Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches
Prosopographie, Sāsānidenreich, Dr. Ursula Weber, Neupersisches Reich, Könige Sāsānidenreich, Würdenträger Sāsānidenreich, Untertanen Sāsānidenreich, Prosopographie Sāsānidenreich, Quellentexte Sāsāsnidische Geschichte 3.Jahrhundert n.Chr.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches
© Dr. Ursula Weber - 01.08.2025 Seite 1/6
Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister
Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches
NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion
ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.
ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen
Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches [šāhr bāmbišn]
Mutter der Warāzduxt [ŠKZ I 9]
Titelblatt der Prosopographie:
Felsrelief von Naqš-i Raǰab I: Šābuhr I. und sein Hofstaat.
Foto: Prof. J. Wiesehöfer, Kiel
Inhaltsverzeichnis:
I. Quellen (B) ...................................................................................................................................... 2
II. Prosopographie (P) „Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches“ ............................................................ 2
III. Bibliographie (L) .............................................................................................................................. 5
IV. Tabellenverzeichnis ......................................................................................................................... 6
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Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches
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I. Quellen (B)
ŠKZ: mpI 25: W-hwlncym ZY štry MLKTA = ud X
w
ar(r)ānzēm ī šahr bāmbišn;
[mpI 26: W - wrʼcdwhty ZY hwlncym BRTE = ud Warāzduxt ī X
w
ar(r)ānzēm duxt];
paI 20: hwrʼnzmyE hštr MLKTE = Xwar(r)ānzēm šahr bāmbišn;
[paI 21: wrʼzdwhtyE hwrʼnzmyE BRTY = Warāzduxt Xwar(r)ānzēm duxt];
grI 46/47:
[grI 50: ]
Übers.: mp. und X
w
ar(r)ānzēm, der Königin des Reiches; [und Warāzduxt, der Tochter von
X
w
ar(r)ānzēm];
pa. Xwar(r)ānzēm, der Königin des Reiches; [Warāzduxt, der Tochter von X
w
ar(r)ānzēm];
gr. und Xwar(r)ānzēm, die Königin des Reiches; [und Warāzduxt, (die) Tochter (der) Xwar(n)ānzēm].
II. Prosopographie (P) „Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches“
Unter den 16 Frauen, deren Namen allein durch die Šābuhr-Inschrift überliefert
sind, nimmt X
w
ar(r)ānzēm einen herausragenden Platz ein. Ihrem Namen entspre-
chend wird angenommen, dass X
w
ar(r)ānzēm von armenischer oder georgischer Ab-
stammung sein könnte
1
. Ihr Titel, šahr bāmbišn, Königin des Reiches
2
, findet sich nur
in der Šābuhr-Inschrift. Er ist anderweitig weder in literarischen noch epigraphischen
Quellen zu finden und muss von daher als außergewöhnlich angesehen werden.
Dem gegenüber sind die Titel der anderen Würdenträgerinnen der Šābuhr-Inschrift
hinreichend bekannt: der Titel der ‚Königin der Königinnen‘, bāmbišnān bāmbišn
3
,
der Titel der ‚Königin‘, bāmbišn
4
, der Titel der ‚Prinzessin‘, duxš/wisduxt
5
, der Titel
der ‚Herrin‘, bānug
6
.
Das Nebeneinander der Titel „Königin des Reiches“ und „Königin der Königinnen“,
das durch die Šābuhr-Inschrift nur für die Mitte des 3. Jahrhunderts belegt ist, macht
es erforderlich, nach der Wertigkeit der beiden Titel zu fragen. Wer von den beiden
Trägerinnen dieser Titel ist höher einzustufen, X
w
ar(r)ānzēm, die šahr bāmbišn, auf
Rang 9 innerhalb der Genealogie, oder →Ādur-Anāhīd, die bāmbišnān bāmbišn
[ŠKZ I 1], Tochter →Šābuhrs I. Über diese Frage besteht in der Wissenschaft keine
Einigkeit. M.Sprengling
7
erkennt in der Person der X
w
ar(r)ānzēm wegen ihres Titels
eine der Frauen Šābuhrs I., ja sogar die Mutter des Kronprinzen →Ohrmezd-Ardašīr;
1
Zur Diskussion ihres Namens →Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes (1972)
24a: ḥwlncym (mp.); 53b: ḥwrʼnzmyH (pa.). – M.Back, SSI (1978) 222, Nr. 172. – Ph.Gignoux, Noms
propres sassanides en moyen-perse épigraphique (1986) 185, Nr. 1018: Xōrānzēm. – Ph.Huyse, ŠKZ
2(1999) 116f. mit weiteren Literaturangaben. – R.Schmitt, Personennamenbuch in parthischen epi-
graphischen Quellen (2016) 110, Nr. 226: hwrʼnzmyH /Xorrānzēm. – D Der Name gehört in jedem Fall
mit arm. Pʻaranjem zusammen, so daß ein Kompositum mit VG iran. *huarnah- ~farnah- « Glücks-
glanz usw. » sicher erscheint; im weiteren bleibt er jedoch völlig unklar.
2
Im Griechischen lautet ihr Titel: – Zum „dem rätselhaften Titel der
X
w
ar(r)ānzēm verweist R.Schmitt [→Anm. 1] auf Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an
der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 2. London (1999) 116a-b.(Corpus Inscriptionum Iranicarum. P. III, 1,1,
2.)
3
Ādur-Anāhīd [ŠKZ I 1] und Dēnag, die Tochter des Pābag [ŠKZ III 7].
4
→Dēnag [ŠKZ I 10], →Šābuhrduxtag [ŠKZ I 12], →Staxryād [ŠKZ I 20] und →Dēnag, die Königin
von Mēšān, die „dastgerd“ des Šābuhr [ŠKZ IV 3].
5
→Rōdduxt, die Tochter der →Anōšag [ŠKZ I 18].
6
→Narsehduxt [ŠKZ I 13], →Čašmag [ŠKZ I 14] und →*Murrōd, die Mutter Šābuhrs I. [ŠKZ I 16].
7
Shahpuhr I, the Great on the Kaabah of Zoroaster (KZ) (1940) 392.
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X
w
ar(r)ānzēms Vorrangstellung vor Ādur-Anāhīd
8
, der Königin der Königinnen, sei
vermutlich durch ihr Alter begründet. Auch W.B.Henning
9
hält X
w
ar(r)ānzēm für die
Mutter des Kronprinzen Ohrmezd-Ardašīr [ŠKZ I 2], ja sogar für die verstorbene Vor-
gängerin der Ādur-Anāhīd.
M.-L.Chaumont
10
ist der Meinung, dass Šābuhr I. den Titel einer ‚Königin des Rei-
ches‘ einzig und allein für X
w
ar(r)ānzēm geschaffen habe als der Mutter des Kron-
prinzen. Ph.Huyse
11
dagegen gibt zu Bedenken, dass X
w
ar(r)ānzēm nach den ver-
storbenen ersten Königen des Sāsānidenreiches, nach →Ardašīr I. und noch vor den
Nachkommen Šābuhrs I., ihren Platz hat. Nach seiner Meinung könnte X
w
ar(r)ānzēm
neben der Herrin →*Murrōd auch eine der Frauen Ardašīrs I. sein. M.Brosius zufolge
trug die Frau des Königs den Titel einer šahr bāmbišn und „held probably the most
senior rank among the women at the court“
12
. Wegen der unterschiedlichen Interpre-
tation der protokollarischen Rangordnung ist es unerlässlich, nach dem Ordnungs-
prinzip der Genealogie zu fragen (→Tabelle 1, Seite 6).
Das nicht leicht durchschaubare Ordnungsprinzip der Šābuhr-Inschrift stellt sich
folgendermaßen dar: nach der protokollarischen Rangfolge zu urteilen, ist Ādur-
Anāhīd als bāmbišnān bāmbišn [ŠKZ I 1] dem Großkönig direkt nachgeordnet und
nimmt den ersten Platz nach ihm ein. Sie trägt den Titel ‚Königin der Königinnen‘, der
dem Titel des Großkönigs nachempfunden ist. Indem Šābuhr I. seiner Tochter Ādur-
Anāhīd diesen Titel verlieh, der in seinem Anspruch eine Spitzenstellung bedeutete,
machte er sie zur ersten Dame des Reiches. M. E. dürfte Ādur-Anāhīd zurzeit
Šābuhrs I. die ranghöchste Frau des Sāsānidenreiches gewesen sein. Gleichzeitig ist
es aufschlussreich, dass Šābuhr I. außer für sich selbst – bevorzugterweise auch
sogar für seine Tochter Ādur-Anāhīd – und drei seiner Söhne Feuertempel stiftete,
während er für alle anderen in der Inschrift erwähnten Würdenträger nur tägliche Op-
fer anordnen ließ.
Im Vergleich mit Ādur-Anāhīd scheint X
w
ar(r)ānzēm als Königin des Reiches für
Šābuhr I. nicht die herausragende Rolle gespielt zu haben, die ihr von einigen Ge-
lehrten als erste oder als zweite Frau nach Ādur-Anāhīd zugestanden wurde.“ Mit
Recht weist Ph.Huyse daraufhin, dass Ardašīr I. [ŠKZ I 8] für seine Königin
X
w
ar(r)ānzēm [ŠKZ I 9] wohl den Titel einer šahr bāmbišn geschaffen habe
13
.
Demnach sind Šābuhr I. und seine Tochter Ādur-Anāhīd als ‚König der Könige‘
und ‚Königin der Königinnen‘ zusammen mit drei bevorzugten Söhnen im Königsrang
als Repräsentanten des Sāsānidenreiches
14
anzusehen. Mit diesen fünf Personen
endet der erste Abschnitt der Genealogie der Šābuhr-Inschrift.
An dieser Stelle erfolgt eine Zäsur, es schließen sich an die Namen der inzwischen
verstorbenen Mitglieder der sāsānidischen Königsfamilie in chronologischer Reihen-
folge. Auf X
w
ar(r)ānzēm, die šahr bāmbišn, auf dem neunten Rang, folgt überra-
8
Ādur-Anāhīd tritt in der Genealogie an zwei Stellen auf: auf den Rängen ŠKZ I 1 und I 9a; an der
zweiten Stelle ist ihr die šahr bāmbišn X
w
ar(r)ānzēm scheinbar vorangestellt, worauf weiter unten nä-
her eingegangen werden soll.
9
Notes on the Great Inscription of Šāpūr I (1954) 44.
10
A propos de quelques personnages féminins (1963) 196f.
11
ŠKZ 2(1999) 116.
12
M.Brosius, Women. I. In Pre-Islamic Persia. In: Encyclopaedia Iranica [online edition]
→iranicaonline.org/articles/women-i 2000/2010 (accessed June 12,2020).
13
Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 116.
14
Die Frage, ob Ādur-Anāhīd mit ihrem Vater, Šābuhr I., vielleicht eine im Zarathustrismus sehr ange-
sehene xwēdōdah-Ehe (Blutsverwandtenehe) eingegangen war, hat zu kontroversen Diskussionen
geführt und kann wegen mangelnder Quellenlage nicht geklärt werden (→Ādur-Anāhīd).
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schenderweise die Königin der Königinnen Ādur-Anāhīd
15
. Offensichtlich ist hier das
Prinzip der sozialen Rangfolge aufgegeben worden; dies führte in der wissenschaftli-
chen Diskussion dazu, X
w
ar(r)ānzēm, der Königin des Reiches, den ersten Rang im
Königreich zuzugestehen. Dabei ist wohl übersehen worden, dass X
w
ar(r)ānzēm dem
ihr vorangehenden Ardašīr I. als seine Königin und wohl auch als seine Ehefrau zu-
geordnet werden kann. Eine derartige Zuordnung zum Ehemann findet sich innerhalb
der Genealogie auch bei →Narseh, dem König der Saken; auf ihn folgen zwei Ehe-
frauen [?], →Šābuhrduxtag, die Königin der Saken [ŠKZ I 12] und →Narsehduxt, die
Herrin der Saken [ŠKZ I 13]. Weiter fällt auf, dass X
w
ar(r)ānzēm, wie Ph.Huyse er-
kannt hatte, im Gefolge der schon verstorbenen Sāsānidenkönige und vor den Nach-
kommen Šābuhrs I. platziert ist
16
. Es ist ferner auch nicht ausgeschlossen, dass
X
w
ar(r)ānzēm zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Inschrift (ca. 262) bereits verstor-
ben war
17
. Ardašīrs Tod (241/242) lag zu dieser Zeit schon zwanzig Jahre zurück. Im
Anschluss an X
w
ar(r)ānzēm führt Ādur-Anāhīd im dritten Abschnitt die Reihe der le-
benden Mitglieder des Königshauses an.
Die schnelle Ausweitung und Konsolidierung seines Herrschaftsbereichs machte
es auch notwendig, sich als machtvoller König zu präsentieren. Von daher war die
Titulatur eines Kleinkönigs wie zu Zeiten seines Vorgängers, König Pābags von
Iṣṭaḫr, für ihn und seine Frau nun nicht mehr angemessen. Zu einem späteren Zeit-
punkt könnte Ardašīr I. dann den anspruchsvolleren Titel einer Königin der Königin-
nen für seine Schwester →Dēnag, die Tochter König →Pābags (auf dem 7. Rang im
Hofstaat Ardašīrs I.)[ŠKZ III 7], vorgesehen haben.
Nicht unerwähnt bleiben soll ein Hinweis von A.Maricq
18
, dass die bei Ḥamza al-
Iṣfahānī überlieferte →Kurdzād*, angeblich Ehefrau Šābuhrs I. und Mutter des
Thronfolgers Ohrmezd-Ardašīr, mit X
w
ar(r)ānzēm identisch sein könnte. Die Un-
gleichheit der Namen führt A.Maricq auf eine Entstellung zurück; diese Feststellung
bleibt jedoch zweifelhaft. Wie ich in meinem Artikel über Kurdzād* erörtert habe, halte
ich diese Person für fiktiv, für nicht historisch; von daher ist sie mit einem Asteriskos
gekennzeichnet.
X
w
ar(r)ānzēms Name taucht innerhalb der Genealogie auf Rang 19 noch einmal auf:
dieser Rang ist ihrer Tochter →Warāzduxt ī X
w
ar(r)ānzēm duxt‘ (Warāzduxt, Tochter
von X
w
ar(r)ānzēm) [ŠKZ I 19] vorbehalten, deren Abstammung väterlicherseits we-
gen der unzureichenden Quellenlage nicht zu klären ist.
M. E. kann das von Ph.Gignoux veröffentlichte Siegel mit dem Namenszug einer
Xōrānzēm – hier ohne Portrait und Titelangabe
19
– nur unter Vorbehalt mit der hier
vorgestellten Königin des Reiches in Verbindung gebracht werden
20
.
15
In diesem Zusammenhang darf nicht übersehen werden, dass Ādur-Anāhīd ebenso wie ihre Brüder
zweimal in der Genealogie auftreten. Allein die erste Erwähnung ist maßgeblich für ihre protokollari-
sche Rangordnung.
16
Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 116a-b mit Anm. 196.
17
M.Sprengling, Third Century Iran (1953) 28.
18
Res Gestae Divi Saporis. In: Syria 35(1958) 335. – →auch F.Justi, Iranisches Namenbuch (1895)
122: s.v. Gurdzād. – Ḥamza al-Iṣfahānī, Abū ʻAlī b. al-Ḥasan, Kitāb taʼrīḫ sinī mulūk al-ard wa-l-
anbiyāʼVol. 1. Ed. J.M.P. Gottwaldt. Leipzig (1844) 49, Z. 18: Kurdzād* [Die mit einem Asteriskos
hinter dem Namen gekennzeichneten Personen gelten als historisch nicht gesichert].
19
Ph.Gignoux, Catalogue des sceaux, camées et bulles sasanides de la Bibliothèque Nationale et du
Musée du Louvre, T. II. Les sceaux et bulles inscrits (1978) 43: 4.77: ‘Chameau marchant à droite. Au-
dessus, une inscription en écriture cursive: ḥwlncym « Xōrānzēm » (1972.1317.22)’. – idem, Noms
propres sassanides en moyen-perse épigraphique. Wien (1986) 185, Nr. 1018.
20
Dagegen M.Brosius, Women. I. In Pre-Islamic Persia. In: Encyclopaedia Iranica [online edition]
→iranicaonline.org/articles/women-i 2000/2010 (accessed June 12,2020): „Royal women like Xwa-
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III. Bibliographie (L)
Quellen:
ŠKZ: M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften [SSI]. Leiden, Téhéran 1978. (Acta Iranica.18.) –
Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 1-2. London
1999.(Corpus Inscriptionum Iranicarum.P. III, 1,1, 1-2.)
Namen/Titel:
E.Benveniste, Titres et noms propres en iranien ancien. Paris (1966) 27ff. (Travaux de l’Institut
d’Études Iraniennes de l’Université de Paris.1.) – Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et
parthes. London (1972) 24a: ḥwlncym (mp.); 53b: ḥwrʼnzmyH (pa.).(Corpus Inscriptionum Iranicarum.
Supplementary Series.I.) – M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften [SSI]. Leiden, Téhéran
(1978) 222, Nr. 172.(Acta Iranica.18.) – Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse épi-
graphique. Wien (1986) 185, Nr. 1018. (Iranisches Personennamenbuch.II,2.) – Ph.Huyse, Die drei-
sprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 2. London (1999) 116a-b mit Anm.
196.(Corpus Inscriptionum Iranicarum.P. III, 1,1, 2.) – R.Schmitt, Personennamenbuch in parthischen
epigraphischen Quellen (2016) 110, Nr. 226: hwrʼnzmyH /Xorrānzēm. – D Der Name gehört in jedem
Fall mit arm. Pʻaranjem zusammen, so daß ein Kompositum mit VG iran. *huarnah - ~farnah-
« Glücksglanz usw. » sicher erscheint; im weiteren bleibt er jedoch völlig unklar.
Person:
M.Sprengling, Shahpuhr I, the Great on the Kaabah of Zoroaster (KZ). In: American Journal of
Semitic Languages and Literatures 57(1940) 341-429. – id., Third Century Iran. Sapor and Kartir.
Chicago (1953) 28. – W.B.Henning, Notes on the Great Inscription of Šāpūr I. In: Professor Jackson
Memorial Volume. Bombay (1954) 40-54; hier 44. – Ebenf. abgedr. in: Selected Papers. Leiden
2(1977) 415-429; hier 419.(Acta Iranica.15.) – M.-L.Chaumont, A propos de quelques personnages
féminins figurant dans l’inscription trilingue de Šāhpuhr I
er
à la „Kaʻba de Zoroastre“. In: Journal of
Near Eastern Studies 22(1963) 194-199; hier 196f. – Ph.Gignoux, Catalogue des sceaux, camées et
bulles sasanides de la Bibliothèque Nationale et du Musée du Louvre. T. II : Les sceaux et bulles ins-
crits. Paris 1978. – W.Sundermann, Bānbišn. In: Encyclopaedia Iranica III,7(1989) 678-679. –
Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 116f.
ranzēm, Dēnag, and the wife of Shapur III (r. 383-88) had their own seals which identifies them by
their portrait and an inscription”.
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Šābuhr I., König der Könige
Ādur-Anāhīd, Königin der Königinnen, Unsere Tochter [ŠKZ I 1]
1. Aufzählung der
Nachkommen
Šābuhrs I. nach dem
Protokoll.
Ohrmezd-Ardašīr, Großkönig der Armenier, Unser Sohn [ŠKZ I 2]
Šābuhr, König von Mēšān, Unser Sohn [ŠKZ I 3]
Narseh, König von Hind(estān), Sagestān und Turān bis
ans Meeresufer, unser Sohn [ŠKZ I 4]
Sāsān, Herr [ŠKZ I 5]
Pābag, König von Fārs [ŠKZ I 6]
Šābuhr, König, Sohn des Pābag [ŠKZ I 7]
Ardašīr I., König der Könige [ŠKZ I 8]
Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches [ŠKZ I 9]
Ādur-Anāhīd, Königin der Königinnen (s.o. ŠKZ I 1)
2. Aufzählung der
Nachkommen
Šābuhrs I. nach dem
Lebensalter.
Dēnag, Königin, (Tochter Šābuhrs I. ?) [ŠKZ I 10]
Wahrām, König von Gēlān (der spätere Wahrām I.) [ŠKZ I 11]
Šābuhr, König von Mēšān (s.o. ŠKZ I 3]
Ohrmezd-Ardašīr, Großkönig der Armenier (s.o. ŠKZ I 2]
Narseh, König der Saken (s.o. ŠKZ I 4]
Šābuhrduxtag, Königin der Saken [ŠKZ I 12]
Narsehduxt, Herrin der Saken [ŠKZ I 13]
Čašmag, Herrin [ŠKZ I 14]
Pērōz, Prinz [ŠKZ I 15]
*Murrōd, Herrin, Mutter Šābuhrs I. [ŠKZ I 16]
Narseh, Prinz [ŠKZ I 17]
Rōdduxt, Prinzessin, Tochter der Anōšag [ŠKZ I 18]
Warāzduxt, Tochter der Xwar(r)ānzēm [ŠKZ I 19]
Staxryād, Königin [ŠKZ I 20]
Hormezdag, Sohn des Königs der Armenier [ŠKZ I 21] s. ŠKZ I 2
Neun Enkel und
Enkelinnen
Šābuhrs I.
Hormezd, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 22] s. ŠKZ I 3
Hormezdag, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 23] s. ŠKZ I 3
Ōdābaxt, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 24] s. ŠKZ I 3
Wahrām, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 25] s. ŠKZ I 3
Šābuhr, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 26] s. ŠKZ I 3
Pērōz, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 27] s. ŠKZ I 3
Šābuhrduxtag, Tochter des Königs von Mēšān [ŠKZ I 28] s. ŠKZ I 3
Ohrmezd(d)uxtag, Tochter des Königs der Saken [ŠKZ I 29] s. ŠKZ I 4
Tabelle 1: Genealogie Šābuhrs I. in der Šābuhr-Inschrift
21
Nach Ph.Huyse, ŠKZ 1-2(1999).(CII, P. III, 1,1,1-2.)
IV. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Genealogie Šābuhrs I. in der Šābuhr-Inschrift ................................................................. 6
21
Nach Ph.Huyse, ŠKZ 1(1999) § 33-51.(CII P. III,1,1,1)
Verstorbene Mitglie-
der der sāsānidi-
schen Königsfamilie.
Verstorbene Mitglie-
der der sāsānidi-
schen Königsfamilie.
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Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister
Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches
NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion
ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.
ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen
Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches [šāhr bāmbišn]
Mutter der Warāzduxt [ŠKZ I 9]
Titelblatt der Prosopographie:
Felsrelief von Naqš-i Raǰab I: Šābuhr I. und sein Hofstaat.
Foto: Prof. J. Wiesehöfer, Kiel
Inhaltsverzeichnis:
I. Quellen (B) ...................................................................................................................................... 2
II. Prosopographie (P) „Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches“ ............................................................ 2
III. Bibliographie (L) .............................................................................................................................. 5
IV. Tabellenverzeichnis ......................................................................................................................... 6
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I. Quellen (B)
ŠKZ: mpI 25: W-hwlncym ZY štry MLKTA = ud X
w
ar(r)ānzēm ī šahr bāmbišn;
[mpI 26: W - wrʼcdwhty ZY hwlncym BRTE = ud Warāzduxt ī X
w
ar(r)ānzēm duxt];
paI 20: hwrʼnzmyE hštr MLKTE = Xwar(r)ānzēm šahr bāmbišn;
[paI 21: wrʼzdwhtyE hwrʼnzmyE BRTY = Warāzduxt Xwar(r)ānzēm duxt];
grI 46/47:
[grI 50: ]
Übers.: mp. und X
w
ar(r)ānzēm, der Königin des Reiches; [und Warāzduxt, der Tochter von
X
w
ar(r)ānzēm];
pa. Xwar(r)ānzēm, der Königin des Reiches; [Warāzduxt, der Tochter von X
w
ar(r)ānzēm];
gr. und Xwar(r)ānzēm, die Königin des Reiches; [und Warāzduxt, (die) Tochter (der) Xwar(n)ānzēm].
II. Prosopographie (P) „Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches“
Unter den 16 Frauen, deren Namen allein durch die Šābuhr-Inschrift überliefert
sind, nimmt X
w
ar(r)ānzēm einen herausragenden Platz ein. Ihrem Namen entspre-
chend wird angenommen, dass X
w
ar(r)ānzēm von armenischer oder georgischer Ab-
stammung sein könnte
1
. Ihr Titel, šahr bāmbišn, Königin des Reiches
2
, findet sich nur
in der Šābuhr-Inschrift. Er ist anderweitig weder in literarischen noch epigraphischen
Quellen zu finden und muss von daher als außergewöhnlich angesehen werden.
Dem gegenüber sind die Titel der anderen Würdenträgerinnen der Šābuhr-Inschrift
hinreichend bekannt: der Titel der ‚Königin der Königinnen‘, bāmbišnān bāmbišn
3
,
der Titel der ‚Königin‘, bāmbišn
4
, der Titel der ‚Prinzessin‘, duxš/wisduxt
5
, der Titel
der ‚Herrin‘, bānug
6
.
Das Nebeneinander der Titel „Königin des Reiches“ und „Königin der Königinnen“,
das durch die Šābuhr-Inschrift nur für die Mitte des 3. Jahrhunderts belegt ist, macht
es erforderlich, nach der Wertigkeit der beiden Titel zu fragen. Wer von den beiden
Trägerinnen dieser Titel ist höher einzustufen, X
w
ar(r)ānzēm, die šahr bāmbišn, auf
Rang 9 innerhalb der Genealogie, oder →Ādur-Anāhīd, die bāmbišnān bāmbišn
[ŠKZ I 1], Tochter →Šābuhrs I. Über diese Frage besteht in der Wissenschaft keine
Einigkeit. M.Sprengling
7
erkennt in der Person der X
w
ar(r)ānzēm wegen ihres Titels
eine der Frauen Šābuhrs I., ja sogar die Mutter des Kronprinzen →Ohrmezd-Ardašīr;
1
Zur Diskussion ihres Namens →Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes (1972)
24a: ḥwlncym (mp.); 53b: ḥwrʼnzmyH (pa.). – M.Back, SSI (1978) 222, Nr. 172. – Ph.Gignoux, Noms
propres sassanides en moyen-perse épigraphique (1986) 185, Nr. 1018: Xōrānzēm. – Ph.Huyse, ŠKZ
2(1999) 116f. mit weiteren Literaturangaben. – R.Schmitt, Personennamenbuch in parthischen epi-
graphischen Quellen (2016) 110, Nr. 226: hwrʼnzmyH /Xorrānzēm. – D Der Name gehört in jedem Fall
mit arm. Pʻaranjem zusammen, so daß ein Kompositum mit VG iran. *huarnah- ~farnah- « Glücks-
glanz usw. » sicher erscheint; im weiteren bleibt er jedoch völlig unklar.
2
Im Griechischen lautet ihr Titel: – Zum „dem rätselhaften Titel der
X
w
ar(r)ānzēm verweist R.Schmitt [→Anm. 1] auf Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an
der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 2. London (1999) 116a-b.(Corpus Inscriptionum Iranicarum. P. III, 1,1,
2.)
3
Ādur-Anāhīd [ŠKZ I 1] und Dēnag, die Tochter des Pābag [ŠKZ III 7].
4
→Dēnag [ŠKZ I 10], →Šābuhrduxtag [ŠKZ I 12], →Staxryād [ŠKZ I 20] und →Dēnag, die Königin
von Mēšān, die „dastgerd“ des Šābuhr [ŠKZ IV 3].
5
→Rōdduxt, die Tochter der →Anōšag [ŠKZ I 18].
6
→Narsehduxt [ŠKZ I 13], →Čašmag [ŠKZ I 14] und →*Murrōd, die Mutter Šābuhrs I. [ŠKZ I 16].
7
Shahpuhr I, the Great on the Kaabah of Zoroaster (KZ) (1940) 392.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches
© Dr. Ursula Weber - 01.08.2025 Seite 3/6
X
w
ar(r)ānzēms Vorrangstellung vor Ādur-Anāhīd
8
, der Königin der Königinnen, sei
vermutlich durch ihr Alter begründet. Auch W.B.Henning
9
hält X
w
ar(r)ānzēm für die
Mutter des Kronprinzen Ohrmezd-Ardašīr [ŠKZ I 2], ja sogar für die verstorbene Vor-
gängerin der Ādur-Anāhīd.
M.-L.Chaumont
10
ist der Meinung, dass Šābuhr I. den Titel einer ‚Königin des Rei-
ches‘ einzig und allein für X
w
ar(r)ānzēm geschaffen habe als der Mutter des Kron-
prinzen. Ph.Huyse
11
dagegen gibt zu Bedenken, dass X
w
ar(r)ānzēm nach den ver-
storbenen ersten Königen des Sāsānidenreiches, nach →Ardašīr I. und noch vor den
Nachkommen Šābuhrs I., ihren Platz hat. Nach seiner Meinung könnte X
w
ar(r)ānzēm
neben der Herrin →*Murrōd auch eine der Frauen Ardašīrs I. sein. M.Brosius zufolge
trug die Frau des Königs den Titel einer šahr bāmbišn und „held probably the most
senior rank among the women at the court“
12
. Wegen der unterschiedlichen Interpre-
tation der protokollarischen Rangordnung ist es unerlässlich, nach dem Ordnungs-
prinzip der Genealogie zu fragen (→Tabelle 1, Seite 6).
Das nicht leicht durchschaubare Ordnungsprinzip der Šābuhr-Inschrift stellt sich
folgendermaßen dar: nach der protokollarischen Rangfolge zu urteilen, ist Ādur-
Anāhīd als bāmbišnān bāmbišn [ŠKZ I 1] dem Großkönig direkt nachgeordnet und
nimmt den ersten Platz nach ihm ein. Sie trägt den Titel ‚Königin der Königinnen‘, der
dem Titel des Großkönigs nachempfunden ist. Indem Šābuhr I. seiner Tochter Ādur-
Anāhīd diesen Titel verlieh, der in seinem Anspruch eine Spitzenstellung bedeutete,
machte er sie zur ersten Dame des Reiches. M. E. dürfte Ādur-Anāhīd zurzeit
Šābuhrs I. die ranghöchste Frau des Sāsānidenreiches gewesen sein. Gleichzeitig ist
es aufschlussreich, dass Šābuhr I. außer für sich selbst – bevorzugterweise auch
sogar für seine Tochter Ādur-Anāhīd – und drei seiner Söhne Feuertempel stiftete,
während er für alle anderen in der Inschrift erwähnten Würdenträger nur tägliche Op-
fer anordnen ließ.
Im Vergleich mit Ādur-Anāhīd scheint X
w
ar(r)ānzēm als Königin des Reiches für
Šābuhr I. nicht die herausragende Rolle gespielt zu haben, die ihr von einigen Ge-
lehrten als erste oder als zweite Frau nach Ādur-Anāhīd zugestanden wurde.“ Mit
Recht weist Ph.Huyse daraufhin, dass Ardašīr I. [ŠKZ I 8] für seine Königin
X
w
ar(r)ānzēm [ŠKZ I 9] wohl den Titel einer šahr bāmbišn geschaffen habe
13
.
Demnach sind Šābuhr I. und seine Tochter Ādur-Anāhīd als ‚König der Könige‘
und ‚Königin der Königinnen‘ zusammen mit drei bevorzugten Söhnen im Königsrang
als Repräsentanten des Sāsānidenreiches
14
anzusehen. Mit diesen fünf Personen
endet der erste Abschnitt der Genealogie der Šābuhr-Inschrift.
An dieser Stelle erfolgt eine Zäsur, es schließen sich an die Namen der inzwischen
verstorbenen Mitglieder der sāsānidischen Königsfamilie in chronologischer Reihen-
folge. Auf X
w
ar(r)ānzēm, die šahr bāmbišn, auf dem neunten Rang, folgt überra-
8
Ādur-Anāhīd tritt in der Genealogie an zwei Stellen auf: auf den Rängen ŠKZ I 1 und I 9a; an der
zweiten Stelle ist ihr die šahr bāmbišn X
w
ar(r)ānzēm scheinbar vorangestellt, worauf weiter unten nä-
her eingegangen werden soll.
9
Notes on the Great Inscription of Šāpūr I (1954) 44.
10
A propos de quelques personnages féminins (1963) 196f.
11
ŠKZ 2(1999) 116.
12
M.Brosius, Women. I. In Pre-Islamic Persia. In: Encyclopaedia Iranica [online edition]
→iranicaonline.org/articles/women-i 2000/2010 (accessed June 12,2020).
13
Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 116.
14
Die Frage, ob Ādur-Anāhīd mit ihrem Vater, Šābuhr I., vielleicht eine im Zarathustrismus sehr ange-
sehene xwēdōdah-Ehe (Blutsverwandtenehe) eingegangen war, hat zu kontroversen Diskussionen
geführt und kann wegen mangelnder Quellenlage nicht geklärt werden (→Ādur-Anāhīd).
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches
© Dr. Ursula Weber - 01.08.2025 Seite 4/6
schenderweise die Königin der Königinnen Ādur-Anāhīd
15
. Offensichtlich ist hier das
Prinzip der sozialen Rangfolge aufgegeben worden; dies führte in der wissenschaftli-
chen Diskussion dazu, X
w
ar(r)ānzēm, der Königin des Reiches, den ersten Rang im
Königreich zuzugestehen. Dabei ist wohl übersehen worden, dass X
w
ar(r)ānzēm dem
ihr vorangehenden Ardašīr I. als seine Königin und wohl auch als seine Ehefrau zu-
geordnet werden kann. Eine derartige Zuordnung zum Ehemann findet sich innerhalb
der Genealogie auch bei →Narseh, dem König der Saken; auf ihn folgen zwei Ehe-
frauen [?], →Šābuhrduxtag, die Königin der Saken [ŠKZ I 12] und →Narsehduxt, die
Herrin der Saken [ŠKZ I 13]. Weiter fällt auf, dass X
w
ar(r)ānzēm, wie Ph.Huyse er-
kannt hatte, im Gefolge der schon verstorbenen Sāsānidenkönige und vor den Nach-
kommen Šābuhrs I. platziert ist
16
. Es ist ferner auch nicht ausgeschlossen, dass
X
w
ar(r)ānzēm zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Inschrift (ca. 262) bereits verstor-
ben war
17
. Ardašīrs Tod (241/242) lag zu dieser Zeit schon zwanzig Jahre zurück. Im
Anschluss an X
w
ar(r)ānzēm führt Ādur-Anāhīd im dritten Abschnitt die Reihe der le-
benden Mitglieder des Königshauses an.
Die schnelle Ausweitung und Konsolidierung seines Herrschaftsbereichs machte
es auch notwendig, sich als machtvoller König zu präsentieren. Von daher war die
Titulatur eines Kleinkönigs wie zu Zeiten seines Vorgängers, König Pābags von
Iṣṭaḫr, für ihn und seine Frau nun nicht mehr angemessen. Zu einem späteren Zeit-
punkt könnte Ardašīr I. dann den anspruchsvolleren Titel einer Königin der Königin-
nen für seine Schwester →Dēnag, die Tochter König →Pābags (auf dem 7. Rang im
Hofstaat Ardašīrs I.)[ŠKZ III 7], vorgesehen haben.
Nicht unerwähnt bleiben soll ein Hinweis von A.Maricq
18
, dass die bei Ḥamza al-
Iṣfahānī überlieferte →Kurdzād*, angeblich Ehefrau Šābuhrs I. und Mutter des
Thronfolgers Ohrmezd-Ardašīr, mit X
w
ar(r)ānzēm identisch sein könnte. Die Un-
gleichheit der Namen führt A.Maricq auf eine Entstellung zurück; diese Feststellung
bleibt jedoch zweifelhaft. Wie ich in meinem Artikel über Kurdzād* erörtert habe, halte
ich diese Person für fiktiv, für nicht historisch; von daher ist sie mit einem Asteriskos
gekennzeichnet.
X
w
ar(r)ānzēms Name taucht innerhalb der Genealogie auf Rang 19 noch einmal auf:
dieser Rang ist ihrer Tochter →Warāzduxt ī X
w
ar(r)ānzēm duxt‘ (Warāzduxt, Tochter
von X
w
ar(r)ānzēm) [ŠKZ I 19] vorbehalten, deren Abstammung väterlicherseits we-
gen der unzureichenden Quellenlage nicht zu klären ist.
M. E. kann das von Ph.Gignoux veröffentlichte Siegel mit dem Namenszug einer
Xōrānzēm – hier ohne Portrait und Titelangabe
19
– nur unter Vorbehalt mit der hier
vorgestellten Königin des Reiches in Verbindung gebracht werden
20
.
15
In diesem Zusammenhang darf nicht übersehen werden, dass Ādur-Anāhīd ebenso wie ihre Brüder
zweimal in der Genealogie auftreten. Allein die erste Erwähnung ist maßgeblich für ihre protokollari-
sche Rangordnung.
16
Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 116a-b mit Anm. 196.
17
M.Sprengling, Third Century Iran (1953) 28.
18
Res Gestae Divi Saporis. In: Syria 35(1958) 335. – →auch F.Justi, Iranisches Namenbuch (1895)
122: s.v. Gurdzād. – Ḥamza al-Iṣfahānī, Abū ʻAlī b. al-Ḥasan, Kitāb taʼrīḫ sinī mulūk al-ard wa-l-
anbiyāʼVol. 1. Ed. J.M.P. Gottwaldt. Leipzig (1844) 49, Z. 18: Kurdzād* [Die mit einem Asteriskos
hinter dem Namen gekennzeichneten Personen gelten als historisch nicht gesichert].
19
Ph.Gignoux, Catalogue des sceaux, camées et bulles sasanides de la Bibliothèque Nationale et du
Musée du Louvre, T. II. Les sceaux et bulles inscrits (1978) 43: 4.77: ‘Chameau marchant à droite. Au-
dessus, une inscription en écriture cursive: ḥwlncym « Xōrānzēm » (1972.1317.22)’. – idem, Noms
propres sassanides en moyen-perse épigraphique. Wien (1986) 185, Nr. 1018.
20
Dagegen M.Brosius, Women. I. In Pre-Islamic Persia. In: Encyclopaedia Iranica [online edition]
→iranicaonline.org/articles/women-i 2000/2010 (accessed June 12,2020): „Royal women like Xwa-
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches
© Dr. Ursula Weber - 01.08.2025 Seite 5/6
III. Bibliographie (L)
Quellen:
ŠKZ: M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften [SSI]. Leiden, Téhéran 1978. (Acta Iranica.18.) –
Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 1-2. London
1999.(Corpus Inscriptionum Iranicarum.P. III, 1,1, 1-2.)
Namen/Titel:
E.Benveniste, Titres et noms propres en iranien ancien. Paris (1966) 27ff. (Travaux de l’Institut
d’Études Iraniennes de l’Université de Paris.1.) – Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et
parthes. London (1972) 24a: ḥwlncym (mp.); 53b: ḥwrʼnzmyH (pa.).(Corpus Inscriptionum Iranicarum.
Supplementary Series.I.) – M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften [SSI]. Leiden, Téhéran
(1978) 222, Nr. 172.(Acta Iranica.18.) – Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse épi-
graphique. Wien (1986) 185, Nr. 1018. (Iranisches Personennamenbuch.II,2.) – Ph.Huyse, Die drei-
sprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 2. London (1999) 116a-b mit Anm.
196.(Corpus Inscriptionum Iranicarum.P. III, 1,1, 2.) – R.Schmitt, Personennamenbuch in parthischen
epigraphischen Quellen (2016) 110, Nr. 226: hwrʼnzmyH /Xorrānzēm. – D Der Name gehört in jedem
Fall mit arm. Pʻaranjem zusammen, so daß ein Kompositum mit VG iran. *huarnah - ~farnah-
« Glücksglanz usw. » sicher erscheint; im weiteren bleibt er jedoch völlig unklar.
Person:
M.Sprengling, Shahpuhr I, the Great on the Kaabah of Zoroaster (KZ). In: American Journal of
Semitic Languages and Literatures 57(1940) 341-429. – id., Third Century Iran. Sapor and Kartir.
Chicago (1953) 28. – W.B.Henning, Notes on the Great Inscription of Šāpūr I. In: Professor Jackson
Memorial Volume. Bombay (1954) 40-54; hier 44. – Ebenf. abgedr. in: Selected Papers. Leiden
2(1977) 415-429; hier 419.(Acta Iranica.15.) – M.-L.Chaumont, A propos de quelques personnages
féminins figurant dans l’inscription trilingue de Šāhpuhr I
er
à la „Kaʻba de Zoroastre“. In: Journal of
Near Eastern Studies 22(1963) 194-199; hier 196f. – Ph.Gignoux, Catalogue des sceaux, camées et
bulles sasanides de la Bibliothèque Nationale et du Musée du Louvre. T. II : Les sceaux et bulles ins-
crits. Paris 1978. – W.Sundermann, Bānbišn. In: Encyclopaedia Iranica III,7(1989) 678-679. –
Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 116f.
ranzēm, Dēnag, and the wife of Shapur III (r. 383-88) had their own seals which identifies them by
their portrait and an inscription”.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches
© Dr. Ursula Weber - 01.08.2025 Seite 6/6
Šābuhr I., König der Könige
Ādur-Anāhīd, Königin der Königinnen, Unsere Tochter [ŠKZ I 1]
1. Aufzählung der
Nachkommen
Šābuhrs I. nach dem
Protokoll.
Ohrmezd-Ardašīr, Großkönig der Armenier, Unser Sohn [ŠKZ I 2]
Šābuhr, König von Mēšān, Unser Sohn [ŠKZ I 3]
Narseh, König von Hind(estān), Sagestān und Turān bis
ans Meeresufer, unser Sohn [ŠKZ I 4]
Sāsān, Herr [ŠKZ I 5]
Pābag, König von Fārs [ŠKZ I 6]
Šābuhr, König, Sohn des Pābag [ŠKZ I 7]
Ardašīr I., König der Könige [ŠKZ I 8]
Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches [ŠKZ I 9]
Ādur-Anāhīd, Königin der Königinnen (s.o. ŠKZ I 1)
2. Aufzählung der
Nachkommen
Šābuhrs I. nach dem
Lebensalter.
Dēnag, Königin, (Tochter Šābuhrs I. ?) [ŠKZ I 10]
Wahrām, König von Gēlān (der spätere Wahrām I.) [ŠKZ I 11]
Šābuhr, König von Mēšān (s.o. ŠKZ I 3]
Ohrmezd-Ardašīr, Großkönig der Armenier (s.o. ŠKZ I 2]
Narseh, König der Saken (s.o. ŠKZ I 4]
Šābuhrduxtag, Königin der Saken [ŠKZ I 12]
Narsehduxt, Herrin der Saken [ŠKZ I 13]
Čašmag, Herrin [ŠKZ I 14]
Pērōz, Prinz [ŠKZ I 15]
*Murrōd, Herrin, Mutter Šābuhrs I. [ŠKZ I 16]
Narseh, Prinz [ŠKZ I 17]
Rōdduxt, Prinzessin, Tochter der Anōšag [ŠKZ I 18]
Warāzduxt, Tochter der Xwar(r)ānzēm [ŠKZ I 19]
Staxryād, Königin [ŠKZ I 20]
Hormezdag, Sohn des Königs der Armenier [ŠKZ I 21] s. ŠKZ I 2
Neun Enkel und
Enkelinnen
Šābuhrs I.
Hormezd, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 22] s. ŠKZ I 3
Hormezdag, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 23] s. ŠKZ I 3
Ōdābaxt, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 24] s. ŠKZ I 3
Wahrām, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 25] s. ŠKZ I 3
Šābuhr, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 26] s. ŠKZ I 3
Pērōz, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 27] s. ŠKZ I 3
Šābuhrduxtag, Tochter des Königs von Mēšān [ŠKZ I 28] s. ŠKZ I 3
Ohrmezd(d)uxtag, Tochter des Königs der Saken [ŠKZ I 29] s. ŠKZ I 4
Tabelle 1: Genealogie Šābuhrs I. in der Šābuhr-Inschrift
21
Nach Ph.Huyse, ŠKZ 1-2(1999).(CII, P. III, 1,1,1-2.)
IV. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Genealogie Šābuhrs I. in der Šābuhr-Inschrift ................................................................. 6
21
Nach Ph.Huyse, ŠKZ 1(1999) § 33-51.(CII P. III,1,1,1)
Verstorbene Mitglie-
der der sāsānidi-
schen Königsfamilie.
Verstorbene Mitglie-
der der sāsānidi-
schen Königsfamilie.