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Ursula Weber: Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n. Chr.
Wahnam_framadar Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.

Wahnām, Oberverwalter [framādār]

© Dr. Ursula Weber - 21.03.2024 C Seite 1/9

Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister

Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches

NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion

ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.

ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen


Wahnām, Oberverwalter [framādār]
[Inschrift des Abnūn]




B:
Quellen:

Die Inschrift des Abnūn:
D.N.MacKenzie, The Fire Altar of Happy *Frayosh". In: Bulletin of the Asia Institute n.s. 7(1993) 105-
109: mpI: wḥn'm ZY prmtr [Lesung und Übersetzung der Inschrift].


Transliteration Transkription
11 ZNE ʾtwlgʾhy ʾbnwn ZY PWN špstn 11 ēn ādurgāh Abnōn ī pad šabestān
12 ʾdnyk plmʾt MN[W] kl[t]y AP KZY 12 āyēnīg framād kē kard, ud ahy
13 plmʾd[t] AYKm HT YDEn HWE 13 framāyēd kū-m agar dastan hē
14 ADYN NWRA-I TNE YTYBWNʾn 14 ēg ādur-ēw ēdar nišāyān.
16 AHR AMT QDM [Š]NT III šh- 16 pas ka abar sāl 3 (ī) Šā-
17 pwhry MLKAn MLKA 17 buhr šāhān šāh,
18a AMT hlwmʾdy 18a ka Hrōmāy
18b QDM pʾlsy AP plswby 18b abar Pārs ud Pahlaw
19 YATWNd AHR ANE TNE 19 āyēnd, pas an ēdar
110 PWN w[s]pšʾty 110 pad wispšād
111 [pr]d[w]š[y YHWWNm] AHR AYK 111 *Frayōš bawēm. pas kū
112 OŠMEN AYK hlwmʾdy 112 āšnūd kū Hrōmāy
113-14 YATWNd AHR ANE 113-14 āyēnd, pas *man
21 yzdʾn pʾt[w]yh[t] AYK 21 yazadān *paywahīd kū
22 [HT šh]pwhry ZY MLKAn 22 agar Šābuhr ī šāhān
23 MLKA c[yly YHWWN AP] hlwmʾdyn 23 šāh č[ēr būd ud] Hrōmāyān
24 MHYTN APšn SLYtr OBYDWN [OD](n) 24 zad u-šān wattar kard [tā]-n
26 PWN OB[D]kyhy YKOYMWNd ADYNn hylʾn 26 pad bandagīh ēstēnd, ēg *an hīlān
27 OD NWRA-I TNE YTYBWNʾn AHR 27 tā ādur-ēw ēdar nišāyān. pas
28a AYK OŠMEN AYK hlwmʾdy 28a kū āšnūd kū Hrōmāy
28b YATWNt [H](WE)nd AP šhpwhry 28b āmad hēnd ud Šābuhr
29 ZY MLKAn MLKA MHYTN HWEnd APš 29 ī šāhān šāh zad hēnd u-š
210 SLYtr klty [*HWEnd ODn PWN OBDkyhy 210 wattar kard [*hēnd tā-n pad bandagīh
211 YKOYMWNd ADYNm *nywst NWRA-I 211 ēstēnd, ēg-im niwist ādur-ēw]
212 YTYBWNn APš ptʾy 212 nišāyān, u-š Pattāy-
213-14 šhpwhry ʾbnwn ŠM OBYDW[N] 213-14 Šābuhr-Abnōn nām kard.


Übersetzung:
"This fire altar - Abnon, Master of ceremonies in the harem, said [that] someone [should] make it.
And originally he would say, 'If it is possible for me, then I shall establish a fire here'.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.

Wahnām, Oberverwalter [framādār]

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Then, when in the year 3 of Shapur, King of kings - when the Romans were coming against Persia
and Parthia, then I was here in all-happy *Frayosh. Then, when it was heard that the Romans were
coming, then I entreated the gods, [saying], 'If Sapur the King of kings [is victorious,
and] the Romans are smitten and worsted, so that they fall into our captivity, then I shall allow [myself]
to establish a fire here'. Then, when it was heard that the Romans had come and Shapur the King of
kings had smitten them and had worsted them [so that they fell into our captivity, then I began to]
establish [a fire], and its name was made 'Remain [i. e., live long] Shapur (and) Abnon'".

ŠKZ: mpI 46: whwn'm ZY prmt'r = Wohnām [!] ī framādār; paI 26: whwn'm prmtr = Wohnām framādār;
grI 62:   = Wohnām, (den) Oberverwalter [ŠKZ IV 17]

ŠKZ: mpI 49: šhpwhry ZY prmt'r = Šābuhr ī framādār; paI 28: šhypwhr prmtr = Šābuhr framādār;
grI 66:   = Šābuhr, (den) Oberverwalter [ŠKZ IV 55]



P:
Bevor der framādār Wahnām mit seinem speziellen Aufgabenbereich vorgestellt
werden soll, ist es unumgänglich, zunächst auf die Abnūn-Inschrift1 einzugehen. Die
Entdeckung der aus historischer Sicht2 bedeutenden mittelpersischen Abnūn-Inschrift
von Barm-i Dilak3 in Fārs geht auf einen Zufallsfund in den achtziger Jahren des letz-
ten Jahrhunderts zurück. Wahnāms Name ist nicht in der Inschrift, sondern über sei-
ner Porträtbüste unterhalb der Inschrift eingraviert.
Bei Instandsetzungsarbeiten eines religiösen Schreins, Imāmzādeh genannt, und
bei der Vergrößerung seines dazu gehörigen Hofraums, fand man ein steinernes zy-
lindrisches "Kapitell" mit einem Durchmesser von 80 cm und einer Höhe von 60 cm.
Sein Gewicht beträgt ca. 700 kg. In der Mitte der Oberfläche des zylindrischen "Kapi-
tells" befindet sich eine kreisrunde Vertiefung mit einem Durchmesser von 40 cm und
einer Absenkung von ca. 3 cm.
Die Beobachtung, dass es sich hier wohl kaum um ein "Kapitell" im herkömmlichen
Sinne gehandelt haben könnte, wird Ph.Gignoux4 verdankt. Die kreisrunde Vertiefung
in der Mitte der Oberfläche diente vermutlich dazu, die notwendige Metallschale für
das Feuer aufzunehmen. Der Beweis für Gignoux' Vermutung findet sich in der In-
schrift, in der das vermeintliche Kapitell als "ādurgāh"5, Feueraltar (Abb. 2-5), be-
zeichnet wird.

1 Die von M.Tavoosi [M.Tavoosi with Notes by R.N.Frye, An Inscribed Capital Dating from the Time of
Shapur I. In: BAI n.s. 3(1989) 25-38] eingeführte Lesung ʼAbnūn hat sich in der wissenschaftlichen
Diskussion durchgesetzt, so dass die Inschrift stets mit dieser Version des Namens in Verbindung
gebracht und im Folgenden beibehalten wird.
2 E.Kettenhofen, Die Eroberung von Nisibis und Karrhai durch die Sāsāniden in der Zeit Kaiser Maxi-
mins (235/236 n.Chr. In: IrAnt 30(1995) 159-177; hier 177, Anm. 112: "Die Bedeutung der Inschrift ist
kaum zu überschätzen: Sie sichert die Datierung des Todes Ardašīrs I. und den Beginn der Alleinherr-
schaft in das Frühjahr 242, wie ich dies in meinem Beiheft "Die römisch-persischen Kriege des 3.
Jahrhunderts n. Chr. (1982) 132 vertrat".
3 Der Ort ist vor allem durch die beiden bekannten Felsreliefs Wahrāms II. bekannt geworden:
→U.Weber, Wahrām II. In: ead., Prosopographie der Sāsāniden im 3. Jahrhundert n.Chr. (2002ff.):
hier überarb. Version (2023) 46-49. - →www.dr-ursula-weber.de/Prosopographie
- Zur Entdeckungsgeschichte des Ortes durch zahlreiche europäische Reisende. →L.Vanden Berghe,
Barm-e Delak. In: EncIr III,8(1988) 805-807. - E.Kettenhofen, Das Sāsānidenreich [Karte]. Wiesbaden
1993. (TAVO - Karte B VI 3: Nebenkarte III).
4 Zu den Fundumständen und der Beschreibung des sog. Kapitells →M.Tavoosi with Notes by
R.N.Frye, ibid. (1989) 25-38; hier 25-26; 25 Anm. 1.
5 ādurgāh →M.Boyce, Ātaš. In: Encyclopaedia Iranica III,1(1987) 1-5. - ead. III,1(1987) 7-9: "Ātašdān,
"place of fire, fire-holder", designates the altar-like repository for a sacred wood-fire in a Zoroastrian
place of worship. Ādurgāh, ātašgāh, and ādišt) (today ādošt) are synonyms of ātašdān...".
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.

Wahnām, Oberverwalter [framādār]

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Nach M.Tavoosi6 liegt sein Fundort Barm-i Dilak ca. 10 km östlich von Šīrāz, ca. 4
km vom Abū-Naṣr Palast und wenige hundert Meter vom Dorfe Naṣrābād entfernt,
beim Wasserspeicher mit Namen Barm-i Dilak (Abb. 1). Es handelt sich um einen
kleinen Feueraltar, der vormals erhöht auf einigen Stufen im Innern eines Feuertem-
pels gestanden haben könnte. 10 cm unter der Oberfläche verjüngt sich der Schaft
des Feueraltars um 2 cm ringsum und geht über in eine 10 cm breite Fläche, um
Platz zu schaffen für die mittelpersische Abnūn-Inschrift, die in zwei Zeilen unterei-
nander angebracht ist. Darunter verjüngt sich der Schaft ein zweites Mal und verläuft
dann in eine quadratische Form, indem sich vier Seiten ergeben, die gleich struktu-
riert sind. Im oberen Teil jeder Seite ist ein Bogen zu sehen, einer aedicula ähnlich,
über der eine mittelpersische Inschrift eingraviert ist. Vier kleine Halbsäulen mit je
einem Kapitell, auf denen jeweils ein mythologisches Wesen mit weit ausgebreiteten
Schwingen und verwittertem Kopf angebracht ist, füllen den Raum zwischen den
aediculae. Wegen des schadhaften Zustandes bleibt es im Ungewissen, ob deren
Köpfe menschliche Züge trugen oder ob es sich eher um Tierköpfe handelt.
Unterhalb der aediculae sind die Porträtbüsten von vier Persönlichkeiten zu sehen,
die als Flachrelief angelegt sind. Ihre Identität ergibt aus den eingravierten Namen
über ihren Porträts:

→Ardašīr [I.], König der Könige (ʼrtḥštr MLKʼn MLKʼ),
→Aspēz, Wächter der Tore des Palastes [ʼspyc ZY dlpty (darbed [!] = Torwächter)]7
→Šābuhr [I.], König der Könige [šḥpwḥry MLKʼn MLKʼ] und
→Abnūn (?), Vorsteher bzw. Zeremonienmeister des Frauenhauses
[ʼbnwn ZY PWN špstn ʼdnyk].

Für den framādār Wahnām hatte der Initiator des Feueraltares aber keine Büste vor-
gesehen, desungeachtet ist sein Namenszug in der zweiten Reihe, unter dem Na-
men des Aspēz eingraviert:
→Wahnām, Oberverwalter (wḥnʼm ZY prmtr).

Fest steht, dass alle drei Würdenträger, Aspēz, Abnūn und Wahnām zu hohen Wür-
denträgern des Sāsānidenreiches gehörten, sich großes Ansehen erworben hatten
und eine ehrenvolle Erwähnung in engen Zusammenhang mit den ersten beiden
Großkönigen des Sāsānidenreiches erfahren durften. Eine weitere Ehrung erhielten
Abnūn und Aspēz durch eigene Porträtbüsten neben denen der Großkönige Ardašīr
I. und Šābuhr I.
Welche Aufgaben hatte der framādār Wahnām im dritten Jahrhundert am
Sāsānidenhof zu erfüllen8? Die Anfänge dieses Titels gehen in die Zeit der Achai-

6 Zu den Fundumständen und der Beschreibung des sogenannten Kapitells →M.Tavoosi with Notes
by R.N.Frye, An Inscribed Capital Dating from the Time of Shapur I. In: BAI n.s. 3(1989) 25-38; hier
25-26; 25 Anm. 1.
7 →Aspēz: Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse épigraphique. Supplément [1986-
2001] (2003) 24, Nr. 42: Aspiz. - R.Schmitt, Personennamen in parthischen epigraphischen Quellen
(2016) 58, Nr. 76: D Wie mpers. ʼspyc /Aspiz/ (vgl. Gignoux 2003, 24, Nr. 42) offenbar k-Erweiterung
zu dem für das Altiranische zu postulierenden Hypokoristikon...".
- Aspēz (ʼspyc ZY dlpty) wird wohl kaum ein einfacher Torwächter (darbed) gewesen sein, sondern
wohl eher der Chef der Tore (Torwache).
8 Prof. E.Kettenhofen sei gedankt für zahlreiche Hinweise: Zu Titel und Aufgabenbereich des
framādār: mp. prmtʼr; pa. prmtr, gr. A = framādār →D.N.MacKenzie, A Concise Pahlavi Dictio-
nary (1971) 32: [plmʼtʼl] commander, ruler, chief. - Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et
parthes (1972) 32a; 60b, Commandeur. - M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (1978) 244,
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.

Wahnām, Oberverwalter [framādār]

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meniden zurück. Aus den bekannten Wörterbüchern von D.N.MacKenzie9,
H.S.Nyberg10, W.Hinz11 und R.Schmitt12 geht eindeutig hervor, dass der Begriff
framādār ein breites Spektrum von Begriffen abdeckt wie commander, ruler, chief.
Gebieter und Verwalter. Von einem militärischen Kontext im Altpersischen kann -
entgegen der Meinung Ph.Huyses13 - aber nicht die Rede sein. Das Wort framātar, in
der Bedeutung von Gebieter, Befehlshaber, Chef, lässt sich von dem Verb fra-mā =
"befehlen" ableiten, wurde aber auch als framātar an der Spitze der Verwaltung an-
gewendet und sogar als Offiziant bei Opferhandlungen14.
Später wurde der Begriff in die parthische Sprache als prmtr übernommen und
bezeichnete ein Amt für die öffentliche Versorgung, wie aus einem der Ostraka des
Palastes Košdepe in Süd-Turkmenistan aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert
zu entnehmen ist15.
Der hier erwähnte Wahnām der Abnūn-Inschrift liefert den frühesten Beweis für
den Titel eines framādār in der Frühzeit der Sāsāniden, d. h. im dritten Regierungs-
jahr Šābuhrs I. Zwei weitere framādāre →Wohnām [ŠKZ IV 17] und →Šābuhr [ŠKZ
IV 55] auf den protokollarischen Rängen 17 und 55 sind durch die Šābuhr-Inschrift
bekannt geworden.
Offensichtlich steht der Titel framādār, so wie er sich im 3. Jahrhundert n. Chr. in
den beiden genannten Inschriften darstellt, ganz allgemein für die Bezeichnung eines
Verwaltungsbeamten, sein spezifisches Ressort bleibt aber unbekannt. Auch vermag
die deutsche Übersetzung 'Oberverwalter' das breite Spektrum dieses Titels nicht
darzulegen.
Welch hohe Stellung ein framadar am königlichen Hof besaß, lässt sich bei den
framādāren der Abnūn-und Šābuhr-Inschriften nur durch ihre Nähe zu den ersten
beiden sāsānidischen Großkönigen oder durch ihren protokollarischen Rang able-
sen.

Nr. 253d [hier in ŠKZ entgegen Ph.Huyse: Befehlshaber]. - Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en
moyen-perse épigraphique (1986) 170, Nr. 924: Vahnām, framādār; gr. A in der Šābuhr-
Inschrift [Verwalter, nicht Kommandeur!]. - Ph.Huyse, ŠKZ 1(1999) 82: prmtʼr 32, 34; prmtr 26, 28; gr.
A [Verwalter]. - M.-L.Chaumont, Framadār (Framātār). In: EncIr X,2(2000) 125-126. Last Up-
dated April 17, 2012. - Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse épigraphique. Sup-
plément [1986-2001] (2003) 64, Nr. 339: ŠKZ, MP 32, Pa 26: Wahnām framādār - Grand Comman-
deur. - R.Schmitt, Personennamen in parthischen epigraphischen Quellen (2016) 223, Nr. 538: P a.
Wahnām framādār - unter Šābuhr I. höherer Verwaltungsbeamter.
9 D.N.MacKenzie, A Concise Pahlavi Dictionary. London (1971) 32: "framādār" [plmʼtʼl].
10 H.S.Nyberg, A Manual of Pahlavi: Part II: Glossary (1974) 75; 76: framatār [prmtʼl] commander,
leader.
11 W.Hinz, Neue Wege im Altpersischen (1973) 133; 134: framātāram: Gebieter, Oberherr.(Göttinger
Orientforschungen, III. Reihe: Iranica, Bd 1(1973).
12 R.Schmitt, Wörterbuch der altpersischen Königsinschriften (2014) 176: framātar,"Gebieter", "com-
mander, chief"; der Titel "chef militaire" kommt nach R.Schmitt nur in "ganz formelhaftem Bezug auf
den König in den Königsinschriften vor" (nach C.Herrenschmidt 1977,28).
13 Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 155-156. - Ph.Huyse machte darauf aufmerksam, dass M.Back [Die
sassanidischen Staatsinschriften (1978) 244f., Nr. 253d] und A.Christensen13 [L'Iran sous les Sassa-
nides (1944) 114 Anm. 2] den Titel framādār mit "Befehlshaber" oder "commandeur" übersetzten, ob-
wohl dieser - nach ihrer Meinung - im 3. Jahrhundert seinen militärischen Kontext verloren hatte und
stärker in den administrativen Bereich übergegangen war, wie dies in der dreisprachigen Šābuhr-
Inschrift mit der Übersetzung A in der Bedeutung von 'Oberverwalter' zum Ausdruck kommt.
14 W.M.F.Henkelman, The Other Gods who are. Studies in Elamite-Iranian Acculturation Based on the
Persepolis Fortification Texts (2008) 235 Anm. 517.
15 V.A.Livshits, New Parthian Documents from South Turkmenistan. In: AAASH 25(1977[1980]) 157-
185. - id., Ostraca parthe de Qosha-Tepe. In: Sovietsk. Arkheol. Literat. 4(1980) 237-238; 243.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.

Wahnām, Oberverwalter [framādār]

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Ph.Gignoux, M.-L.Chaumont, V.A.Livshits und A.B.Nikitin16 hielten den Wahnām
der Abnūn-Inschrift (ca. 244) und den framādār Wohnām der Šābuhr-Inschrift (ca.
262) für ein und dieselbe Person. Es lässt sich jedoch nicht feststellen, ob sie dieses
Amt zeitgleich oder nacheinander verwalteten, oder ob sie vielleicht für ein spezielles
Ressort verantwortlich waren. Erinnert sei an die Existenz von zwei Vizekönigen in
der Šābuhr-Inschrift, Šābuhr bidaxš [ŠKZ IV 10] und Kerdsraw bidaxš [ŠKZ IV 32],
die beide zum Hofstaat Šābuhrs I. mit 67 Würdenträgern gehörten. Erstaunlicher-
weise zählt weder die Šābuhr- noch die Pāikūlī-Inschrift weitere Vertreter dieses Am-
tes auf.
V.G.Lukonin17 geht sogar noch weiter, indem er den framādār Wahnām der Abnūn-
Inschrift (244) mit König Narsehs Feind Wahnām, Sohn des Tatrus [NPi II b 2] (293),
in der Pāikūlī-Inschrift (ca. 293) gleichsetzte. Wegen der großen Zeitspanne von ca.
50 Jahren, die zwischen der Fertigstellung der Inschriften vorliegt, ist eine Überein-
stimmung der beiden Personen m. E. nicht gerechtfertigt.
Wenn keine neuen Quellen hinzukommen, dann liefert die Abnūn-Inschrift mit die-
sem Wahnām den frühesten Beweis für den Titel eines framādār für das Jahr 244
n.Chr., im dritten Regierungsjahr Šābuhrs I.
Die Bezeichnung wuzurg framādār findet sich aber erst ab dem 4. und 5. Jahrhun-
dert: Bekanntester Vertreter dieses Amtes war Mihr-Narseh durch seine Inschrift an
der Brücke in Fīrūzābād18. Dass Ṭabarī in seiner Chronik Abursām, einen Zeitgenos-
sen Ardašīrs I., als wuzurg framādār tituliert, ist nach Ph.Huyse19 ein "Anachronis-
mus" und ergibt sich offensichtlich aus der späten Überlieferung der arabischen
Chronik im 9. Jahrhundert20.

Zur Datierung und Diskussion über die Abnūn-Inschrift verweise ich auf den Artikel
→Abnūn, Zeremonienmeister des Frauenhauses.



16 Ph.Gignoux, D'Abnūn à Māhān. Étude de deux inscriptions sassanides (1991) 10. - V.A.Livshits/
A.B.Nikitin, Some Notes on the Inscription from Naṣrābād (1992) 42. - M.-L.Chaumont, Framadār. In:
EncIr X,2(2000) 125.
17 V.G.Lukonin, Kul'tura sasanidskogo Irana (1969) 109.
18 M.Back, Die sasanidischen Staatsinschriften (1978) 498: Mihr-Narseh.
19 Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 156.
20 Th.Nöldeke, Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sasaniden. Aus der arabischen Chronik
des Tabari (1879) 75ff.
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Abb. 1. Karte der Persis: Barm-i Dilak
Aus: E.Kettenhofen, Das Sāsānidenreich. Wiesbaden 1993.
(TAVO - Karte B VI 3: Nebenkarte III).




Abb. 2: Feueraltar von Barm-e Dilak, Iran21


21 Abb. 2 - 5. Fotos nach M.Tavoosi/R.N.Frye, An Inscribed Capital Dating from the Time of Shapur I.
In: BAI n. s. 3(1989) 25-38; Figs. I, II, IV, V. - © BAI.
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Abb. 3: Büste Ardašīrs I.


Abb. 4: Büste Šābuhrs I.



Abb. 5: Büste Abnūns, des Zeremonienmeisters des Frauenhauses.


L:
Quellen:

Die Inschrift des Abnūn:
M.Tavoosi with Notes by R.N.Frye, An Inscribed Capital Dating from the Time of Shapur I. In: Bulle-
tin of the Asia Institute n. s. 3(1989) 25-38. - Ph.Gignoux, D'Abnūn à Māhān. Étude de deux inscrip-
tions sassanides. In: Studia Iranica 20(1991) 9-22. - V.A.Livshits/A.B.Nikitin, Some Notes on the
Inscription from Naṣrābād. In: Bulletin of the Asia Institute 5(1992) 41-44. - P.O.Skjaervø, L'inscription
d'Abnūn et l'imparfait en moyen-perse. In: Studia Iranica 21(1992) 153-160. - D.N.MacKenzie, The
Fire Altar of Happy *Frayosh". In: Iranian Studies in Honor of A.D.H.Bivar. Ed. by C.Altman Bromberg.
Bloomfield Hills (1993) 105-109.(Bulletin of the Asia Institute. n.s. 7.): mpI: wḥn'm ZY prmtr [Lesung
und Übersetzung der Inschrift].

Šābuhr-Inschrift:
M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften. Leiden, Téhéran-Liège [SSI] (1978) 244, Nr. 253d.
(Acta Iranica.18.) - Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ).
Band 1-2. London1999. (Corpus Inscriptionum Iranicarum, Part III, 1.1.1-2.)
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.

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Name:

In der Šābuhr_Inschrift:
M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften. Leiden, Téhéran-Liège [SSI] (1978) 267, Nr. 349:
whwnʼm = Wahunnām.(Acta Iranica.18.) - R.Schmitt, Rez. zu M.Back [Die sassanidischen Staatsin-
schriften. Leiden, Téhéran-Liège 1978. (AcIr.18.)], Zu Sprache und Wortschatz der Sāsānideninschrif-
ten. In: WZKM 72(1980) 61-82; hier 74. - D.N.MacKenzie, Rez. zu M.Back [ibid.]. In: IF 87
(1982[1983]) 280-297; 291. - Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt
(ŠKZ). Band 1-2. London 1999.(Corpus Inscriptionum Iranicarum, Part III, 1,1,1-2.) - Ph.Huyse, ŠKZ
1(1999) 58, § 46: mpI und [!] paI whwnʼm; grI  bzw. ; 59 § 47: mpI und paI:
whwnʼm = Wohnām). - →den Hinweis bei Ph.Huyse, dass der Namensform Wohnām das altiranische
Wort *vahu-nāman "einen guten Namen habend" zugrunde liegt [id., ŠKZ 2(1999) 155, § 46,4].

In der Pāikūlī-Inschrift:
H.Humbach/P.O.Skjaervø, The Sassanian Inscription of Paikuli. P. 1-3 [NPi]. Wiesbaden, Teheran,
bzw. Wiesbaden 1978-1983. - Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes. London
(1972) 35b: wḥwnʼm; 66a: wḥwnʼm.(Corpus Inscriptionum Iranicarum. Supplementary Series.I.) - id.,
Noms propres sassanides en moyen-perse épigraphique. Wien (1986) 170, Nr. 924: P Vahnām, fils de
Tat(a)rōs (cf. 895) et adversaire du roi Narseh.(Iranisches Personennamenbuch.II,2.) - P.O.Skjaervø,
The Sassanian Inscription of Paikuli. P. 3.1. Wiesbaden, Teheran (1983) 28, § 4: mpI whwnʼm; paI:
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Titel: framādār

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