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Ursula Weber: Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n. Chr.
Anonymus Anonymus, Schreiber der Finanzverwaltung des Reiches
© 14.11.2019 C Seite 1/2

Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister

Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches

NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion

ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.

ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen


Anonymus, Schreiber der Finanzverwaltung des Reiches
[NPi II a 171]


B:
NPi2 [S. 42, § 32]: mpI C 9,05-10,05: PWN] št(r-'m'l) dp(yw)r. - [S.42, § 32]: paI c 14,02: p]ty hštr-
'hmr SPRA. - Übers.: [..., and ...] Secretary of the Finances.

P:
Zu den Anhängern des Königs →Narseh3 von Armenien, der im Jahre 293 n.Chr. als
Sieger aus den Thronstreitigkeiten4 um die Nachfolge →Wahrāms II.5 hervorge-
gangen war, gehörte auch ein Schreiber der Finanzverwaltung des Reiches. Die
Pāikūlī-Inschrift ist die einzige Quelle, die diesen Würdenträger erwähnt6 und über
die dramatischen Ereignisse nach dem Tode Wahrāms II. berichtet. Sein Name ist
leider wegen der Beschädigungen der Pāikūlī-Inschrift nicht mehr zu rekonstruieren,
jedoch ist das von ihm verwaltete Amt umso bemerkenswerter7. Seine Tätigkeit war
die eines Schreibers der Finanzverwaltung des Reiches: mpI št(r-'m'l) dp(yw)r; paI
hštr - 'hmr SPRA8. Da seine Amtsbezeichnung dibīr (Schreiber) und nicht dibīrbed
(Hauptschreiber) lautet, kann es sich bei dieser Person wohl nicht um den "ersten",
sondern um einen nachgeordneten Schreiber handeln. Die Übersetzung des Wortes

1 Die Reihenfolge der Würdenträger in der II. Personenliste des Paragraphen 32 hat sich geändert:
Durch den Fund eines bislang unbekannten Inschriftenblocks mit den Namen von zwei neuen Wür-
denträger steht dieser Anonymus nun auf Rang 17, früher auf Rang 15. Neue Erkenntnisse zur
Rekonstruktion seines Namens haben sich aber nicht ergeben. - s. G.C.Cereti, The Middle Persian
and Parthian Inscriptions on the Paikuli Tower. New Blocks and Preliminary Studies. In: IrAnt 49
(2014) 347-412.
2 H.Humbach/P.O.Skjaervø, The Sassanian Inscription of Paikuli [NPi]. P. 1-3. Wiesbaden 1978-1983.
3 U.Weber, Narseh, König der Könige von Ērān und Anērān. In: IrAnt 47(2012) 153-302. - s. die in
2019 überarb. Internetversion in: U.Weber, Prosopographie 2002ff.
4 Zu den Thronstreitigkeiten um die Nachfolge Wahrāms II. s. Anm. 3.
5 U.Weber, Wahrām II., König der Könige von Ērān und Anērān. In: IrAnt 44(2009) 559-643. - s. die in
2018 überarb. Internetversion. In: U.Weber, Prosopographie 2002ff.
6 P.O.Skjaervø, NPi 3.1(1983) 42, § 32; 3.2(1983) 45.
7 Vgl. die Titel und Funktionen der anderen Schreiber bzw. Hauptschreiber: →Afsā, →Aštād,
→Bōxtag, →Hormezd, Sohn des Schreibers Šilag; →A, →Hormzed, Sohn des Haupt-
schreibers Hormezd, →*Mard und →Ohrmezd.
8 Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes (1972) 34 →mpI: štry 'pays, royaume';
15: 'm'l 'comptes': 53 →paI ḥštr 'ḥmr '(chambre) des comptes du royaume'. - P.O.Skjaervø, NPi
3.1(1983) 126: štr-'m'l, Pa hštr - 'hmr 'department of finance'. - Die parthische Version verwendet hier
an Stelle von dibīr das Aramäogramm SPRA. - A.Tafazzoli, Sasanian Society: I. Warriors. II. Scribes.
III. Dehqāns (2000) 18-37; hier 31f.
Anonymus, Schreiber der Finanzverwaltung des Reiches
© 14.11.2019 C Seite 2/2
dibīr mit "Schreiber"9 gibt den wirklichen Aufgabenbereich nur ungenügend wieder. In
Wahrheit handelt es sich auch beim "dibīr" um einen hohen Würdenträger in der
Umgebung des Großkönigs. Grundlage für den Aufbau des sāsānidischen Kanzlei-
wesens war die Jahrhunderte alte Schreibertradition des Zweistromlandes. Sie setzte
sich fort in achaimenidischer Zeit und wurde auch von den Sāsāniden übernommen.
E.Herzfeld wird der Hinweis verdankt, dass der Titel dieses Würdenträgers noch
sieben Jahrhunderte später im Gebrauch war. Der Schreiber Abū ʻAbdallāh
Muḥammad b. Jūsuf al-Chwārazmī (10.Jh.)10 beschreibt in seinen Mafātīḥ al-ʻulūm
das Kanzleiwesen seiner Zeit; es gliederte sich in sieben Verwaltungsressorts, denen
sieben Schreiber vorstanden. Der entsprechende Titel lautete np. šahr-hamār dipīr11.


L:
Quellen:
NPi: H.Humbach/P.O.Skjaervø, The Sassanian Inscription of Paikuli. P. 1-3. Wiesbaden 1978-1983.

Amt:
E.Herzfeld, Paikuli. Monument and Inscription of the Early History of the Sassanian Empire. Bd 1-2.
Berlin 1924. - J.Markwart, Np. āđīna "Freitag". In: Ungarische Jahrbücher 7(1927) 99, Nr. 24. -
J.M.Unvala, The Translation of an Extract from Mafâtîḥ al-ʻulûm of al-Khwârazmî. In: Journal of the
K.R.Cama Oriental Institute (1928) 5; 16-17. - H.H.Schaeder, Esra der Schreiber. Tübingen (1930)
47f. (Beiträge zur historischen Theologie.5.) - Ebenf. abgedr. in: H.H.Schaeder, Studien zur orientali-
schen Religionsgeschichte. Darmstadt 1968. - A.Christensen, L'Iran sous les Sassanides. Copen-
hague (21944) 132ff. insbes. 135 und Anm. 1. - Repr. Osnabrück 1971. - Ph.Gignoux, Glossaire des
inscriptions pehlevies et parthes. London (1972) 34. (Corpus Inscriptionum Iranicarum. Supplementary
Series.I.) - M.Shaki, Class System. III. In the Parthian and Sasanian Periods. In: Encyclopaedia
Iranica V(1992) 652-658. - A.Tafazzoli, Dabīr. I. In the Pre-Islamic Period. In: Encyclopaedia Iranica
VI(1993) 534-537. - E.Khurshudian, Die parthischen und sasanidischen Verwaltungsinstitutionen
nach den literarischen und epigraphischen Quellen. 3. Jh. v.Chr. - 7. Jh. n.Chr. Jerewan (1998) 165f.
- Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Band 2. London
(1999) 140f.(Corpus Inscriptionum Iranicarum. Part III, 1,1,2.) - A.Tafazzoli, Sasanian Society: I.
Warriors. II. Scribes. III. Dehqāns. New York (2000) 18-37; hier 31.(Ehsan Yarshater Distinguished
Lectures in Iranian Studies.1.) - U.Weber, Wahrām II., König der Könige von Ērān und Anērān. In:
Iranica Antiqua 44(2009) 559-643. - s. auch die in 2018 überarb. Internetversion in: U.Weber,
Prosopographie 2002ff. - ead., Narseh, König der Könige von Ērān und Anērān. In: Iranica Antiqua
47(2012) 153-302. - s. die in 2019 überarb. Internetversion in: U.Weber, Prosopographie 2002ff. -
C.G.Cereti, The Middle Persian and Parthian Inscriptions on the Paikuli Tower. New Blocks and
Preliminary Studies. In: Iranica Antiqua 49(2014) 347-412.


9 H.H.Schaeder, Esra der Schreiber (1930) 47f. - A.Tafazzoli, Dabīr. I. In the Pre-Islamic Period. In:
EncIr VI,5(1993) 534-537. - E.Khurshudian, Die parthischen und sasanidischen Verwaltungsinstitutio-
nen (1998) 159ff. - Zur Etymologie des Titels mpI dpywrpt und dpyrpt, paI dpyrwpt und dpyrpt, grI
διβιρουπτ und A s. Ph.Huyses umfassende Behandlung der Frage in: ŠKZ 2(1999)
140f. - E.Khurshudian, ibid. 165f.
10 H.H.Schaeder, ibid. (1930) 47. - J.M.Unvala, The Translation of an Extract from Mafâtîḥ al-ʻulûm of
al-Khwârazmî. In: JCOI (1928) 5; 16-17.
11 A.Christensen, L'Iran sous les Sassanides (21944) 132ff., insbes. 135 und Anm. 1. - J.Markwart, Np.
āđīna "Freitag" (1927) 99, Nr. 24.