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Ursula Weber: Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n. Chr.
Hormezd_Hauptschreiber Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Hormezd, Hauptschreiber [dibīrbed]

© Dr. Ursula Weber - 09.09.2022 C Seite 1/3

Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister

Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches

NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion

ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.

ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen


Hormezd, Hauptschreiber [dibīrbed],
Sohn des Hauptschreibers Hormezd
[ŠKZ IV 46]


B:
ŠKZ: mpI 34: hwrmzdy ZY dpyrpt BRE hwrmzdy ZY dpyrpt = Hormezd ī dibīrbed, pus Hormezd ī
dibīrbed; paI 28: ʼhwrmzd dpyrpty = Hormezd dibīrbed;
grI 65:   A Übers.: mp.: [für] Hormezd, den Hauptschreiber, den Sohn
des Hormezd, des Hauptschreibers; pa. und gr.: Hormezd, den Hauptschreiber.

Turfanfragment M 267b und M 314 (pa.):
W.Sundermann, Mitteliranische manichäische Texte kirchengeschichtlichen Inhalts (1981) 105-08,
hier S. 106, Nr 11.2. - id., Studien zur kirchengeschichtlichen Literatur III (1987) 56ff.

25/ ʼwṯ ʼ(c)
26/ [šʼbwhr] (šʼ)[h](ʼn) š(ʼ)ẖ
27/ [ + 1/2 ]ʼbr hw

/R/ii/1 phrgbʼnyft oo ʼwṯ hm ʼc
2/ pyrwz xwdʼy u ʼwhrmyzd dbyrbyd

Übers.:
25/ Und vom
26/ (König der Könige) [Šābuhr]
27/ [kam ein Brief](?), der seine

/R/ii/1/ Schutzbewachung betraf, und ebenfalls von
2/ Pērōz, dem Herrn, und Ohrmezd, dem Obersten
Schreiber.


P:
Hormezd1, der Hauptschreiber2, Sohn des Hauptschreibers Hormezd, erscheint an
46. Stelle im Hofstaat →Šābuhrs I. Bei der Durchsicht der Würdenträger im Gefolge

1 Zum Namen: F.Justi, Iranisches Namenbuch (1895) 7f. s.v. Ahura-mazdāh. - Ph.Gignoux, Glossaire
des inscriptions pehlevies et parthes (1972) 24b: ḥwrmzdy Hormizd; 45a: ʼḥwrmzd. - M.Back, SSI
(1978) 194f., Nr. 63a: ʼwhrmzd-y. - Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen-perse épigra-
phique (1986) 98, Nr. 448: Hormizd: autre dignitaire à la cour de Šābuhr Ier, chef des scribes. -
Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 170, § 49,2. - R.Schmitt, Personennamen in parthischen epigraphischen
Quellen (2016) 35, Nr. 10: ʼhwrmzd / Ohrmizd: P b. Ohrmizd, Obersekretär am Hof Šābuhrs I. -
I.Colditz, Iranische Personennamen in manichäischer Überlieferung (2018) 215ff., Nr. 80 →S. 217: P2
Der Oberste Schreiber (dbyrbyd) des sasanidischen Königs Šābuhrs I.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Hormezd, Hauptschreiber [dibīrbed]

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der drei ersten Könige des Sāsānidenreiches fällt auf, dass unter König →Pābag
[ŠKZ I 6] noch kein königlicher Schreiber auftritt; während im Hofstaat →Ardašīrs I.
[ŠKZ I 8] nur ein Hauptschreiber mit Namen →Mard3 [ŠKZ III 18] genannt wird, ste-
hen bei der fortschreitenden Konsolidierung des Reiches unter Šābuhr I. gleich drei
Schreiber in königlichem Dienst. Es sind dies neben dem oben schon erwähnten
Hauptschreiber Hormezd, →Aštād [ŠKZ IV 56], der Schreiber von Verträgen bzw.
Briefen aus Ray und der Schreiber →Hormezd, Sohn des Schreibers Šilag, der für
die parthische Version der Šābuhr-Inschrift verantwortlich war [ŠKZ paI 30].
Hormezd, der unter Šābuhr I. in der Rangfolge der Schreiber an erster Stelle plat-
ziert ist, trägt den Titel dibīrbed, Hauptschreiber, und kann als Leiter des königlichen
Kanzleiwesens angesehen werden. Ihm folgt ein dibīr, ein Schreiber mit speziellen
Aufgaben, dessen vorrangige Aufgabe es war, [Staats-] Verträge bzw. königliche
Briefe zu verfassen. Den dritten dibīr hat Šābuhr I. nicht für würdig erachtet, in die
offizielle Liste der Würdenträger an seinem Hof aufzunehmen. Er ist es selbst, der
sich bekannt macht und seinen Namen unter die parthische Version der Šābuhr-
Inschrift setzt.
Dass der oben erwähnte Hauptschreiber Hormezd wegen seiner speziellen Be-
rufsbezeichnung dibīrbed4, für die der griechische Übersetzer A5 ein-
setzt, kein einfacher Schreiber im heutigen Sprachgebrauch gewesen ist, versteht
sich von selbst. Es darf als sicher gelten, dass er den ersten Rang vor seinen beiden
Kollegen im Kanzleiwesen Šābuhrs I. innehatte. Die weitere Angabe, dass auch sein
Vater den Beruf des Hauptschreibers ausgeübt hat, weist darauf hin, dass er aus
einer alten Schreiber-Familie stammt, ebenso wie sein an dritter Stelle platzierter
Namensvetter. In der parthischen und griechischen Übersetzung dieser Stelle fehlt
dagegen das Patronymikon; vermutlich war der gleichlautende Zusatz Grund für das
Übersehen des Patronymikons, gleichsam ein Flüchtigkeitsfehler der Schreiber.
Weitere Nachrichten über einen Hauptschreiber →Ohrmezd6 liefert ein manichäi-
sches Fragment in parthischer Sprache7; es berichtet von Schutzbriefen, die von
Šābuhr I., →Pērōz [ŠKZ I 15] dem Herrn, einem Bruder des Königs der Könige, För-
derer Manis, und Ohrmezd, dem Hauptschreiber, ausgestellt waren, um Mānīs Mis-
sionstätigkeit ungefährdet zu ermöglichen. Angesichts der Nähe dieses Schreibers
zu Šābuhr I. stellt sich die Frage, ob der dibīrbed Hormezd, Sohn des dibīrbed
Hormezd der Šābuhr-Inschrift, identisch sein könnte mit dem Hauptschreiber des
manichäischen Fragments. In drei wichtigen Punkten kann eine Übereinstimmung
festgestellt werden: beide Personen tragen den gleichen Namen, sie sind beide, wie
mit Sicherheit angenommen werden darf, am Hofe Šābuhrs I. tätig und üben in der

2 A.Tafazzoli, Dabīr. I. In the pre-Islamic Period. In: EncIr VI,5(1993) 534-537. - E.Khurshudian, Die
parthischen und sasanidischen Verwaltungsinstitutionen (1998) 159ff. - Zur Etymologie des Titels
→H.H.Schaeder, Esra, der Schreiber (1930) 47f. - Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 139ff.
3 Allgemeines zum Amt des Schreibers →Mard, Hauptschreiber [ŠKZ III 18].
4 Zum Beruf: Hauptschreiber →Ph.Gignoux, Glossaire des inscriptions pehlevies et parthes (1972)
22a; 50a.
5 H.G.Liddell/R.Scott, A Greek-English Lexicon. Oxford 1843; 91940. Reprint (1958) 252: s.v.
lA: Chief Clerk or Secretary (Polybios 5,54.12; Plutarch, Eumenes I.).
6 Im manichäischen Fragment findet sich die ältere Namensform: Ohrmezd.
7 M.Boyce, A Catalogue (1960) 19 und 22. - W.Sundermann, Mitteliranische manichäische Texte kir-
chengeschichtlichen Inhalts (1981)105ff.: M 267b und M 314. - A.Tafazzoli, Sasanian Society: I. War-
riors. II. Scribes. III. Dehqāns (2000) 18-37; hier 36: "This latter dignitary is to be identified with
ʼwhrmyzd dbyrbyd/Ohrmezd dibīrbed mentioned in a Manichaean Parthian text [W.Sundermann, Mit-
teliranische manichäische Texte kirchengeschichtlichen Inhalts. Berlin (1981) 105ff.] in company with
a Sasanian lord (xwadāy) named Pērōz. They seem to have given Mani letters of safe-conduct, obvi-
ously in obedience of Shapur's orders".
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.
Hormezd, Hauptschreiber [dibīrbed]

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gleichen hohen Stellung ihren Beruf als Hauptschreiber aus. Weit schwieriger ist die
Frage zu beantworten, in welchem der beiden Hormezd der Šābuhr-Inschrift, in Vater
oder Sohn, der Förderer Mānīs zu suchen ist8. Da der Sohn und nicht der Vater in
der Inschrift gewürdigt wird, liegt es nahe, in ihm den Absender des Schutzbriefes zu
sehen. Andererseits ist aus chronologischen Gründen wohl dem Vater der Vorzug zu
geben, da Mānī seine weiten missionarischen Reisen schon in den vierziger Jahren
des 3. Jahrhunderts begann und zu diesem Zeitpunkt die Schutzbriefe dringender
benötigte. Eine endgültige Klärung, welcher der beiden Hormezd der Šābuhr-Inschrift
der Förderer Mānīs war, wird auf Grund der bisherigen Quellenlage nicht zu errei-
chen sein.


L:
Quellen:
ŠKZ: M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (SSI). Leiden, Téhéran 1978. (Acta Iranica.18.). -
Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 1-2. London 1999.
(Corpus Inscriptionum Iranicarum.P. III, 1,1,1-2.)

Turfanfragment M 267 b und M 314 (pa.) in: W. Sundermann, Mitteliranische manichäische Texte
kirchengeschichtlichen Inhalts. Berlin (1981) 105ff. (Schriften zur Geschichte und Kultur des Alten
Orients. Berliner Turfantexte.XI.) - M.Boyce, A Catalogue of the Iranian Manuscripts in Manichean
Script in the German Turfan Collection. Berlin (1960) 19; 22.(Deutsche Akademie der Wissenschaften
zu Berlin. Institut für Orientforschung. Veröffentlichung.45.)

Namen:
F.Justi, Iranisches Namenbuch. Marburg (1895) 7ff. - Repr. Hildesheim 1963. - Ph.Gignoux, Glos-
saire des inscriptions pehlevies et parthes. London (1972) 24b; 45a.(Corpus Inscriptionum Iranicarum.
Supplementary Series.I.) - M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften (SSI). Leiden, Téhéran
(1978) 194f., Nr. 63a. - Ph.Gignoux, Noms propres sassanides en moyen perse épigraphique. Wien
(1986) 98, Nr. 448. (Iranisches Personennamenbuch.II,2.) - Ph.Huyse, Die dreisprachige Inschrift
Šābuhrs I. an der Kaʻba-i Zardušt (ŠKZ). Band 2. London (1999) 170, § 49,2.(Corpus Inscriptionum
Iranicarum.P. III, 1,1,2.) - R.Schmitt, Personennamen in parthischen epigraphischen Quellen. Wien
(2016) 35, Nr. 10: ʼhwrmzd / Ohrmizd.(Iranisches Personennamenbuch.II,5.)(Sitzungsberichte der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-Kl. 881.)(Iranische Onomastik.15.) - I.Colditz,
Iranische Personennamen in manichäischer Überlieferung. Wien (2018) 215ff., Nr. 80 →S. 217:
P2.(Iranisches Personennamenbuch.II,1.)(Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wis-
senschaften, phil.-hist. Kl.889.)(Iranische Onomastik.16.)

Amt:
H.H.Schaeder, Esra, der Schreiber. Tübingen (1930) 47f. (Beiträge zur historischen Theologie.5.) -
Ebenf. abgedr. in: H.H.Schaeder, Studien zur orientalischen Religionsgeschichte. Hrsg. von C.Colpe.
Darmstadt 1968. - W.Sundermann, Studien zur kirchengeschichtlichen Literatur der iranischen Ma-
nichäer III. In: Altorientalische Forschungen 14(1987) 41-107. - Wiederabgedr. in id., Manichaica Ira-
nica. Ausgewählte Schriften. Hrsg. von C.Reck, D.Weber, C.Leurini und A.Panaino. Band 1(2001)
357-426.(Serie Orientale Roma.LXXXIX,1.) - A.Tafazzoli, Dabīr. I. In the pre-Islamic Period. In: Ency-
clopaedia Iranica VI,5(1993) 534-537. - id., Sasanian Society: I. Warriors. II. Scribes. III. Dehqāns.
New York (2000) 18-37; hier 36.(Ehsan Yarshater Distinguished Lectures in Iranian Studies.1.)


8 W.Sundermann, Studien zur kirchengeschichtlichen Literatur der iranischen Manichäer III (1987) 57.