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Ursula Weber: Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n. Chr.
Ardashir_Adiabene Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Ardašīr, König von Adiabēnē

© Dr. Ursula Weber - 20.06.2024 C Seite 1/4

Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister

Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches

NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion

ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.

ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen



Ardašīr, König [šāh] von Adiabēnē [Nōdšīragān]
[ŠKZ IV 1]




Titelblatt der Prosopographie:
Felsrelief von Naqš-i Raǰab I: Šābuhr I. und sein Hofstaat.
Foto: Prof. J. Wiesehöfer, Kiel






Inhaltsverzeichnis:

I. Quellen (B) ...................................................................................................................................... 2
II. Prosopographie (P) "Ardašīr, König von Adiabēnē" ........................................................................ 2
III. Literatur (L) ...................................................................................................................................... 3
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Ardašīr, König von Adiabēnē

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I. Quellen (B)
ŠKZ: mpI 30: 'rthštr ZY nwthštrkn MLKA = Ardašīr ī Nōdšīragān šāh; paI 24: 'rthštr ntwšrkn MKLA =
Ardašīr Nōdšīragān šāh; grI 59/60:  A A A - Übers.: mp. und pa.:
(für) Ardašīr, den König von Adiabene; gr.: (an) Ardašīr, (den) König von Adiabēnē.

II. Prosopographie (P) "Ardašīr, König von Adiabēnē"
Ardašīr, König von Adiabēnē, steht an der Spitze von 67 Würdenträgern am Hofe
→Šābuhrs I. Mit der Konsolidierung der Macht unter den ersten beiden Sāsāniden-
königen vergrößerte sich auch ihr Hofstaat in beträchtlichem Ausmaß. Während der
Hofstaat König →Pābags [ŠKZ I 6] nur acht Mitglieder zählte, berief →Ardašīr I. [ŠKZ
I 8] 31 Würdenträger an seinen Hof. Unter Šābuhr I. hatte sich diese Zahl inzwischen
auf 67 erhöht. Von daher ist die Šābuhr-Inschrift nicht nur ein politischer Rechen-
schaftsbericht des Großkönigs, sondern vermittelt auch einen Überblick über die
zahlreichen Regierungs- und Hofämter unter König Pābag und den Großkönigen
Ardašīr I. und Šābuhr I.
Die Stellung Ardašīrs1, des Königs der Adiabēnē, am Hofe Šābuhrs I. muss von
herausragender Bedeutung gewesen sein. Ardašīr führt nicht nur die Würdenträger
im Gefolge des Großkönigs an, sondern darf auch vom Protokoll her als ranghöchs-
ter der vier erwähnten Könige eingestuft werden. Ihm nachgeordnet sind →Ardašīr,
König von Kermān [ŠKZ III 3 und IV 2], wohl ein Sohn Ardašīrs I., ferner →Dēnag,
die Königin von Mēšān, die "dastgerd" Šābuhr [ŠKZ IV 3], und König →(H)amāzāsp
von Iberien2 [ŠKZ IV 4]. Während die ersten drei Herrscher als Vizekönige zu be-
zeichnen sind, ist (H)amāzāsp doch eher als König eines Vasallenstaates anzuse-
hen.
Ardašīrs Herrschaftsbereich3 lag in Mesopotamien, östlich des Tigris, und erstreck-
te sich zwischen seinen beiden Zuflüssen, dem Großen und Kleinen Zāb, einschließ-
lich des nördlich angrenzenden Gebietes. Im griechischen Sprachraum war dieses
Land unter dem Namen  bekannt. Der Name geht zurück auf die einheimi-
sche Bezeichnung Ḥadyab, wobei das Suffix -4, angehängt wurde. Den Sāsāni-
den aber war das Königreich Ardašīrs unter dem Namen Nōdšīragān5 geläufig. Es
handelt sich um ein Gebiet, das an einer der wichtigsten Handelsstraßen zwischen
Babylonien und dem Westen lag. Durch das Zeugnis der Šābuhr-Inschrift steht fest,
dass die Adiabēnē in den sechziger Jahren des 3. Jahrhunderts n.Chr. integraler Be-

1 Zum Namen Ardašīrs →F.Justi, Iranisches Namenbuch (1895) 34-36 s.v. Artaxšarā. - Ph.Gignoux,
Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes (1972) 17; 46. - M.Back, SSI (1978) 190, Nr. 45. -
Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse épigraphique (1986) 46, Nr. 126. - Ph.Huyse,
ŠKZ 2(1999) 12f. - R.Schmitt, Personennamen in parthischen epigraphischen Quellen (2016) 46-48,
Nr. 43g. - I.Colditz, Iranische Personennamen in manichäischer Überlieferung (2018) 203-204, Nr. 53.
2 Alle vier Könige finden sich in einem Abschnitt der Šābuhr-Inschrift: mpI 30; paI 24/25; grI 59/60.
3 E.Kettenhofen, Römer und Sāsāniden in der Zeit der Reichskrise, 224 - 284 n.Chr. Wiesbaden
1982. (TAVO - Karte B V 11). - id., Das Sāsānidenreich. Wiesbaden 1993. (TAVO - Karte B VI 3).
4 Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 20.
5 Zur Diskussion und Deutung des Namens Nōdšīragān: mpI nwthštrkn; paI ntwšrkn, →Ph.Huyse, ibid.
2(1999) 20. - Zum Gebiet der  →A.Oppenheimer, Babylonia Judaica in the Talmudic Peri-
od (1983) 21-24; hier 23f. - D.Sellwood, Adiabene. In: EncIr I,5(1985) 456-459; hier 458f.:
D.Sellwoods Meinung, die Sāsāniden hätten die Adiabēnē niemals als integralen Bestandteil ihres
Reiches angesehen, ist im Hinblick auf das Zeugnis in den Inschriften Šābuhrs I. und Kerdīrs nicht
haltbar. - An updated version →www.iranicaonline.org/articles/adiabene [2014]. - R.Gyselen, La géo-
graphie administrative (1989) 56.- J.Oelsner, Adiabene. In: Der Neue Pauly I(1996) 112.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Ardašīr, König von Adiabēnē

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standteil des Sāsānidenreiches war. Daneben erwähnt der mowbed Kerdīr [ŠKZ IV
51] in seinen Inschriften von Naqš-i Rustam und Sar Mašhad Nōdšīragān (Adiabēnē)
unter anderen als das Land, in dem auf seine Initiative Feuerheiligtümer gegründet
wurden. Es ist bezeichnend für die Bedeutung der Adiabēnē, dass dieses Gebiet in
allen drei Inschriften nach der Persis, Parthien, der Susianē, Mesopotamien und
Mēšān an sechster Stelle genannt wird6.
Man muss fragen, welches Verhältnis Ardašīr, König von Adiabēnē, mit Šābuhr I.
verband. Dass es sich bei König Ardašīr nicht um einen Vasallen des Großkönigs wie
im Falle des (H)amāzāsp von Iberien, der drei Plätze nach ihm eingestuft ist, handelt,
ist offenkundig. Vermutlich bestand eine verwandtschaftliche Beziehung zur großkö-
niglichen Familie wie bei Ardašīr, dem König von Kermān, einem Sohn Ardašīrs I.,
auf Platz zwei im Hofstaat Šābuhrs I. Sowohl Ardašīrs erster Rang als auch seine
Vorrangstellung vor dem Kermān-šāh am Hofe Šābuhrs I. machen es wahrscheinlich,
dass an eine Verbindung zur großköniglichen Familie anzunehmen ist. Vor allem wird
wohl die Bewertung der Provinz, der der jeweilige König vorstand, ausschlaggebend
gewesen sein für die Rangstellung bei Hofe. So räumte Šābuhr I. der Adiabēnē unter
den Vizekönigtümern einen höheren Rang ein als Kermān und Mēšān. Dies ist auch
der Fall am Hofe Ardašīrs I. Dort führt →*Sadāluf, König von Abrēnag [ŠKZ III 1], die
Liste der Würdenträger an, gefolgt von →Ardašīr, dem Marw-šāh [ŠKZ III 2], Ardašīr,
dem Kermān-šāh [ŠKZ III 3 und IV 2] und →Ardašīr, dem Sagān-šāh [ŠKZ III 4].
Letztlich kann aber nicht geklärt werden, in welchem Verhältnis Ardašīr, Vizekönig
von Adiabēnē, zu Šābuhr I. stand, da seine Existenz nur durch die Šābuhr-Inschrift
bezeugt ist.

III. Literatur (L)
Quellen:
ŠKZ: M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (SSI). Leiden, Téhéran 1978. (Acta Iranica.18.) -
Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 1-2. London
1999.(Corpus Inscriptionum Iranicarum.P. III, 1,1,1-2.)

Namen:
Ardašīr:
F.Justi, Iranisches Namenbuch. Marburg (1895) 34-36 s.v. Artaxšarā. - Repr. Hildesheim 1963. -
Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes. London (1972) 17; 46.(Corpus Inscrip-
tionum Iranicarum. Supplementary Series.I.) - M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (SSI).
Leiden, Téhéran (1978) 190, Nr. 45.(Acta Iranica.18.) - Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en
moyen-perse épigraphique. Wien (1986) 46, Nr. 126. (Iranisches Personennamenbuch. II,2.) -
Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 2. London (1999)
12f.(Corpus Inscriptionum Iranicarum.P. III, 1,1,2.) - R.Schmitt, Personennamen in parthischen epi-
graphischen Quellen. Wien (2016) 46-48, Nr. 43g. (Iranisches Personennamenbuch.II.5.) (Sitzungsbe-
richte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 881.) (Iranische Onomas-
tik.15.) - I.Colitz, Iranische Personennamen in manichäischer Überlieferung. Wien (2018) 203-204,
Nr. 53.(Iranisches Personennamenbuch.II,1.) (Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 889.) (Iranische Onomastik.16.)

Nōdšīragān:
M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (SSI). Leiden, Téhéran (1978) 238, Nr. 232. (Acta Irani-
ca.18.) - Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 2. London
(1999) 20.(Corpus Inscriptionum Iranicarum.P. III, 1,1,2.)

6 Ph.Huyse, ŠKZ 1(1999) 22: mpI 2; paI 2; grI 2.: Ich, der Mazda-verehrende 'Gott' Šābuhr,...(Ich) bin
Herr von Ērānšahr und besitze die Länder Persis, Parthien, Xūzestān, Mēšān, Asūrestān,
Nōdšīragān... - D.N.MacKenzie, Kerdir's Inscription (Synoptic Text in Transliteration, Transcription,
Translation and Commentary) (1989) 43, § 14; 55 (Transkription); 58 (Übers.).
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Ardašīr, König von Adiabēnē

© Dr. Ursula Weber - 20.06.2024 C Seite 4/4
Nōdšīragān/Adiabēnē:
E.Kettenhofen, Römer und Sāsāniden in der Zeit der Reichskrise, 224 - 284 n.Chr. Wiesbaden
1982.(Tübinger Atlas des Vorderen Orients - Karte B V 11). - id., Das Sāsānidenreich. Wiesbaden
1993. (Tübinger Atlas des Vorderen Orients - Karte B VI 3).
D.N.MacKenzie, Kerdir's Inscription (Synoptic Text in Transliteration, Transcription, Translation and
Commentary). In: Iranische Denkmäler, Lfg. 13, Reihe II, Iranische Felsreliefs I. The Sasanian Rock
Reliefs at Naqsh-i Rustam. Naqsh-i Rustam 6. Berlin (1989) 43, § 14; 55 (Transkription); 58 (Übers.).
- A.Oppenheimer, Babylonia Judaica in the Talmudic Period. Wiesbaden (1983) 21-24.(Tübinger
Atlas des Vorderen Orients R. B, Beih. 47.) - D.Sellwood, Adiabene. In: Encyclopaedia Iranica
I,5(1985) 456-459. - Last Updated: July 22, 2011. - An updated online version at: irani-
caonline.org/articles/adiabene (accessed on 7 February 2014). - R.Gyselen, La géographie adminis-
trative de l'empire sassanide. Les témoignages sigillographiques. Paris (1989) 56. (Res Orientales.I.)
- J.Oelsner, Adiabene. In: Der Neue Pauly I(1996) 112.