die Narseh eine Botschaft
senden mit der Aufforderung, den Thron der Ahnen zu besteigen, überliefert die
zweite Liste sechzehn Namen, von denen jedoch acht schon aus der ersten Liste
bekannt sind. Ardašīr Tahmšābuhr, der auf Rang 13 [NPi II a 15] der zweiten Liste
steht, nimmt an dem entscheidenden Treffen zwischen Narseh und seinen Partei-
gängern am Pass von Pāikūlī teil (S, 5, Abb. 1) und weist sich durch diese Nominie-
rung als Anhänger des Königs Narseh von Armenien aus. Man darf wohl annehmen,
dass Ardašīr Tahmšābuhr neben seinem eindeutigen Votum für König Narseh auch

10 U.Weber, Wahrām III., ibid. (2010) 353-394 und Narseh, König der Könige von Ērān und Anērān,
ibid. (2012) 153-302. - Überarb. 2018 →www.dr-ursula-weber.de/Prosopographie
11 Es ist das Verdienst W.B.Hennings [A Farewell to the Khagan of the Aq-Aqatärān. In: BSOAS
14(1952) 501-521; hier 519f.], diesen Ortsnamen richtig rekonstruiert und gelesen zu haben (520):
"...one will inevitably restore (N)[Y]DKTL'[Y] or (N)[Y]DKTL'[N] and identify Hāyān īg N. with Nīqātōr-
Āwānā (Syriac Nyqṭwr-'wn'), a place of unknown situation within the confines of the Nestorian metro-
polity of Bē Garmai, to which Paikuli and its neighbourhood belonged, see G.Hoffmann, Auszüge aus
Syrischen Akten persischer Märtyrer, pp. 48 (n. 417) 277". - V.Popp(I-III)/H.Humbach(IV), Die Paikuli-
Inschrift im Jahre 1971. In: Baghdader Mitteilungen 6(1973) 99-109.
12 U.Weber/J.Wiesehöfer, König Narsehs Herrschaftsverständnis. In: Commutatio et contentio. Studies
in the Late Roman, Sasanian and Early Islamic Near East. In Memory of Z.Rubin (2010) 89-132.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Ardašīr Tahmšābuhr

© Dr. Ursula Weber - 11.04.2023 C Seite 4/7
aktiv am Aufmarsch der Truppen beteiligt war. Weitere Nachrichten über
Tahmšābuhr sind nicht überliefert.
Es ist aufschlussreich, dass Ardašīr Tahmšābuhr, der offensichtlich nicht zum
Hochadel zählte und auch kein Hofamt innehatte, zum Kreis der höchsten Würden-
träger des Reiches gehörte und an dieser entscheidenden Versammlung auf dem
Pass von Pāikūlī teilnahm. Welche hohen Persönlichkeiten des Reiches hier zusam-
menkamen, beweist die folgende Aufstellung (II. Personenliste § 32: Tabelle 1): Die
Gruppe der Anhänger des Narseh führte der Oberbefehlshaber des Heeres (harg-
bed) an, gefolgt von zwei Prinzen, dem Vizekönig (bidaxš), dem Chiliarchen (hazār-
bed), fünf Vertretern des sāsānidischen Hochadels13, einem neu entdeckten Würden-
träger Pērōz-Šābuhr und dem Anführer der Reiterei (spāhbed). Diesen Würdenträ-
gern folgt Ardašīr Tahmšābuhr auf dem dreizehnten Rang. Ihm nachgeordnet sind
ebenfalls ein neu entdeckter Würdenträger Ādur-Farrbay, der nicht mit dem König
von Mēšān, Ādur-Farrōbay, einem Gegner König Narsehs von Armenien, verwech-
selt werden darf. Der Leiter der Finanzverwaltung (pa. hštr-'hmr SPRA) und der
oberste Mundschenk (pa. tkrpty) beenden diese Personenliste.
Bemerkenswert ist, dass die Pāikūlī-Inschrift im Gegensatz zur Šābuhr-Inschrift
nur wenige Träger von Ehrentiteln aufweist14. Das entscheidende Auswahlkriterium
für Ardašīr Tahmšābuhrs Aufnahme in diesen illustren Kreis ist vermutlich sein Eh-
rentitel in der Bedeutung von "Tapfer(-ist) Šābuhr", den Ardašīr sich für außerordent-
liche Leistungen erworben haben wird.
Die Vergabe von Ehrentiteln geht auf eine alte persische Tradition zurück und war
schon zu Zeiten der Achaimeniden bekannt15. Ihre Verleihung ist als Ausdruck der
Wertschätzung für herausragende Verdienste um König und Reich anzusehen. Aus
welchen Gründen und für welche Verdienste eine derartige Einstufung erfolgte, lässt
sich nach heutigem Erkenntnisstand nicht nachvollziehen. Ausschlaggebend für das
Protokoll könnte in der Wertigkeit der Ehrentitel oder im Rang der Würdenträger zu
suchen sein. Ebenfalls unbeantwortet muss die Frage nach der Wertigkeit der ein-
zelnen Ehrentitel bleiben. Die Ehrentitel sind in der Regel Zusammensetzungen mit
den Namen der Großkönige, die ihn verliehen haben. Dies zeigt sich bei den sieben
der acht zitierten Ehrentiteln in der Šābuhr-Inschrift. Die einzige Ausnahme ist der
Würdenträger Ardašīr 'Ardašīr-Šnōm' [ŠKZ IV 20], der zum Hofstaat Šābuhrs I. ge-
hört. Dabei ist nicht auszuschließen, dass dieser Würdenträger die Auszeichnung
von Ardašīr I. erhielt und in den Hofstaat seines Nachfolgers übernommen wurde.

13 In dieser Reihenfolge treten hier die Mitglieder der vornehmsten adligen Familien auf: Ardašīr
Sūrēn, Ohrmazd Warāz, *Warhāndād, Herr von Andēgān, Kerdīr, der mowbed des Ohrmazd und [...]
z-Narseh Kārin.
14 Nach dem Zeugnis der Šābuhr-Inschrift muss die Verwendung der Ehrentitel sehr beliebt gewesen
sein: Im Hofstaat Ardašīrs I. tritt nur ein Träger eines Ehrentitels auf: →Abursān ī Ardašīr-Farr [ŠKZ III
15]; im Hofstaat Šābuhr I. steigt die Zahl der durch einen Ehrentitel ausgezeichneten Würdenträger
auf sieben an: →Dēnag ī Mēšān bāmbišn, dastgerd Šābuhr [ŠKZ IV 3], →*Sridōy ī Šāhm[ust [ŠKZ IV
19], →Ardašīr ī Ardašīr-Šnōm [ŠKZ IV 20], →Pā(k)čihr ī Tahm-Šābuhr [ŠKZ IV 21], →Čašmag ī Nēw-
Šābuhr [ŠKZ IV 23], →Wohnām ī Šābuhr-Šnōm [ŠKZ IV 24]; auf dem 29. Rang steht in der mittelper-
sischen Version der Šābuhr-Inschrift nur eine Person →Pābīg ī Pērōz-Šābuhr, Sohn des Šanbid [ŠKZ
IV 29], in der parthischen und griechischen Version dagegen stehen zwei Personen →Razmayō
[ŠKZ IV 30] ud Pābič Pērōz-Šābuhr, die Söhne (?) des Šanbid;
gr.   A   (die Söhne ?) des Šanbid.
15 A.Christensen, L'Iran sous les Sassanides (21944) 409f. - M.Sprengling, Third Century Iran. Sapor
and Kartir (1953) 32. - s. auch U.Weber/J.Wiesehöfer, Das Reich der Achaimeniden. Eine Bibliogra-
phie. Berlin (1996) Nr. 9010-9010a; 9027.(AMI. Erg.Bd.15.)
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Ardašīr Tahmšābuhr

© Dr. Ursula Weber - 11.04.2023 C Seite 5/7
Bei den spätgriechischen und lateinischen Autoren und auch in der wissenschaftli-
chen Diskussion sind diese Ehrentitel oft als Patronyme missverstanden worden16.
Ardašīrs Epitheton Tahmšābuhr ist aber nicht als Patronym, sondern als Ehrentitel17
anzusehen, der nicht nur im 3. Jahrhundert n.Chr., sondern auch in späteren Jahr-
hunderten beliebt war18. Dieser Ehrentitel, in der Bedeutung 'Tapfer ist Šābuhr', stellt
für seinen Träger eine hohe Auszeichnung dar, die er auf Grund besonderer Ver-
dienste für den König und das Reich erhalten haben wird. Auch im Falle Ardašīrs
zeigt sich, dass die Ehrentitel mehrheitlich aus Zusammensetzungen mit den Namen
der Könige, die ihn verliehen haben, gebildet sind19. Daher könnte man davon aus-
gehen, dass Ardašīr Tahmšābuhr seinen Ehrentitel von Šābuhr I. erhalten hat.

Warahrān [III], King of Kings, son of Warahrān [II]
Wahnām, son of Tatrus [NPi II a 2]

Personenlisten der Pāikūlī-Inschrift20 21

§ 16: 8 Personen § 32: 16 Personen
1. Šābuhr the Hargbed 1. Šābuhr the Hargbed [NPi II a 3]
2. and Narseh the Prince, son of
Sāsān
2. and Pērōz the Prince [NPi II a 4]
3. [and] Pābag the bidaxš 3. and Narseh the Prince, son of Sāsān [NPi II a 5]
4. and Ardašīr the Hazārbed 4. and Pābag the bidaxš [NPi II a 6]
5. and Raxš the General 5. and Ardašīr the Hazārbed [NPi II a 7]
6. and Ardašīr [Surēn] 6. and Ardašīr Surēn [NPi II a 8]
7. and Ohrmazd Warāz 7. and Ohrmazd Warāz [NPi II a 9]
8. (and) fr (?), Lord von Undīgān 8. (and) *Warhāndād (?), Lord von
Undīgān
[NPi II a 10]
9. and Kirdēr the Mowbed of Ohrmazd [NPi II a 11]
10. and [...]z-narseh Kāren [NPI II a 12]
11. and Pērōz-Šābuhr [NPi II a 13]
12. and Raxš the General [NPi II a 14]
13. and Ardašīr Tahmšābuhr [NPi II a 15]
14. and Ādur-Farrbay [NPi II a 16]
15. [..., and...] Secretary of Finances [NPi II a 17]
16. and J̌ōygird the Cupbearer [NPi II a 18]
§§ 33-62: 8 Personen §§ 63-91: keine Personen
1. Wahrām, King of Sakas [NPi II b 1]
2. Wahnām, son of Tatrus [NPi II b 2]
3. Ādur-Farrōbay, King of Mēšān [NPi II b 3]
4. Ardašīr the Hazārbed [NPi II b 4]
5. Warhāndād (?), Lord von Undīgān [NPi II b 5]
6. Narseh (?) ī Abzūd-xwarrah [NPi II b 6]
7. Narseh ZY Bayšābuhr [NPi II b 7]
8. Bay-Šābuhr, the Landholder [NPi II b 8]

16 Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 159.
17 M.Sprengling, Shahpuhr I, the Great on the Kaabah of Zoroaster (KZ) (1940) 411, Nr. 21. -
A.Maricq, Res Gestae Divi Saporis (1958) 324 Anm. 2; 328. - M.Back, ibid. (1978) 263, Nr. 333. -
Ph.Gignoux, ibid. (1986) 166, Nr. 890 und p. 148 Nr. 766: unklar ist hier Ph.Gignoux' Entscheidung für
ein Patronymikon oder einen Ehrentitel. - Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 159.
18 F.Justi, Iranisches Namenbuch (1895) 318: Tahm; 321: Tamšāpūr. - Repr. Hildesheim 1963. - In
der Šābuhr-Inschrift kommt ein mit Tahm- zusammengesetzter Ehrentitel nur einmal vor, wie oben
beschrieben. - Beispiele für die Verwendung von Tahm mit dem Namen eines Königs finden sich bei
Th.Nöldeke, Tabari (1879) 443 Anm. 1.
19 A.Christensen, L'Iran sous les Sassanides (21944) 410: "Une sorte particulière de noms d'honneur
étaient ceux composés du nom du roi, dans le service duquel la personne en question s'était distin-
guée".
20 Nach H. Humbach/P.O. Skjaervø, NPi 3.1(1983) §§ 16; 32; 33-62; 92-93. - C.G. Cereti/G. Terribili,
The Middle Persian and Parthian Inscriptions on the Paikuli Tower. New Blocks and Preliminary Stu-
dies. In: Iranica Antiqua 49(2014) 347-412 [in grüner Schrift].
21 Neufunde für die Pāikūlī-Inschrift vom Jahre 2022: C.G.Cereti, Epigraphic Findings at Paikuli (2018-
2019). A preliminary Study. In: Vicino Oriente XXVI(2022) 53-75; hier 69 § 92 und 93 [blau gedruckt].
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Ardašīr Tahmšābuhr

© Dr. Ursula Weber - 11.04.2023 C Seite 6/7
§ 92: 22 Personen § 93: 16 Personen
1. And the King of Kušān [NPi III 1] 1. and king Pakur Nāhubed of Dahestān [NPi III 22]
2. [and]rān [...] Aspnay (?) [NPi III 2] 2. and Razmāgōy Šambīdagān [NPi III 23]
3. and the King of Xwārizm [NPi III 3] 3. [and ...] Satārap Lord of Dumbāwand [NPi III 24]
4. and D/Zāmadīgp[utr ?] the [...]bed
of Kwšd'n
[NPi III 4] 4. and Razmāgōy Lord of Sāxwal (?) [NPi III 25]
5. and Pgrgmbk [...]bly [NPi III 5] 5. [and] Pūrāsmān Lord of Mūgān [NPi III 26]
6. and Warāz-(...) of Rāmān [NPi III 5a] 6. Bād Lord of Zōrad (?) [NPi III 27]
7. and Sēd (?) the Šyk'n of Harēw [NPi III 6] 7. and Mihrxwāst Lord of Borsip (?) [NPi III 28]
8. and Pāk Mehmān [NPi III 7] 8. and Zanāygān [Lord ?] of [...]'ldp [NPi III 29]
9. and Birwān Špandwardān [NPi III 8] 9. and Kwl' [...], ..., [NPi III 30]
10. and the King of Pāradān [NPi III 9] 10. and Warahrām Lord of Mošk [NPi III 31]
11. and King Rāzgurd [NPi III 10] 11. and Narseh Lord of Antioch [NPi III 32]
12. and King Pndplnk [NPi III 11] 12. and the Lord of Lāšom [NPi III 33]
13. and the King of Makurān [NPi III 12] 13. and Wld.y Lord of Čš [NPi III 34]
14. and the King of Tūrān [NPi III 13] 14. and the Lord [of ...] [NPi III 35]
15. [and] the King [..., [NPi III 14] 15. and Xradǰōy Lord of Lāk/Anzān (?) [NPi III 36]
16. and] the King of
[Gur]gān/[Balāsa]gān
[NPi III 15] 16. and Mālux King of Aštbwn'n [NPi III 37]
17. and the King of Mskyt'n [NPi III 16]
18. and the King of Iberia [NPi III 17]
19. and the King of Sigān [NPi III 18]
20. and King Tirdād [NPi III 19]
21. and Amru King of the Lahmids [NPi III 20]
22. and Amru king of the Abgars (?) [NPi III 21]

Tabelle 1: Personenliste der Pāikūlī-Inschrift:
Anhängerschaft König Narsehs

L:
Quellen:
NPi: E.Herzfeld, Paikuli. Monument and Inscription of the Early History of the Sasanian Empire. Bd 1-
2. Berlin 1924.
H.Humbach/P.O.Skjaervø, The Sassanian Inscription of Paikuli [NPi]. P. 1-3. Wiesbaden, Teheran
1978-1983. - [Part 1: Supplement to Herzfeld's Paikuli. Wiesbaden, Teheran 1978. - Part 2: Synoptic
Tables. Wiesbaden 1980. - Part 3.1: Restored Text and Translation by P.O.Skjaervø. Wiesbaden
1983. - Part 3.2: Commentary by P.O.Skjaervø. Wiesbaden 1983]. - s. auch die Rezension von
W.Sundermann in: Kratylos 28(1983) 82-89.
Engl. Übers.: hier Part 3.1: Restored Text and Translation by P.O.Skjaervø (1983) 27-74.

P.O. Skjaervø, A New Block from the Paikuli Inscription. In: Journal of Inner Asian Art and Archaeolo-
gy 1(2006) 119-123.

C.G.Cereti/G.Terribili, The Middle Persian and Parthian Inscriptions on the Paikuli Tower. New
Blocks and Preliminary Studies. In: Iranica Antiqua 49(2014) 347-412.

ŠKZ: M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (SSI). Leiden, Téhéran 1978. (Acta Iranica.18.) -
Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 1-2. London
1999.(Corpus Inscriptionum Iranicarum. P. III, 1,1,1-2.)

Name:
F.Justi, Iranisches Namenbuch. Marburg (1895) 34-36 s. v. Artašarā; 318 s. v. Tahm. - Repr. Hil-
desheim 1963. - Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes. London (1972) 17; 46.
- 35; 65. (Corpus Inscriptionum Iranicarum. Supplementary Series.I.) - M.Back, Die sassanidischen
Staatsinschriften. Leiden, Téhéran (1978) 190, Nr. 45; 263, Nr. 333.(Acta Iranica.18.). -
H.Humbach/P.O.Skjaervø, The Sassanian Inscription of Paikuli. P. 3.1. Wiesbaden (1983) 128. -
Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse épigraphique. Wien (1986) 46, Nr. 126; 166,
Nr. 890.(Iranisches Personennamenbuch.II,2.) - Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an
der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Band 2. London (1999) 12f. = § 1.7; 159.(Corpus Inscriptionum Iranicarum.
Part III, I,1,2.) - R.Schmitt, Personenamen in parthischen epigraphischen Quellen. Wien (2016) 46-
48; hier Nr. 43: Ardaxšīr mit Beinamen Tahm-Šābuhr (thmšhypwhr); 211, Nr. 500b.(Iranisches Perso-
nennamenbuch.II,5.)(Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist.
Kl. 881.)(Iranische Onomastik.15.)
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Ardašīr Tahmšābuhr

© Dr. Ursula Weber - 11.04.2023 C Seite 7/7

Ehrentitel:
Th.Nöldeke, Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sasaniden. Aus der arabischen Chronik
des Tabari. Leyden (1879) 443 Anm. 1. - Repr. Graz 1973. - F.Justi, Iranisches Namenbuch. Mar-
burg (1895) 318. - Repr. Hildesheim 1963. - A.Christensen, L'Iran sous les Sassanides. Copenha-
gue (21944) 409f. - Repr. Osnabrück 1971. - M.Sprengling, Shahpuhr I, the Great on the Kaabah of
Zoroaster (KZ). In: American Journal of Semitic Languages and Literatures 57(1940) 341-429; hier
411, Nr. 21. - id., Third Century Iran. Sapor and Kartir. Chicago (1953) 32. - A.Maricq, Res Gestae
Divi Saporis. In: Syria 35(1958) 295-360; hier 324 Anm. 2; 328, Nr. 21 und Anm. 2. - Ebenf. abgedr.
in: Classica et Orientalia. Paris (1965) 37-101; hier 66; 70.(Institut Français d'Archéologie de Bey-
routh. Publication hors série.11.) - P.O.Skjaervø, The Sassanian Inscription of Paikuli. Wiesbaden
3.1(1983) 42; 43; 128. - Ph.Gignoux, L'apport de l'onomastique sassanide à la philologie iranienne.
In: Linguistica e Filologia. Atti del VII Convegno Internazionale di Linguistici, Milano 1984. Brescia
(1987) 291-300; hier 299f. - id., Noms propres sassanides en moyen-perse épigraphique. Wien
(1986) 166, Nr. 890.(Iranisches Personennamenbuch.II,2.) - U.Weber/J.Wiesehöfer, Das Reich der
Achaimeniden. Eine Bibliographie. Berlin (1996) Nr. 9010-9010a; 9027. (Archäologische Mitteilungen
aus Iran, Ergänzungsband.15.) - Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zar-
dušt (ŠKZ). Band 2. London (1999) 159. (Corpus Inscriptionum Iranicarum. P. III,I,1,2.)

Geschichte:
G.Hoffmann, Auszüge aus Syrischen Akten persischer Märtyrer, übers. und durch Untersuchungen
zur historischen Topographie erläutert. Leipzig (1880) 48 Anm. 417. (Abhandlungen für die Kunde des
Morgenlandes.VII,3.) - W.B.Henning, A Farewell to the Khagan of the Aq-Aqatärān. In: Bulletin of
the School of Oriental and African Studies 14(1952) 501-521. - Ebenf. abgedr. in: Selected Papers.
Band 2. Leiden (1977) 387-408.(Acta Iranica.15.)(Hommages et Opera Minora.6.). - V.Popp(I-III)/H.
Humbach(IV), Die Paikuli-Inschrift im Jahre 1971. In: Baghdader Mitteilungen 6(1973) 99-109. -
U.Weber, Wahrām I., König der Könige von Ērān und Anērān (273-276 n.Chr.). In: Festschrift für Erich
Kettenhofen. Hrsg. von O.Tabibzadeh und T.Daryaee. Teheran (2008) 171-221. (Iranistik. Deutsch-
sprachige Zeitschrift für iranistische Studien. 5,1-2 [2006-2007]). - s. die in 2021 überarb. Internetver-
sion: www.dr-ursula-weber.de/Prosopographie - ead., Wahrām II., König der Könige von Ērān und
Anērān. In: Iranica Antiqua 44(2009) 559-643. - s. die in 2022 überarb. Internetversion: www.dr-
ursula-weber.de/Prosopographie - ead., Zu den Felsbildnissen des Königs Narseh. In: Res Orientales
XIX(2010) 305-319. - ead., Wahrām III., König der Könige von Ērān und Anērān. In: Iranica Antiqua
45(2010) 353-394. →www.dr-ursula-weber.de/Prosopographie (überarbeitete Internetversion 2018).
U.Weber/J.Wiesehöfer, König Narsehs Herrschaftsverständnis. In: Commutatio et contentio. Studies
in the Late Roman, Sasanian and Early Islamic Near East. In Memory of Z.Rubin. Ed. by H.Börm and
J.Wiesehöfer. Düsseldorf (2010) 89-132. (Reihe Geschichte.3.) - U.Weber, Narseh, König der Könige
von Ērān und Anērān. In: Iranica Antiqua 47(2012) 153-302. - →überarb., erweiterte und mit Quellen-
texten versehene Ausgabe →Narseh, König der Könige des Sāsānidenreiches (293-302 n.Chr.). Leu-
ven 2023 im Druck.

Lageplan von Pāikūlī:
E.Kettenhofen, Das Sāsānidenreich. Wiesbaden 1993. (Tübinger Atlas des Vorderen Orients - Karte
B VI 3). - id., Tirdād und die Inschrift von Paikuli. Kritik der Quellen zur Geschichte Armeniens im
späten 3. und frühen 4. Jh. n. Chr. Wiesbaden (1995) 5, Abb. 1 [Zeichnung von Ch.Bandomer, Tübin-
gen, auf der Grundlage von H.Humbach/P.O.Skjaervø, NPi Part 1(1978) Fig. 116]. - Zugl. Phil. Habil-
Schr. Trier 1990.