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Ursula Weber: Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n. Chr.
Narseh_Prinz_Zadspraxm Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Narseh, Prinz [wispuhr], Sohn des Zādspraxm (?)

© Dr. Ursula Weber - 26.01.2023 C Seite 1/2

Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister

Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches

NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion

ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.

ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen


Narseh, Prinz [wispuhr], Sohn des Zādspraxm (?)
[ŠKZ IV 9]



B:
ŠKZ: mpI 31: nrshy ZY BRBYTA ZY zʼtsplhmkn = Narseh ī wispuhr ī Zādspraxm(a)gān; paI 25:
nryshw BRBYTA šhypwhrkn = Narseh wispuhr Šābuhr(a)gān;
grI 61:      Übers.: mp. Narseh, den Prinzen, den Sohn des
Zādspraxm; pa: Narseh, den Prinzen, den Sohn des Šābuhr [sic; recte: Zādspraxm(?)]; gr. Narseh,
den Prinzen, den Sohn des Šābuhr [sic; recte: Zādspraxm(?)].

P:
Unter den 67 Würdenträgern im Hofstaat →Šābuhrs I. nimmt Narseh einen her-
ausragenden 9. Rang ein. Die Ränge 1-4 sind den Königen →Ardašīr von Adiabēnē
[ŠKZ IV 1], →Ardašīr von Kermān [ŠKZ III 3; IV 2], der Königin →Dēnag von Mēšān
[ŠKZ IV 3], der "dastgerd" des Šābuhr, und König →(H)amāzāsp [ŠKZ IV 4] von Ibe-
rien vorbehalten. Ihnen folgt eine Gruppe von 5 Prinzen auf den Rängen 5-9, zu de-
nen auch Prinz Narseh an fünfter Stelle gehört.
Die Vorstellung des Prinzen Narseh1 ist nach der dreisprachigen Šābuhr-Inschrift
nicht eindeutig und wirft Fragen auf. Während die mittelpersische Fassung von
Zādspraxm(a)gān, als Narsehs Vater ausgeht, stimmen die parthische und griechi-
sche Version darin überein, seinen Vater Šābuhr zu nennen. Der Hinweis auf seine
Abstammung war für Narseh unerlässlich, da auf Rang 17 der Genealogie Šābuhrs I.
noch ein weiterer Prinz →Narseh [ŠKZ I 17] geführt wird. Bei der Überlieferung sei-
nes Titels BRBYTA/wispuhr/   Prinz2, stimmen dagegen alle Versio-
nen der Inschrift überein. Wissenschaftlich aber umstritten bleibt die Begründung,
warum es zu dieser stark abweichenden Angabe des Patronymikons kommen konn-
te3. Plausibel erscheint M.Backs Hinweis4, dass die Ähnlichkeit in der Schreibung der
Anfangsbuchstaben von dʼt in dʼtsprhrykn und šh- in *šhpwhrykn ein Verlesen des
parthischen Schreibers hätte erleichtern können. Nichtsdestoweniger befürworten
M.Back und Ph.Huyse die lectio difficilior: Zādspraxm(a)gān. Auffallend dagegen ist

1 Zum Namen: Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes (1972) 30a; 59a; Patrony-
mikon "Zādspraxm ( ?) » nicht erfasst. - M.Back, SSI (1978) 237, Nr. 228a; 325b. - Ph.Gignoux,
Noms propres sassanides en moyen-perse épigraphique (1986) 134, Nr. 678. - Ph.Huyse, ŠKZ
2(1999) 110 Anm. 182; zum Patronymikon "Zādspraxm ( ?) » 154: § 45.4.
2 E.Benveniste, Titres et noms propres en iranien ancien (1966) 22-26. - Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999)
119f.
3 Zur wissenschaftlichen Diskussion s. Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 154: § 45.4.
4 M.Back, SSI (1978) 357; 505 Anm. 229.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Narseh, Prinz [wispuhr], Sohn des Zādspraxm (?)

© Dr. Ursula Weber - 26.01.2023 C Seite 2/2
jedoch die Tatsache, dass dieser Name in der Šābuhr-Inschrift nur einmal auftaucht
und in der Pāikūlī-Inschrift nicht belegt ist. Hinzukommt, dass ein Zādspraxm als Va-
ter eines Prinzen, eines Mitglieds des Königshauses, durch das umfassende Hofpro-
tokoll hinlänglich bekannt sein müsste. Von daher ist anzumerken, ob die Vaterschaft
eines Šābuhr nicht der Wirklichkeit eher entspräche.
In diesem Zusammenhang unbeachtet geblieben ist bisher Narsehs protokollari-
sche Stellung und seine Umgebung im Gefolge Šābuhrs I. Wer aber ist der Vater
dieses Prinzen? Dass der Großkönig Šābuhr I. selbst nicht in Frage kommt, versteht
sich von selbst, da seine Familie in der Genealogie die ersten Ränge beansprucht.
Weiteren Aufschluss über die Abstammung des Narseh könnte aber ein Vergleich
der Väter der anderen vier Prinzen ergeben, da sie protokollarisch als gleichrangig
anzusehen sind. Während bei zwei Prinzen die Patronymika fehlen, dürfen die Väter
der beiden übrigen Prinzen5 wohl als König →Pābag [ŠKZ I 6] und als Prinz →Pērōz
[ŠKZ I 15], der Bruder Šābuhrs I., angesehen werden. Für eine Vaterschaft des Prin-
zen Narseh käme von daher wahrscheinlich nur König →Šābuhr [ŠKZ I 7], der tödlich
verunglückte Bruder →Ardašīrs I., der Sohn König Pābags, in Frage6. Demnach
könnte Prinz Narseh als Neffe Ardašīrs I. und ein Vetter Šābuhrs I. gelten [?].


L:
Quellen:
M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (SSI). Leiden, Téhéran 1978. (Acta Iranica.18.) -
Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 1-2. London 1999.
(Corpus Inscriptionum Iranicarum.P. III, 1,1,1-2.)

Name/Titel:
E.Benveniste, Titres et noms propres en iranien ancien. Paris 1966. (Travaux de l'Institut d'Études
Iraniennes de l'Université de Paris.1.) - Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes.
London (1972) 30a; 59a.(Corpus Inscriptionum Iranicarum. Supplementary Series.I.) - M.Back, Die
sassanidischen Staatsinschriften (SSI). Leiden, Téhéran (1978) 237, Nr. 228a.(Acta Iranica.18.) -
Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse épigraphique. Wien (1986) 134, Nr.
678.(Iranisches Personennamenbuch.II,2.) - Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der
Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 2. London (1999) 110 Anm. 182.(Corpus Inscriptionum Iranicarum. P. III,
1,1,2.)


5 Prinz Wala(x)š, Sohn Pābags und Prinz Narseh, Sohn des Pērōz.
6 König Šābuhr, Sohn König Pābags, auf Rang 7 in der Genealogie Šābuhrs I. - Auch Šābuhr, König
von Mēšān [ŠKZ I 3], scheidet aus, da seine Kinder, sechs Söhne und eine Tochter, schon in der Ge-
nealogie Šābuhrs I. auf Rang 22-28 platziert sind.