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Ursula Weber: Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n. Chr.
Ardashir_Adiabene 1
Vorwort Abkürzungsverzeichnis
Personenregister Orts- und Sachregister
Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Ssnidenreiches
K  Geneaogie K  ostaat Pbags K  ostaat Arda
rs 
K V ostaat buhrs  K V rauen
Ardašīr, König [šāh] von Adiabēnē [NŌdšīragān]
[ŠKZ
IV 1]
B:
ŠKZ: mpI 30: <rthštr ZY nwthštrkn MLKA = Ardašīr ī NŌdšīragān šāh; paI 24: <rthštr ntwšrkn MKLA
= Ardašīr NŌdšīragān šāh; grI 59/60: ??????????? ????????? ???? ???????????? - Übers.: mp. und
pa.: (für) Ardašīr, den König von NŌdšīragān;
gr.: (an) Ardašīr, (den) König von Adiabēnē.P:
Ardašīr, König von Adiabēnē, steht an der Spitze von 67 Würdenträgern am Hofe
Šābuhrs I. Mit der Konsolidierung der Macht unter den ersten beiden Sāsānidenkö-
nigen vergrößerte sich auch ihr Hofstaat in beträchtlichem Ausmaß. Während der
Hofstaat König Pābags nur 8 Mitglieder zählte, berief Ardašīr I. 31 Würdenträger an
seinen Hof. Unter Šābuhr I. hatte sich diese Zahl inzwischen mehr als verdoppelt.
Von daher ist die Šābuhr-Inschrift nicht nur ein politischer Rechenschaftsbericht des
Großkönigs, sondern vermittelt auch einen Einblick in den Hofstaat mit seinen zahl-
reichen Regierungs- und Hofämtern im 3. Jahrhundert n.Chr.
Die Stellung Ardašīrs1
, des Königs der Adiabēnē, am Hofe Šābuhrs I. muß von her-
ausragender Bedeutung gewesen sein. Ardašīr führt nicht nur die Würdenträger im
Gefolge des Großkönigs an, sondern darf auch vom Protokoll her als ranghöchster
der vier erwähnten Könige im Hofstaat Šābuhrs I. eingestuft werden. Ihm nachge-
ordnet sind →Ardašīr, König von Kermān [ŠKZ III 3 und IV 2], wohl ein Sohn
Arda
rs 
erner  nag
die Königin von  n
die #dastgerd$ des buhr !K
V %
und König  &'azs von berien
2
[ŠKZ IV 4]. Während die ersten dreierrscher as Vizekönige zu bezeichnen sind
ist &'azs doch eher as Königeines Vasaenstaates anzusehen
3
.

1
Zum Namen Ardašīrs s. F.Justi, NB (1895) 34-36 s.v. Artaxša?rā. - M.Back, SSI (1978) 190, Nr. 45.
- Ph.Gignoux, Noms propres Sassanides en moyen-perse épigraphique (1986) 46, Nr. 126. -
Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 12f.2
Alle vier Könige finden sich in einem Abschnitt der Šābuhr-Inschrift: mpI 30; paI 24/25; grI 59/60.
3
s. Anm. 8.
2
Ardašīrs Herrschaftsbereich
4
lag in Mesopotamien, östlich des Tigris, und erstreckte
sich zwischen seinen beiden Zuflüssen, dem Großen und Kleinen Zāb, einschließ-
lich des nördlich angrenzenden Gebietes. Im griechischen Sprachraum war dieses
Land unter dem Namen ?????????? bekannt. Der Name geht zurück auf die einheimi-
sche Bezeichnung îadyab, wobei das Suffix -????
5
, angehängt wurde. Den Sāsā-
niden aber war das Königreich Ardašīrs unter dem Namen NŌdšīragān
6
geläufig. Es
handelt sich um ein Gebiet, das an einer der wichtigsten Handelsstraßen zwischen
Babylonien und dem Westen lag. Durch das Zeugnis der Šābuhr-Inschrift steht fest,
daß die Adiabēnē in den sechziger Jahren des 3. Jahrhunderts n.Chr. integraler Be-
standteil des Sāsānidenreiches war. Daneben erwähnt der mowbed Kerdīr in seinen
Inschriften von Naqš-i Rustam und Sar Mašhad NŌdšīragān (Adiabēnē) unter ande-
ren als das Land, in dem auf seine Initiative Feuerheiligtümer gegründet wurden. Es
ist bezeichnend für die Bedeutung von Adiabēnē, daß dieses Gebiet in allen drei
Inschriften nach der Persis, Parthien, der Susianē, Mesopotamien und Mēšān an
sechster Stelle genannt wird
7
.
Es stellt sich die Frage, welches Verhältnis Ardašīr, König von Adiabēnē, mit Šābuhr
I. verband. Daß es sich bei König Ardašīr nicht um einen Vasallen des Großkönigs
wie im Falle des (H)amāzāsp von Iberien, der drei Plätze nach ihm eingestuft ist,
handelt, ist offenkundig. Vermutlich bestand eine verwandtschaftliche Beziehung zur
großköniglichen Familie wie bei → Ardašīr, dem König von Kermān, einem Sohn
Ardašīrs I., auf Platz zwei im Hofstaat Šābuhrs I. Sowohl Ardašīrs erster Rang als
auch seine Vorrangstellung vor dem Kermān-šāh am Hofe Šābuhrs I. machen es
eher wahrscheinlich, daß an eine Verbindung zur großköniglichen Familie zu denken
ist. Vor allem wird wohl die Bewertung der Provinz, der der jeweilige König vorstand,
ausschlaggebend gewesen sein für die Rangstellung bei Hofe
8
. So räumte Šābuhr I.
der Adiabēnē unter den Vizekönigtümern einen höheren Rang ein als Kermān und
Mēšān. Dies ist auch der Fall am Hofe Ardašīrs I. Dort führt → *Sadāluf, König von
Abrnag !K  1%
die *iste der Würdentrger an
geogt von Arda
r
de
arw- h !K  "%
Arda
r
de Kern- h und Arda
r
de Sagn- h
!K  (% *etztich kann aber nicht gekrt werden
in weche Verhtnis Arda
r
Vizekönig von Adiabn
zu buhr  stand
da seine .istenz nur durch die
buhr-nschrit bezeugt ist

4
E.Kettenhofen, Römer und Sāsāniden in der Zeit der Reichskrise, 224 - 284 n.Chr. Wiesbaden
1982. (TAVO - Karte B V 11). - id., Das Sāsānidenreich. Wiesbaden 1993. (TAVO - Karte B VI 3).
5
Ph.Huyse, ŠKZ 2(1999) 20.
6
Zur Diskussion und Deutung des Namens NŌdšīragān: mpI nwthštrkn; paI ntwšrkn, s. Ph.Huyse,
a.O. 2(1999) 20. - Zum Gebiet der ?????????? s. A.Oppenheimer, Babylonia Judaica in the Talmudic
period (1983) 21-24; hier 23f. - D.Sellwood, Adiabene. In: EncIr I(1985) 456-59; hier 458f.:
D.Sellwoods Meinung, die Sāsāniden hätten die Adiabēnē niemals als integralen Bestandteil ihres
Reiches angesehen, ist im Hinblick auf das Zeugnis in den Inschriften Šābuhrs I. und Kerdīrs nicht
haltbar. - R.Gyselen, La Géographie administrative (1989) 56.- J.Oelsner, Adiabene. In: Der Neue
Pauly I(1996) 112.
7
Ph.Huyse, ŠKZ 1(1999) 22: mpI 2; paI 2; grI 2.: Ich, der Mazda-verehrende "Gott' Šābuhr,...(Ich) bin
Herr von Ērānšahr und besitze die Länder Persis, Parthien, Xūzestān, Mēšān, Asūrestān, NŌdšīra-
gān... - D.N.MacKenzie, Kerdir"s Inscription (synoptic text in transliteration, transcription, translation
and commentary) (1989) 43, § 14; 55 (Transkription); 58 (Übers.).
8
Zum Vizekönigtum Ardašīrs von Adiabēnē s. E.Kettenhofen, Römer und Sāsāniden in der Zeit der
Reichskrise. 224 - 284 n.Chr. Wiesbaden 1982. (TAVO - B V 11).
3
L:
Quellen:
ŠKZ: M.Back, Die sassanidischen Staatsinschriften. Leiden, Téhéran 1978. (AcIr.18.) - Ph.Huyse,
Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Ka
>ba-i Zardušt (ŠKZ). Bd 1-2. London 1999.(CII P.III,
1,1,1-2.
Namen:
Ardašīr: F.Justi, Iranisches Namenbuch. Marburg 1895. - Repr. Hildesheim 1963. - M.Back, ibid.
) r " * Ph.Gignoux, Noms propres Sassanides en moyen-perse épigraphique. Wien (1986)
46, Nr. 126. (IPNB.II,2.) - Ph.Huyse, ibid. 2(1999) 12f.
NŌdšīragān: M.Back, ibid. 238, Nr. 232. - Ph.Huyse, ibid. 2(1999) 20.
NŌdšīragān/Adiabēnē:
.Ke enho
en, Römer und Sāsāniden in der Zeit der Reichskrise, 224 - 284 n.Chr. Wiesbaden
1982. (TAVO - Karte B V 11). - id., Das Sāsānidenreich. Wiesbaden 1993. (TAVO - Karte B VI 3).
D.N.MacKenzie, Kerdir"s Inscription (synoptic text in transliteration, transcription, translation and
commentary). In: Iranische Denkmäler, Liefg. 13, Reihe II, 1. Berlin (1989) 43, § 14; 55 (Transkrip-
tion); 58 (Übers.). - A.Oppenheimer, Babylonia Judaica in the Talmudic period. Wiesbaden (1983)
21-24.(TAVO R.B, Beih. 47.) - D.Sellwood, Adiabene. In: EncIr I(1985) 456-59. - R.Gyselen, La
Géographie administrative de l"empire Sassanide. Les Témoignages sigillographiques. Paris (1989)
56. (Res orientales.1.) - J.Oelsner, Adiabene. In: Der Neue Pauly I(1996) 112.