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Ursula Weber: Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n. Chr.
Anonyma_Koenigin_der_Koeniginnen_Frau_Wahrams_II Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.

Anonyma, Königin der Königinnen

© Dr. Ursula Weber - 11.10.2022 C Seite 1/17
Vorwort Abkürzungsverzeichnis Personenregister Orts- und Sachregister

Griechisches Wörterverzeichnis Karte des Sāsānidenreiches

NPi I: Introduction NPi II a: Main part a NPi II b: Main part b NPi III: Conclusion

ŠKZ I: Genealogie ŠKZ II: Hofstaat Pābags ŠKZ III: Hofstaat Ardašīrs I.

ŠKZ IV: Hofstaat Šābuhrs I. ŠKZ V: Frauen


Anonyma, Königin der Königinnen
[bāmbišnān bāmbišn], Frau Wahrāms II.
[Münzen, Felsreliefs, Silbergefäß von Sargveši]


B1:
Münzen:
V.G.Lukonin, Varachran II i Narse. In: VDI [1964(3)] 48-63; hier 61, Nr. 2; 62, Nr. 8. - id., Kul'tura
Sasanidskogo Irana: Iran v III-V vv.(1969) 174; Taf. VIII, 901.- id., Iran v III veke (1979) 116 [engl.
Übers.]; Tabl. 5, Nr. 2 (S. 159). - R.Göbl, Sasanidische Numismatik. Braunschweig (1968) 44f.; Taf.
3-5. (Handbücher der mittelasiatischen Numismatik.I.) - M.Alram, Nomina Propria Iranica in Nummis.
Materialgrundlagen zu den iranischen Personennamen auf antiken Münzen. Textband: 191-193; Ta-
felband: Taf. 23. Wien 1986. (Iranisches Personennamenbuch.IV.)

Felsreliefs:
Sar Mašhad:
L.Trümpelmann, Das sasanidische Felsrelief von Sar Mašhad. Berlin (1975) Taf. 1-7.(Iranische
Denkmäler, Lfg. 5 enthaltend Reihe II: Iranische Felsreliefs A.) - Rezensionen: Ph.Gignoux, StIr
4(1975) 273-274. - H. von Gall, ZA 67(1977) 149-152. - R.Göbl, OLZ 73(1978) 379-383. - M.C.Root,
JNES 38(1979) 223-224. - H.Humbach, ZDMG 129(1979) 402-403. - D.Thompson, BiO 38(1981)
717-719.

Naqš-i Rustam II:
W.Hinz, Altiranische Funde und Forschungen. Berlin (1969) 191-198; Taf. 117-122; 124-126. -
G.Herrmann, The Sculptures of Bahrām II. In: JRAS (1970) 165-171; hier 168f.; Pl. V, VI d. -
E.F.Schmidt, Persepolis III. The Royal Tombs and Other Monuments. Chicago (1970) 129f.; Pl. 86-
87. (The University of Chicago Oriental Institute Publications.LXX.) - F.Krefter, Sasanidische Felsre-
liefs. In: Cassella-Riedel Archiv 60,1(1977) 7-15; 13 [gute Abbildung!]. - L.Vanden Berghe, Reliefs
rupestres de l'Irān ancien. Musées Royaux d'art et d'histoire. Bruxelles (1983) 78; 134 cat. nos 55-57;
Pl. 26. - R.Gyselen, Vahrām III (293) and the Rock Relief of Naqsh-i Rustam II: A Contribution to the
Iconography of Sasanian Crown Princes in the Third Century. In: Iranian and Zoroastrian Studies in
Honor of P.O.Skjaervø. Ed. by C.Altman Bromberg, N.Sims-Williams and U.Sims-Williams. Bloomfield
Hills, Michigan (2005[2009]) 29-36. (Bulletin of the Asia Institute. N.S. 19.)

Metallkunst:
Silbergefäß von Sargveši:
P.O.Harper, Sasanian Medallion Bowls with Human Busts. In: Near Eastern Numismatics, Iconogra-
phy, Epigraphy and History. Studies in Honor of G.C.Miles. Ed. by D.K.Kouymjian. Beirut (1974) 61-
81; hier 63; 70f.; fig. 2. - Ebenf. abgedr. in: P.O.Harper/P.Meyers, Silver vessels of the Sasanian
Period. Vol. 1: Royal Imagery. New York (1981) 24-39; hier 25; 30f.; 165; Pl. 2.


1 Schriftquellen stehen nicht zur Verfügung. - Fotos der archäologischen Zeugnisse sind jedoch im
Text zu finden. - Weitere Sekundärliteratur ist am Ende des Artikels unter L zusammengestellt.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.

Anonyma, Königin der Königinnen

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P:
In der wissenschaftlichen Diskussion trägt die Ehefrau →Wahrāms II.2 (276-293
n.Chr.), die Königin der Königinnen (bāmbīšnān bāmbīšn), häufig den Namen
Sābuhrduxtag. Ob diese Namenszuweisung aber zu Recht weiterhin bestehen kann,
bedarf einer eingehenden Erörterung.
Die Persönlichkeit der "Šābuhrduxtag" mit Hilfe der Quellen zu beschreiben, er-
weist sich als recht schwierig. Im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung einiger
Gelehrter ist ihr Name m. E. weder durch Inschriften und Münzen belegt noch durch
literarische Quellen bekannt geworden. Der russische Gelehrte V.G.Lukonin glaubte
sich auf eine einzige Münze stützen zu können, die nach seiner Meinung neben dem
Namen und Titel Wahrāms II. auch Name und Titel seiner Frau überliefert: MLKTʼn
MLKTʼ šhypwhrdwhtky3, Šābuhrduxtag, Königin der Königinnen4. Diese Münze be-
findet sich im Historischen Museum in Moskau unter der Inventarnummer GIM 9025
(Abb. 1).



Abb. 1: Wahrām II. und die Königin der Königinnen
Münze des Historischen Museums, Moskau: GIM 9026

2 U.Weber, Wahrām II., König der Könige von Ērān und Anērān. In: IrAnt 44(2009) 559-643. - s.
U.Weber, Prosopographie (2002ff.) →überarb. Version von 2022.
3 Vgl. auch die unterschiedliche Lesung des Namens Šābuhrduxtag: V.G.Lukonin, Varachran II i Nar-
se. In: VDI [1964(3)] 48-63; hier 61, Nr. 2; 62, Nr. 8: šhpwhrdwhtky MLKTʼn MLKTʼ. - id., Kul'tura Sa-
sanidskogo Irana: Iran v III-V vv.(1969) 174: šḥypwḥrdwḥtky ZY MLKTʼn MLKTʼ; Taf. VIII, 901.- id.,
Iran v III veke (1979) 44: šhypwhrdwhtky MLKTʼn MLKTʼ; 116 [engl. Übers.] Tab. 5, Nr. 2 (S. 159).
4 Nach W.Hinz [Altiranische Funde und Forschungen (1969) 194] habe V.G.Lukonin diese Münze
während des 5. Kongresses für iranische Kunst und Archäologie in Teheran 1968 vorgestellt
[M.A.Dandamaev, V Meždunarodnyi kongress iranskogo iskusstva i archeologii. In: VDI [1969(3)] 205-
208]. M.A.Dandamaev geht jedoch auf den Beitrag V.G.Lukonins nicht ein.
5 Verwirrend ist ferner die unterschiedliche Inventarnummer der von V.G.Lukonin angegebenen Mün-
ze: in: VDI [1964(3)] in der Beilage Nr. 8 trägt sie die Nummer GIM 47987, in der Publikation von 1969
[Kul'tura Sasanidskogo Irana] Tabl. VIII jedoch die Nummer 901 und 903; in der englischen Zusam-
menfassung von 1979 [Iran v III veke], S. 116 trägt das Unikat die Nummer GIM 902]. - Meine Bemü-
hungen, eine bessere Abbildung der Münze durch das Historische Museum in Moskau zu erhalten,
blieben leider ergebnislos, so dass ich gezwungen bin, eine Kopie des qualitativ schlechten Münzfotos
von V.G.Lukonin aus seinem Aufsatz über Wahrām II. und Narse hier abzubilden: V.G.Lukonin, Vara-
chran II i Narseh. In: VDI [1964(3)] 61, Nr. 2.
6 Aus: V.G.Lukonin, ibid. [1964(3)] 61, Nr. 2.
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Frau Rika Gyselen, die die Münzen Wahrāms II. in den Sammlungen der Museen
von Paris, Berlin und Wien gesichtet hat, ist der Meinung (nach brieflicher Mitteilung
vom 11.6.2007), dass auf keiner der Münzen Wahrāms II., auch nicht auf der von
V.G.Lukonin herangezogenen, der Name Šābuhrduxtag eingraviert sei. Nur der Titel
MLKTʼn MLKTʼ sei auf dieser einen Münze zu erkennen. Weiterhin teilte mir M.Alram
(in einem Brief vom 6.3.2007) mit, dass er "grundsätzlich an der Existenz" einer sol-
chen Münze mit dem Namenszug der Šābuhrduxtag "zweifle". Auch konnte M.Alram
in seinem Buch "Nomina Propria Iranica in Nummis"7 keine Münze mit dem Namen
der Šābuhrduxtag, Königin der Königinnen, die neben der Büste Wahrāms II. abge-
bildet ist, anführen.
Vertrauend auf das Urteil des russischen Gelehrten V.G.Lukonin übernahmen
manche Gelehrte seine Lesung der Münzlegende. Es müssen meiner Ansicht nach
zwei Fragen gestellt werden: Wer war diese "Šābuhrduxtag"? Gehörte sie vielleicht
sogar zur königlichen Familie?
Der Name Šābuhrduxtag ist in der Genealogie der Šābuhr-Inschrift nicht unge-
wöhnlich und von zwei Mitgliedern der sāsānidischen Königsfamilie bekannt: So bei
→Šābuhrduxtag, Königin der Saken [ŠKZ I 12], und Ehefrau des Sakenkönigs
→Narseh [ŠKZ I 4], des späteren Großkönigs (293-302 n.Chr.), und von
→Šābuhrduxtag [ŠKZ I 28], Tochter des Königs, →Šābuhr von Mēšān (Tabelle 1:
Genealogie Šābuhrs I. in der Šābuhr-Inschrift), der Cousine Wahrāms II. Letztere
wurde in der wissenschaftlichen Diskussion vorschnell als Beweis für Lukonins Le-
sung der Münzlegende herangezogen. Obgleich eine eheliche Verbindung Wahrāms
II. mit seiner Cousine Šābuhrduxtag nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden
kann, darf ihre Identifizierung mit der Königin der Königinnen nicht zwingend voraus-
gesetzt werden. Daher halte ich es für sinnvoll, die Ehefrau Wahrāms II. als Ano-
nyma zu bezeichnen. Für diese These spricht, wie dargelegt, dass Hinweise zu ihrem
Namen in den Quellen bisher fehlen.
Wenn es auch nicht gelingt, den Namen dieser Königin der Königinnen herauszufin-
den, so geben jedoch die archäologischen Zeugnisse, wie Münzen, die beiden Fels-
reliefs von Sar Mašhad und Naqš-i Rustam (II), sowie das Silbergefäß von Sargveši
(Georgien), immerhin Kenntnis vom Erscheinungsbild der Ehefrau Wahrāms II. und
von ihren königlichen Insignien. Wahrām II. ist der erste Sāsānidenkönig, der auf der
Vorderseite von Münzen die Königin der Königinnen als seine Frau verewigt hat8.
Dass es sich in der Tat um Münzen Wahrāms II. handelt, beweist das kennzeichnen-
de Emblem seiner Krone, die Flügel des vāragna-Vogels, Symbol des Gottes
Wahrām. Die Kronen der Königin der Königinnen zeigen aber einige Varianten: Nach
R.Göbl trägt sie nicht nur eine, sondern gleich vier verschiedene Kronenhauben: zu-
nächst eine Haube, die "mit Wellenband, Rosetten oder Perlen gesäumt" sein kann9
(→Abb. 2, Abb. 8 u.a.); Die drei weiteren Hauben sind Tierkopfhauben und zeigen

7 M.Alram, Nomina Propria Iranica in Nummis. Materialgrundlagen zu den iranischen Personennamen
auf antiken Münzen. Textband, Tafelband. Wien 1986. (Iranisches Personennamenbuch.IV.)
8 Vgl. die unterschiedliche Interpretation der Münzen Wahrāms II.: R.Göbl [Sasanidische Münzstudien.
II. Römische und sasanidische Büstengruppen. In: Mitteilungen der Österreichischen Numismatischen
Gesellschaft VII(XXIII a.F.)(1952) Nr. 10, 133ff. - id., Sasanidische Numismatik (1968) 44] und
J.K.Choksy [A Sāsānian Monarch, his queen, crown prince, and deities: the coinage of Wahrām II. In:
AJN, 2nd series, 1(1989) 123].
9 Während R.Göbl [ibid. (1968) 44] wegen der verschiedenen Kronhauben noch von mehreren aufei-
nander folgenden Königinnen spricht, erkennt J.K.Choksy [ibid. (1989) 123] nur eine Königin mit im-
mer gleichen Gesichtszügen auf den Münzen.
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entweder den Kopf eines Ebers, eines Pferdes oder eines Greifs10. Zu welch unter-
schiedlichen Anlässen Wahrāms Frau diese Kronenhauben getragen haben könnte,
lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Allein der Symbolgehalt der drei letzten Hauben
weist auf eine besondere Nähe zu Vərərana11 (Wahrām), einem der höchsten Göt-
ter des Zarathustrismus hin, dessen Kult die beiden Großkönige →Wahrām I.12 und
sein Sohn Wahrām II. in besonderem Maße gefördert haben. Die Ikonographie der
Kronen des Großkönigs und die seiner Frau zeigen somit Symbole aus dem Umkreis
des Gottes Wahrām13. Unter der runden Kronenhaube der Königin, die ihre Haar-
tracht verdeckt, kommen in diesem Münztypus zwei bis auf die Schultern fallende
Haarflechten zum Vorschein. Zum königlichen Schmuck gehört ferner eine aus di-
cken Perlen bestehende Halskette.






Abb. 2: Wahrām II. und die Königin der Königinnen14

10 R.Göbl, ibid. (1968) 44. - id., Sasanian Coins. In: CHI 3,1(1983) 326-327. - J.K.Choksy, ibid. (1989)
123.
11 Sein Name leitet sich ab von altiran. *vṛΘragna-, entwickelte sich weiter zu mpI wlhlʼn [Wahrām] und
später zu np. Bahrām.
12 U.Weber, Wahrām I., König der Könige von Ērān und Anērān (273-276 n.Chr.). In: Festschrift für
Erich Kettenhofen. Hrsg. von O.Tabibzadeh und T.Daryaee. Teheran (2008) 171-221. (Iranistik.
Deutschsprachige Zeitschrift für iranistische Studien. 5,1-2 [2006-2007]. - U.Weber →Prosopographie
(2002ff), Überarb. Version (2021).
13 K.Erdmann, Die Entwicklung der sāsānidischen Krone. In: Ars Islamica 15-16(1951) 87 Anm. 4; 97.
- J.Duchesne-Guillemin, Zoroastrian Religion. In: CHI 3,2(1983) 903. - J.K.Choksy, ibid. 123. -
P.Jamzadeh, Bahrām (Vərərana). II. Representation in Iranian Art. In: EncIr III,5(1988) 513-514.
14 Münzen des Kunsthistorischen Museums in Wien: Abdruck mit freundlicher Genehmigung
M.Alrams.
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Das einzige vollständige Abbild der Königin der Königinnen tritt uns auf dem Fels-
relief von Sar Mašhad (Abb. 3)15 entgegen, über dem der einflussreiche mowbed
→Kerdīr eine seiner vier Inschriften angebracht hatte. Dieses Relief, das im Jahre
1924 von E.Herzfeld entdeckt16 wurde, zeigt einen dominierend groß dargestellten
König im Kampf mit einem Löwen, während ein zweiter Löwe schon niedergestreckt
am Boden liegt. Auch hier wird deutlich, dass Wahrām II. in seinen Felsreliefs eine
ungewöhnliche, bisher nicht bekannte Thematik verwendet. Die Deutung der Figur
als Wahrām II. ist durch seine charakteristische, mit Flügeln geschmückte Krone
zweifelsfrei geklärt. Die Dramatik des Geschehens zeigt sich vor allem in der Geste
des Königs. Es ist der Moment festgehalten, in dem Wahrām II. sich schützend vor
eine weibliche Person stellt, wobei er mit der linken Hand ihren rechten Unterarm
umfasst. Vermutlich trägt ihre rechte Hand die Schwertscheide (Abb. 4) des Königs.
Auch die beiden männlichen Gestalten, hinter dem König in einer zurückliegenden
Ebene dargestellt, können sich auf den Schutz des Königs verlassen. Während
E.Herzfeld die erste dieser männlichen Figuren noch als Thronfolger ansah17, konnte
W.Hinz18 diese Person anhand des "Scherenwappens" auf dessen kolāh als mowbed
Kerdīr identifizieren.
Die Deutung der weiblichen Figur dieses Reliefs bleibt jedoch kontrovers. Von ih-
rer Interpretation hängt der Sinngehalt des Reliefs ab, wie die zahlreichen Rezensio-
nen beweisen, die auf die ausführliche Bearbeitung des Reliefs durch
L.Trümpelmann folgten19. Sie trägt ein bodenlanges, weites Gewand mit langen Är-
meln, das in der Taille gegürtet ist. Zwei Schließen halten den lang über die Schul-
tern herabfallenden Überwurf. Des Weiteren trägt sie eine hohe Kronenhaube mit
Diadem, wie sie auch von Münzen bekannt ist. Die Verhüllung des linken Armes
weist darauf hin, dass es sich bei dieser Figur nur um die Königin und nicht um die
Göttin Anāhitā handeln kann. Unter der Kronenhaube kommen, wie auch auf den
Münzen ersichtlich, zwei Haarflechten zum Vorschein. Auch auf diesem Relief trägt
die Königin eine Halskette, die zu ihrem königlichen Schmuck gehört.
In der weiblichen Person, die Wahrām II. vor den Löwen zu schützen sucht, erkannte
E.Herzfeld als Erster die Königin (Abb. 3-5)20, die Frau Wahrāms II. Diese Meinung
vertrat auch W.Hinz im Jahre 196921. - L.Trümpelmanns22 Meinung, dass es sich bei
der weiblichen Figur um die Göttin Anāhitā handelt, lässt sich m. E. wegen ihres ver-

15 E.Kettenhofen, Das Sāsānidenreich. Wiesbaden 1993. (TAVO - Karte B VI 3; hier Nebenkarte III.) -
Das Relief von Sar Mašhad befindet sich 80 km südöstlich von Kāzerūn. - Zu dem Felsrelief von Sar
Mašhad s. →Wahrām II. S. 44-47. - U.Weber, Wahrām II., König von Ērān und Anērān. In: IrAnt
44(2009) 559-643; hier 601-605. - s. U.Weber, Prosopographie der Sāsāniden im 3. Jahrhundert
n.Chr. (2002ff.) →http://www.dr-ursula-weber.de/prosopographie bearb. Version von 2022.
16 E.Herzfeld, Reisebericht. In: ZDMG 80 = N.F. 5(1926) 225-284; hier 256f. - id., La sculpture de la
Perse sassanide. In: RAA 5(1928) 129-42; hier 137. - Das Relief ist nach der Vermessung von
R.N.Frye [Report on a trip to Iran. In: Oriens 2(1949) 209] 2,14 m hoch und 4,65 m breit. - Nach
W.Hinz gibt G.Gropp folgende Maße an: 2,10 m hoch und 4,45 m breit.
17 E.Herzfeld, ibid. (1926) 256f. - id., La sculpture rupestre de la Perse sassanide. In: RAA 5(1928)
137.
18 W.Hinz, Altiranische Funde und Forschungen (1969) 215ff.
19 L.Trümpelmann, Das sasanidische Felsrelief von Sar Mašhad. Berlin (1975) Taf. 7.(Iranische
Denkmäler, Lfg. 5, Reihe II: Iranische Felsreliefs A.) - s. die Rezensionen unter L: Quellen.
20 E.Herzfeld, ibid. (1926) 256. - id., Iran in the ancient East (1941) 325; Pl. CXXIII (Wahrām II., Kö-
nigin, Thronfolger, Großwesir).
21 W.Hinz, ibid. (1969) 215-217.
22 L.Trümpelmann, ibid.(1975) Taf. 7.
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hüllten linken Armes nicht aufrecht erhalten23. - Ph.Gignoux24 zweifelte die Deutung
der weiblichen Figur als Göttin Anāhitā ebenfalls an; dennoch war er der Meinung,
dass die Interpretation des Geschehens wegen des Mangels an vergleichbaren Bei-
spielen unsicher bleiben müsse. Außerdem könne man dem Geschehen sowohl ei-
nen profanen als auch einen religiösen Sinn zuschreiben.
H. von Gall25 dagegen stellte vor allem die Nähe zwischen dem mowbed Kerdīr als
Autor der zum Relief gehörenden Inschrift und als Initiator des Felsreliefs mit eigener
Darstellung heraus. Er glaubte, im Löwenkampf Wahrāms II. nicht eine "wirkliche his-
torische Jagd", sondern eher eine "allegorische Jagddarstellung" zu sehen, wie
schon vor ihm A.D.H.Bivar26. - H. von Gall verwarf Trümpelmanns Deutung der weib-
lichen Person als Göttin Anāhitā und schloss sich der Meinung von W.Hinz an, die
auch A.D.H.Bivar vertrat. - R.Göbl27 sprach sich für die Deutung der weiblichen Figur
als Königin aus und vertrat die Ansicht, dass Wahrām II. sich mit Vorliebe zusammen
mit seiner Gemahlin und im Kreise seiner Familie abbilden ließ. - Dieser These ist
m.E. der Vorzug zu geben. - M.C.Root28 dagegen sieht Wahrām II. in der Rolle eines
Heros, der von einer Trias von gleichberechtigten Personen wie der Göttin Anāhitā,
dem Kronprinzen und inzwischen mächtigen Kerdīr im Kampf um den Fortbestand
seiner Dynastie unterstützt wird.
Eine außergewöhnliche Meinung dagegen vertrat P.Calmeyer29, der in der weibli-
chen Figur eine Person aus der Vision Kerdīr's erkennen wollte, die der mowbed in
der Inschrift von Sar Mašhad beschrieben hat.



Abb. 3: Felsrelief Wahrāms II. von Sar Mašhad: Wahrāms II. Kampf mit einem Löwen30

23 Weitere Gründe führt R.Göbl in seiner Rezension zu L.Trümpelmann [ibid. 1975] an: OLZ 73(1978)
379-383; hier 380f.
24 Ph.Gignoux, StIr 4(1975) 273-274.
25 H. von Gall, ZA 67(1977) 149-152; hier 151.
26 A.D.H.Bivar, Cavalry Equipment and tactics on the Euphrates frontier. In: DOP 26(1972) 281.
27 R.Göbl, OLZ 73(1978) 379-383; hier 380f.
28 JNES 38(1979) 223-224.
29 P.Calmeyer/H.Gaube, Eine edlere Frau als sie habe ich nie gesehen. In: Papers in honour of Pro-
fessor Mary Boyce. Leiden (1985) 43-60. (AcIr.24.)
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Abb. 4: Felsrelief Wahrāms II. von Sar Mašhad: Wahrāms II. Kampf mit einem Löwen31
Wahrām II., der mowbed Kerdīr, die Königin, Kronprinz, Vizekönig, Würdenträger?32




Abb. 5: Felsrelief Wahrāms II. von Sar Mašhad33
Ausschnitt: Kerdīr, die Königin, ein Würdenträger (von links)



30 L.Vanden Berghe, ibid. (1957-1958[1959]) 3, Fig. 1. Aus: L.Trümpelmann, Das sasanidische
Felsrelief von Sar Mašhad. Berlin (1975) Taf. 1. (Iranische Denkmäler, Lfg. 5 enthaltend Reihe II:
Iranische Felsreliefs A.)
31 L.Trümpelmann, ibid. (1975) Taf. 7: Zeichnung C.Wolff.
32 L.Vanden Berghe, ibid. (1957-1958[1959]) 3, Fig. 1. Aus: L.Trümpelmann, ibid. Taf. 7.
33 W.Hinz, Kardērs Felsbildnisse. In: id., Altiranische Funde und Forschungen (1969) 215-217; Taf.135
a: Kerdīrs Portrait mit Scherenemblem auf der kolāh. - L.Trümpelmann, ibid. (1975) Taf. 4.
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Das Relief von Naqš-i Rustam (II) zeigt eine weitere Darstellung der Frau König
Wahrāms II. Es gehört zum Komplex von Naqš-i Rustam (Abb. 6-7) und befindet sich
neben dem Investiturrelief Ardašīrs I. Auf diesem Relief lässt sich Wahrām II. im
Kreise seiner Familie und einiger Würdenträger abbilden. Wahrām II. steht in voller
Größe im Zentrum des Geschehens, während seine Familie und die Würdenträger
seines königlichen Gefolges nur als Brustbilder gestaltet sind, da sie wie hinter einer
Mauer platziert sind. Links vom König befinden sich fünf Personen, denen er sich
zuwendet. Neben ihm ist eine vermutlich weibliche Figur mit zwei jungen Prinzen
(ohne Barttracht) zu sehen. Hinter ihnen folgt der einflussreiche mowbed Kerdīr, den
W.Hinz an seinem "Scherenwappen" auf der kolāh erkannte. Die fünfte Person je-
doch ist nur schwer zu deuten, da sie kein Diadem trägt. Dass diese Person dennoch
zur königlichen Familie gehören dürfte, besagt der fehlende Grußgestus der rechten
Hand. Sie scheint aber dem mowbed Kerdīr, hinter dem sie steht, nachgeordnet zu
sein. Auf der rechten Seite des Reliefs stehen drei hohe Würdenträger mit zum Gru-
ße erhobenem rechten Zeigefinger.
Unter den hier abgebildeten Personen muss die erste Figur links (in der Aufsicht)
neben Wahrām II. den zweifellos höchsten protokollarischen Rang nach dem König
innegehabt haben. Von ihrer Identifizierung hängt die Bewertung dieses Reliefs ab.



Abb. 6: Felsrelief Wahrāms II. von Naqš-i Rustam (II)
Zeichnung von Erik Smekens, Rijksuniversiteit Gent (Belgium).
Die Nummerierung der Personen geht auf die Verfasserin zurück.

1. mowbed Kerdīr mit Scherenwappen; 2. Kronprinz mit kulāf und Löwenkopf: Wahrām [III.] ?;
3. Vizekönig (?) einer Region mit kulāf und Pferdekopf; 4. Anonyma, Königin der Königinnen34.


34 Aus: R.Gyselen, Vahrām lll (293) and the Rock Relief of Naqsh-i Rustam II: A Contribution to the
Iconography of Sasanian Crown Princes in the Third Century. In: BAI n. s. 19[2005(2009)] 29-36; Fig.
5. - © BAI
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Abb. 7: Felsrelief Wahrāms II von Naqš-i Rustam (II) - Ausschnitt35


In der wissenschaftlichen Diskussion wird diese Person als Königin der Königinnen
und Frau Wahrāms II. gedeutet36, wenn auch ihr Aussehen recht männlich wirkt37.
Sie trägt die bekannte hohe Kronenhaube mit umgebundenem Diadem, hier jedoch
ergänzt durch einen Nacken- und Wangenschutz. Deutlich erkennbar sind drei Haar-
flechten, die unter dem Nacken- und Wangenschutz herabfallen. Zu ihrem Ornat ge-
hört des Weiteren eine deutlich sichtbare Halskette. Von daher kann auch sie als
Anonyma, Königin der Königinnen und Frau Wahrāms II. gedeutet werden.


35 Aus: F.Krefter, Sasanidische Felsreliefs ibid.: Wahrām II., die Königin der Königinnen, zwei Prinzen
mit Tierkopfhauben (von rechts).
36 E.Herzfeld, La sculpture rupestre de la Perse sassanide. In : RAA 5(1928) 129-142; hier 136f.-
W.Hinz, Altiranische Funde und Forschungen (1969) 191-198; Taf. 117-122; 124-126. - G.Herrmann,
The Sculptures of Bahrām II. In: JRAS (1970) 165-171; hier 168f. - E.F.Schmidt, Persepolis III (1970)
129. - K.Mosig-Walburg, Die frühen sasanidischen Könige als Vertreter und Förderer der zarathustri-
schen Religion (1982) 81. - F.Krefter, Sasanidische Felsreliefs. In: Cassella-Riedel Archiv 60,1(1977)
7-15; hier 12-13. - L.Vanden Berghe, Reliefs rupestres de l'Irān ancien (1983) 134. - R.Gyselen,
Vahrām III (293) and the Rock Relief of Naqsh-i Rustam II: a Contribution to the Iconography of Sasa-
nian Crown Princes in the Third Century. In: BAI n.s. 19(2005[2009]) 29-36; hier 32.
37 Eine ganz andere Interpretation schlug F.Sarre [F.Sarre/E.Herzfeld, Iranische Felsreliefs (1910) 73]
vor. Er glaubte in ihr nicht die Frau Wahrāms II., sondern den Thronfolger, den späteren Wahrām III.,
zu erkennen. - Sowohl R.Göbl als auch L.Trümpelmann glauben in der Königin eher einen Prinzen zu
erkennen: R.Göbl, Sasanidische Numismatik (1968) 45 [Prinz]. - L.Trümpelmann, Šāpūr mit der
Adlerkopfkappe: Zur Investitur bei den Sassaniden. In: AMI N.F. 4(1971) 173-185; hier 176
[Kronprinz].
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.

Anonyma, Königin der Königinnen

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Das Silbergefäß von Sargveši38 (Abb. 9-11) in Form einer Kylix39 überliefert ein
eindrucksvolles Brustbild der Frau Wahrāms II. Es befindet sich im Museum of the
Society for the History of Ethnography of Georgia in Tiflis und ist wegen seines guten
Erhaltungszustandes und seiner klaren Darstellungsweise unentbehrlich für die Iko-
nographie dieser Königin der Königinnen. Charakteristikum der Kylix sind vier Medail-
lons, deren Zwischenräume mit einem Pflanzenmotiv verziert sind. Fest steht, dass
zwei von ihnen Wahrām II. mit seiner speziellen Krone darstellen: Der König wendet
sich mit dem bekannten Grußgestus zwei ihm nahestehenden Personen zu, deren
Interpretation jedoch umstritten ist. Das dritte Medaillon zeigt wohl nicht den Gott
Wahrām40, wie ich früher vermutet hatte, sondern eher den Thronfolger41. Er trägt
eine Haube, die in einem Pferdekopf endet, und hält das Diadem des Sieges, "the
diadem of victory", für Wahrām II. in der erhobenen rechten Hand. In der Person des
vierten Medaillons dürfte wohl die hier vorgestellte Anonyma, die Königin der Köni-
ginnen, abgebildet sein. Sie hält in der rechten Hand eine Blüte, die sie ihrem Ge-
mahl überreichen möchte. Die Elemente ihrer hohen Kronenhaube sind uns entwe-
der von Abbildungen auf den Münzen oder von dem Felsbild von Naqš-i Rustam be-
kannt. Deutlich sichtbar an dem Silbergefäß ist das um die Kronenhaube gebundene
Diadem, ferner das Wellenband sowie der Wangen- und Nackenschutz, den sie auch
auf dem Relief von Naqš-i Rustam trägt (Abb. 6a und 8).


38 P.O.Harper, Sasanian Medallion Bowls with human busts. In: Near Eastern Numismatics, iconogra-
phy, epigraphy and history. Studies in honor of G.C.Miles. Ed. by D.K.Kouymjian. Beirut (1974) 61-81;
hier 63f.; 70; fig. 2. - Ebenf. abgedr. in: P.O.Harper/P.Meyers, Silver vessels of the Sasanian period.
Vol. 1: Royal Imagery (1981) 24-39; hier 25; 30f.; 165; Pl. 2.
39 Nach W.G.Lukonin/A.Iwanow [Die Kunst Persiens (1996) 95] wurde die Kylix "vor dem Jahre 1917
im Dorf Sargweschi in Georgien gefunden. Möglicherweise gehörte 'er' [!] zu den Grabbeigaben einer
bedeutenden Persönlichkeit". - Nach W.G.Lukonin/A.Iwanow S. 91 hat das Silbergefäß von Sargveši
folgende Maße: Höhe 5,7 cm; Durchmesser 12,3 cm; Gewicht 676,1 g. Das Gefäß ist aus Silber ge-
schmiedet und vergoldet.- Eine exakte Beschreibung der Kylix gibt P.O.Harper, ibid. (1974) 63f., bzw.
(1981) 25, Pl. 2.
40 J.K.Choksy, A Sāsānian Monarch, his queen, crown prince, and deities: the coinage of Wahrām II.
In: AJN, 2 nd series, 1(1989) 134: "Finally a bust engraved in a medallion on the Sāsānian silver cup
discovered at Sargveshi in Georgia must have been intended to depict VǝrǝΘraγna and not the crown
prince, because king Wahrām II was shown paying reverence with a bent forefinger to the god who
may be identified by the horse-headed crown which he wears. Additionally, VǝrǝΘraγna extends a
plain diadem".
41 Für die Deutung als Thronfolger entschieden sich V.G.Lukonin und P.O.Harper: V.G.Lukonin, Vara-
chran II i Narse. In: VDI [1964(3)] 48-63; hier 55. - W[!].G.Lukonin, Persien II (1967) 202. -
P.O.Harper, ibid. (1974) 63f. - P.O.Harper/P.Meyers, ibid. (1981) 25. - R.Gyselen, Vahrām III (293)
and the Rock Relief of Naqsh-i Rustam II. In: BAI n.s. 19(2005[2009]) 29-36; hier 33: "...a royal prince
wearing a horse-head kulāf. While this prince has generally been considered to be the crown prince,
no real evidence can been adduced in support of this identification. He could instead be a royal prince
in charge of a kingdom".
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.

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a) b)




c) d)
Abb. 8: Kronenhauben der Anonyma, der Königin der Königinnen, der Ehefrau Wahrāms II.

a) und b) Münzen Wahrāms II. aus dem Kunsthistorischen Museum, Wien
c) Felsrelief von Sar Mašhad: Königin der Königinnen
d) Silbergefäß von Sargveši: Königin der Königinnen


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Abb. 9: Silbergefäß von Sargveši
Kunstmuseum Georgiens, Tbilissi, Inv.- Nr. R 13442





Abb. 10: Silbergefäß von Sargveši - Ausschnitte
Unteransicht des Gefäßes (links), Wahrām II (rechts)


42 Aus: V.G.Lukonin/A.Iwanow, Die Kunst Persiens (1996) 91; 93.
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a) b)



c) d)
Abb. 11: Silbergefäß von Sargveši (Details)
a) und c): Wahrām II.
b) und d): die Königin der Königinnen, Kronprinz oder ein Vizekönig?43


43 W.Lukonin/A.Iwanow, Die Kunst Persiens. Bournemouth (1996) 91; 93.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.

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L:
Quellen:

Geschichte:
U.Weber, Wahrām I., König der Könige von Ērān und Anērān (273-276 n.Chr.). In: Festschrift für Erich
Kettenhofen. Hrsg. von O.Tabibzadeh und T.Daryaee. Teheran (2008) 171-221. (Iranistik. Deutsch-
sprachige Zeitschrift für iranistische Studien. 5,1-2[2006-2007]). - s. ead., Prosopographie der
Sāsāniden im 3. Jahrhundert n.Chr. (2002ff.) →www.dr-ursula-weber.de/prosopographie überarb.
Version von 2021. - U.Weber, Wahrām II., König der Könige von Ērān und Anērān. In: Iranica Antiqua
44(2009) 559-643. - ead., Prosopographie der Sāsāniden im 3. Jahrhundert n.Chr. (2002ff.)
→www.dr.-ursula-weber.de/prosopographie überarb. Version von 2022.

Münzen:
V.G.Lukonin, Varachran II i Narse. In: VDI [1964(3)] 48-63; hier 61, Nr. 2; 62, Nr. 8. - id., Kul'tura
Sasanidskogo Irana: Iran v III-V vv.(1969) 174; Taf. VIII, 901.- id., Iran v III veke (1979) 116 [engl.
Übers.]; Tab. 5, Nr. 2 (S. 159). - R.Göbl, Sasanidische Numismatik. Braunschweig 1968. (Handbü-
cher der Mittelasiatischen Numismatik.I.) - M.Alram, Nomina Propria Iranica in Nummis. Material-
grundlagen zu den iranischen Personennamen auf antiken Münzen. Textband, Tafelband. Wien 1986.
(Iranisches Personennamenbuch.IV.)

Felsreliefs:
Das Felsrelief von Sar Mašhad:
E.Kettenhofen, Das Sāsānidenreich. Wiesbaden 1993. (TAVO - Karte B VI 3; hier Nebenkarte III.)
- E.Herzfeld, Reisebericht. In: ZDMG 80 = N.F. 5(1926) 225-284; hier 256f. - id., La sculpture rupest-
re de la Perse sassanide. In: RAA 5(1928) 129-142; hier 137. - id., Iran in the ancient East. London,
New York (1941) 325; Pl. CXXIII. - Repr. Teheran 1970; New York 1988. - K.Erdmann, Die Kunst
Irans zur Zeit der Sasaniden. Mainz (1943) 65f. - Durchges. Neuausg. Mainz 1969. - id., Die sasani-
dischen Felsreliefs von Barm i Dilak. In: ZDMG 99(1945-1949) 50-57; hier 56 Anm. 4. - R.N.Frye, An
epigraphical Journey in Iran, 1948. In: Archaeology 2(1949) 186-192; hier 188ff. - L.Vanden Berghe,
L'Archéologie de l'Irān ancien. Leiden (1959) 51f.; Pl. 74a. (Documenta et Monumenta Orientis Anti-
qui.6.) - 2e éd. Leiden 1966. - R.Ghirshman, Iran. Parther und Sasaniden. München (1962) 173. -
E.F.Schmidt, Persepolis III. The royal Tombs and other monuments. Chicago (1970) 132f. (The Uni-
versity of Chicago Oriental Institute Publications.LXX.) - W.Hinz, Altiranische Funde und For-
schungen. Berlin (1969) 215ff.; Taf. 134-135. - G.Herrmann, The Sculptures of Bahrām II. In: JRAS
(1970) 165-171; hier 167. - A.D.H.Bivar, Cavalry equipment and tactics on the Euphrates frontier. In:
DOP 26(1972) 271-291. - L.Trümpelmann, Das sasanidische Felsrelief von Sar Mašhad. Berlin
1975. (Iranische Denkmäler. Lfg. 5 enthaltend Reihe II: Iranische Felsreliefs A.) - [s. dazu die folgen-
den Rezensionen: Ph.Gignoux, StIr 4(1975) 273-274. - H. von Gall, ZA 67(1977) 149-152. - R.Göbl,
OLZ 73(1978) 379-383. - H.Humbach, ZDMG 129(1979) 402-403. - P.O.Harper/P.Meyers, Silver
Vessels of the Sasanian period. Vol. 1: Royal Imagery. New York (1981) 38 Anm. 50. - M.C.Root,
JNES 38(1979) 223-224. - D.Thompson, BiOr 38(1981) 717-719]. - A.D.H.Bivar, The absolute Chro-
nology of the Kushano-Sasanian governors in Central Asia. In: Prolegomena to the sources on the
history of Pre-Islamic Central Asia. Ed. by J.Harmatta. Budapest (1979) 317-332; hier 326f. -
K.Mosig-Walburg, Die frühen sasanidischen Könige als Vertreter und Förderer der zarathustrischen
Religion. Frankfurt a.M. (1982) 80. (EHS, Reihe III, 166.) - P.O.Skjaervø, Kirdir's Vision: translation
and analysis. In: AMI 16(1983) 302. - L.Vanden Berghe, Reliefs rupestres de l'Irān ancien. Photo-
graphie E.Smekens Bruxelles (1983) 81, 138 cat. nos 68-70; Taf. 29. - P.Calmeyer/H.Gaube, "Eine
edlere Frau als sie habe ich nie gesehen". In: Papers in honour of Professor Mary Boyce. Ed. by
J.Duchesne-Guillemin. Leiden, Téhéran 1(1985) 43-60; hier 43-49. (AcIr.24.)(Hommages et Opera
Minora.10.) - Ph.Gignoux, La signification du bas-relief sassanide de Sar Mašhad. In : Medioiranica.
Proceedings of the International Colloquium organized by the Katholieke Universiteit Leuven from the
21st to the 23rd of may 1990. Ed. by W.Skalmowski and A. van Tongerloo. Leuven (1993) 71-78. (Ori-
entalia Lovaniensia Analecta.48.) - K.Tanabe, The Lions at Sar-Mašhad and the lion-hunt of Bahram
II - an additional note to Leo Trümpelmann's monograph. In: al-Rāfidān 9(1990) 29-43; 10 fig. -
P.O.Skjaervø, Counter-Manichean Elements in Kerdīr's inscriptions. Irano-Manichaica II. In: Atti del
Terzo Congresso Internazionale di Studi "Manicheismo e Oriente Cristiano Antico". Arcavacata di
Rende - Amantea 31 agosto - 5 settembre 1993. A cura di L.Cirillo/A. van Tongerloo. Brepols (1997)
313-342; hier 317. (Manichaean Studies.III.) - M.Abkaʻi-Khavari, Das Bild des Königs in der Sasa-
nidenzeit. Schriftliche Überlieferungen im Vergleich mit Antiquaria. Hildesheim, Zürich, New York
(2000) 35 Anm. 116; Abb. 22.
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.

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Das Felsrelief von Naqš-i Rustam II:
R.K.Porter, Travels in Georgia, Persia, Armenia, ancient Babylonia. Vol. 1(1821) 557-559; Pl. 24. -
E.Flandin/P.Coste, Voyage en Perse pendant les années 1840 et 1841: Perse ancienne. Paris
2(1851) Pl. 188. - F.Sarre/E.Herzfeld, Iranische Felsreliefs. Aufnahmen und Untersuchungen von
Denkmälern aus Alt- und Mittelpersischer Zeit. Berlin (1910) 71-73; Taf. V. - E.Herzfeld, La Sculpture
rupestre de la Perse sassanide. In: RAA 5(1928) 136f.; fig. 15.- K.Erdmann, Die Kunst Irans zur Zeit
der Sasaniden. Mainz (1943) 64. - Durchges. Neuausg. Mainz 1969. - R.Göbl, Sasanidische Numis-
matik. Braunschweig 1968. (Handbücher der Mittelasiatischen Numismatik.I.) - W.Hinz, Altiranische
Funde und Forschungen. Berlin (1969) 191-198; Taf. 117-122; 124-126. - G.Herrmann, The Sculp-
tures of Bahrām II. In: JRAS (1970) 165-171; hier 168; Pl. V; VI d. - E.F.Schmidt, Persepolis III. The
royal Tombs and other monuments. Chicago (1970) 129f.; Pl. 86-87.(The University of Chicago Orien-
tal Institute Publications.LXX.) - L.Trümpelmann, Šāpūr mit der Adlerkopfkappe: Zur Investitur bei
den Sassaniden. In: AMI N.F. 4(1971) 173-185. - K.Mosig-Walburg, Die frühen sasanidischen Köni-
ge als Vertreter und Förderer der zarathustrischen Religion. Frankfurt a.M. (1982) 81-82. (EHS, Reihe
III,166.) - L.Vanden Berghe, Reliefs rupestres de l'Irān ancien. Bruxelles (1983) 78; 134 cat. nos 55-
57; Pl. 26. - R.Gyselen, Vahrām III (293) and the Rock Relief of Naqsh-i Rustam II: A Contribution to
the Iconography of Sasanian Crown Princes in the Third Century. In: Iranian and Zoroastrian Studies
in honor of P.O.Skjaervø. Ed. by C.Altman Bromberg, N.Sims-Williams, and Ursula Sims-Williams.
Bloomfield Hills, Michigan (2009) 29-36. (Bulletin of the Asia Institute, n.s. 19(2005[2009]).


Metallkunst:
Silbergefäß von Sargveši(Georgien):
J.I.Smirnov, Vostočnoe Serebro. St. Petersburg 1909. - G.Chubinashvili [Tschubinaschwili], Der
Fund von Sargweschi. In: Izvestija Kavkazskogo istoričeskogo-arkheologičeskogo Instituta [Bulletin de
l'Institut d'histoire et d'archéologie à Tiflis] III(1925) 83-86; Pl. II. - V.G.Lukonin, Iran v ėpochu
pervych Sasanidov, Očerki po istorii kul'tury [Iran in the time of the first Sasanians: Essays on cultural
history]. Leningrad (1961) 56; Pl. XIII-XV. - id., Persien II. Dt. Bearbeitung: W.Hinz. München, Genf,
Paris (1967) 202; Abb. 207. - id., Kul'tura Sasanidskogo Irana: Iran v III-V vv. Očerki po istorii kul'tury
[The Culture of Sasanian Iran: Iran in the 3th - 5th centuries: Essays on cultural history]. Moskva (1969)
112; 174; 176f. 179; 193; Fig. 22a und b. - K.Machabeli, Pozdneantičnaja torevtika Gruzii. In: Akad-
emija Nauk Gruzinskoj SSR. Tbilisi (1976) 116-121. - P.O.Harper, Sasanian Medallion Bowls with
human busts. In: Near Eastern Numismatics, iconography, epigraphy and history. Studies in honor of
G.C.Miles. Ed. by D.K.Kouymjian. Beirut (1974) 61-81; hier 63f.; 70f.; fig. 2. - Ebenf. abgedr. in:
P.O.Harper/P.Meyers, Silver vessels of the Sasanian period. Vol. 1: Royal Imagery. New York 1981;
24-39; hier 25; 30f.; 165; Pl. 2. - V.G.Lukonin, Iran v III veke. Novye materialy i opyt istoričeskoj
rekonstrukcii. Moskva (1979) 28-38. - W. [!], Lukonin/A.Iwanow, Die Kunst Persiens. Hrsg.: P.André.
Aus d. Russischen übertragen von H.Lange. Bournemouth (1996) 91; 93.

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Personenlisten der Šābuhr-Inschrift44

Šābuhr I., König der Könige
Ādur-Anāhīd, Königin der Königinnen, Unsere Tochter [ŠKZ I 1]
1. Aufzählung der
Nachkommen
Šābuhrs I. nach dem
Protokoll.
Ohrmezd-Ardašīr, Großkönig der Armenier, Unser Sohn [ŠKZ I 2]
Šābuhr, König von Mēšān, Unser Sohn [ŠKZ I 3]
Narseh, König von Hind(estān), Sagestān und Turān bis
ans Meeresufer, unser Sohn [ŠKZ I 4]
Sāsān, Herr [ŠKZ I 5]
Pābag, König von Fārs [ŠKZ I 6]
Šābuhr, König, Sohn des Pābag [ŠKZ I 7]
Ardašīr I., König der Könige [ŠKZ I 8]
Xwar(r)ānzēm, Königin des Reiches [ŠKZ I 9]
Ādur-Anāhīd, Königin der Königinnen (s.o. ŠKZ I 1)
2. Aufzählung der
Nachkommen
Šābuhrs I. nach dem
Lebensalter.
Dēnag, Königin, (Tochter Šābuhrs I. ?) [ŠKZ I 10]
Wahrām, König von Gēlān (der spätere Wahrām I.) [ŠKZ I 11]
Šābuhr, König von Mēšān (s.o. ŠKZ I 3]
Ohrmezd-Ardašīr, Großkönig der Armenier (s.o. ŠKZ I 2]
Narseh, König der Saken (s.o. ŠKZ I 4]
Šābuhrduxtag, Königin der Saken [ŠKZ I 12]
Narsehduxt, Herrin der Saken [ŠKZ I 13]
Čašmag, Herrin [ŠKZ I 14]
Pērōz, Prinz [ŠKZ I 15]
*Murrōd, Herrin, Mutter Šābuhrs I. [ŠKZ I 16]
Narseh, Prinz [ŠKZ I 17]
Rōdduxt, Prinzessin, Tochter der Anōšag [ŠKZ I 18]
Warāzduxt, Tochter der Xwar(r)ānzēm [ŠKZ I 19]
Staxryād, Königin [ŠKZ I 20]
Hormezdag, Sohn des Königs der Armenier [ŠKZ I 21] s. ŠKZ I 2
Neun Enkel und
Enkelinnen
Šābuhrs I.
Hormezd, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 22] s. ŠKZ I 3
Hormezdag, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 23] s. ŠKZ I 3
Ōdābaxt, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 24] s. ŠKZ I 3
Wahrām, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 25] s. ŠKZ I 3
Šābuhr, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 26] s. ŠKZ I 3
Pērōz, Sohn des Königs von Mēšān [ŠKZ I 27] s. ŠKZ I 3
Šābuhrduxtag, Tochter des Königs von Mēšān [ŠKZ I 28] s. ŠKZ I 3
Ohrmezd(d)uxtag, Tochter des Königs der Saken [ŠKZ I 29] s. ŠKZ I 4

(Die Namen der Mitglieder der engeren Königsfamilie sind fett gedruckt)
Tabelle 2: Genealogie Šābuhrs I. in der Šābuhr-Inschrift.

44 Nach Ph.Huyse, ŠKZ 1(1999) § 33-51.(CII P. III,1,1,1)
Prosopographie des Sāsānidenreiches im 3. Jahrhundert n.Chr.

Anonyma, Königin der Königinnen

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1. Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Wahrām II. und die Königin der Königinnen ......................................................................... 2
Abb. 2: Wahrām II. und die Königin der Königinnen ......................................................................... 4
Abb. 3: Felsrelief Wahrāms II. von Sar Mašhad: Wahrāms II. Kampf mit einem Löwen ................ 6
Abb. 4: Felsrelief Wahrāms II. von Sar Mašhad: Wahrāms II. Kampf mit einem Löwen ................ 7
Abb. 5: Felsrelief Wahrāms II. von Sar Mašhad .................................................................................. 7
Abb. 6: Felsrelief Wahrāms II. von Naqš-i Rustam (II) ....................................................................... 8
Abb. 7: Felsrelief Wahrāms II von Naqš-i Rustam (II) - Ausschnitt ................................................. 9
Abb. 8: Kronenhauben der Anonyma, der Königin der Königinnen, der Ehefrau Wahrāms II. ... 11
Abb. 9: Silbergefäß von Sargveši ...................................................................................................... 12
Abb. 10: Silbergefäß von Sargveši - Ausschnitte............................................................................ 12
Abb. 11: Silbergefäß von Sargveši (Details) ..................................................................................... 13